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Vom fahrenden Auto aus hat Rosler auf dem Highway Interstate 5 bei San Diego, in der Gegend, in der sie zu dieser Zeit lebte, weite Blumenfelder gefilmt - Blumen sind einer der wenigen nicht-militärischen Wirtschaftszweige dieser Gegend. Die farbenprächtigen Blumenfelder können zunächst von der Ferne bewundert werden. Mittels Zoom ist schließlich zu erkennen, wie diese abstrakte Farbflächenmalerei entsteht: durch mexikanische Arbeiterinnen, die sich bücken und niederknien. Blicke auf vorbeifahrende Autos und LKWs, ein romantischer Blick über die Szene in der Nacht, Aufnahmen von Palmen vor dem Pazifik beenden dieses Road-Movie. (Sabine Breitwieser).

Martha Rosler ist eine der politisch engagiertesten Künstlerinnen ihrer Generation. Ihr Interesse besteht vor allem darin, Kommunikationsangebote zu schaffen, die zur Debatte gesellschaftlicher Fragestellungen auffordern. In den vergangenen vier Jahrzehnten entwickelte sie eine Vielzahl interventionistischer Praktiken und Strategien, in denen den bildproduzierenden technischen Medien eine zentrale Rolle zukommt.

Die Auseinandersetzungen, die sie in ihren Fotografien, Video- und Textarbeiten, Installationen und Performances führt, finden ihren Ausgangspunkt zumeist in den scheinbaren Ritualisierungen des Alltags - in dem, was gewöhnlich und selbstverständlich erscheint: wohnen, sich ernähren, einkaufen, Nachrichten sehen, Zeitung lesen, Auto fahren, fliegen, reisen ... Indem Rosler diese Rituale - oft in überspitzter Form - vorführt und zugleich komplexen Untersuchungen über ihre Einbettung in gesellschaftliche Zusammenhänge unterzieht, macht sie sichtbar, auf welche Art und Weise diese Tätigkeiten gesellschaftlichen Normierungen unterliegen bzw. scheinbare Selbstverständlichkeiten ökonomische Machtverhältnisse verbergen.

Rosler verwendet seit Mitte der 1970er Jahre die Videotechnik. Es ist jene Frühzeit des Mediums, in der es sich - angesichts der verstärkten Präsenz des Fernsehens - als antipiktoriales Verfahren geradezu aufdrängt. Es bietet dokumentarische Potenziale ebenso wie die Möglichkeit des Zueinanderführens respektive Gegeneinanderstellens von Bild und Text und wie die der direkten, kommunikativen Ansprache des Publikums. Rosler nutzt all diese Möglichkeiten im Sinne ihres aufklärerischen Impetus, der nicht selten von einem zum Grotesken neigenden Humor getragen ist.

Flower Fields zählt zu jenen Werken Martha Roslers, die ihre Radikalität aus ihrer ästhetischen Sprödigkeit beziehen. Der in ihrem Werk eher selten Anwendung findende Verzicht auf eine Tonspur unterstreicht die scheinbare Banalität der Bilder zusätzlich. Und es geht hier tatsächlich nicht um den besonderen Moment von zeitloser Gültigkeit, der in ästhetischer Sublimierung verarbeit wird. Rosler ist eher an der Produktion von Zeugenschaft und an Analyse interessiert. In diesem Fall reicht es aus, im wortwörtlichsten Sinne 'genauer hin zu schauen'.

Martha Rosler, geboren in New York, wo sie lebt, studierte bis 1965 am Brooklyn College der City University in New York und erhielt 1974 den Master of Fine Arts an der University of California in San Diego. Sie unterrichtete unter anderem an der Städelschule, Frankfurt a. M., an der Columbia University und dem Whitney Museum of American Art in New York.

Ihre Arbeiten wurden u. a. auf der Documenta 7 und 12 in Kassel, in Europa erstmalig umfangreich 1999 in der Generali Foundation Wien gezeigt.

2005 wurde Martha Rosler der Spectrum - Internationaler Preis für Fotografie der Stiftung Niedersachsen zugesprochen. Die die Ausstellung im Sprengel Museum Hannover begleitende Publikation (sie enthält unter anderem die Dokumentation eines ausführlichen Gespräches zwischen Martha Rosler, Molly Nesbit und Hans Ulrich Obrist) finden Sie am Informationstresen des Sprengel Museum Hannover.

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Martha Rosler. Flower Fields