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Die Ausstellung zeigt Ausschnitte aus drei zentralen Werkgruppen, die Martin Gostner (* 1957, Innsbruck) seit geraumer Zeit verfolgt. Seine skulpturalen Arbeiten bergen bewusst eine gewisse Dramaturgie und stellen Geschehenes in einer geschichtlichen, die Gegenwart beleuchtenden Analyse oder in einem zutiefst persönlichen, privaten Kontext dar. Im ersten Galerieraum auf der dazugehörigen Transportkiste wurde die Arbeit „zu breit, zu weit“ (2002) plaziert. „Fragmente einer Luftmatratze liegen wie angespültes Strandgut in einer Lacke aus Silikon, von einem Gespinst aus Heißkleber teilweise eingesponnen, ein >Requisit des Scheiterns< (Gostner), dessen Protagonist im Off verbleibt." Ein Torso aus einer ausgeschäumten Damenschlaghose, trägt, alleine für sich stehend und in halb kniender Pose, auf dem Hosenbund die Aufschrift „Karma again", die zugleich Ausstellungstitel ist und, auch autobiografisch bedingt, eine Wiederaufnahme jener Handlungen bedeutet, die über die eigene Zukunft entscheiden, im Buddismus über die Form der Wiedergeburt. In diesem Zusammenhang ist auch die Skulptur „After my death I would like to be a paradise for birds" (2003) zu sehen, die einen zukünftigen Lebensraum für Vögel darstellt, wobei das dazugehörige Vogelbad aus einem Körperabdruck des Künsters besteht. Die Wandarbeit „Ahne im Schnee“ (1997) hingegen greift die individuelle Vergangenheit auf. Die drei Sprachsäulen, Zitate aus Thomas Bernhards „Frost", jeweils in der Vergangenheitsform, der Gegenwartsform und im Konjunktiv verfasst, verweisen auf Gostners „Koordinatensystem:“ Erinnern u. Vergessen - Augenblick - Vorstellung.

In seinen grafischen Arbeiten stellt Gostner, wie bei seinen Plakaten und, in dieser Ausstellung, mit den Etikettenarbeiten eine Verbindung zwischen Dichtung und Zeichnung her. Auf diesen werden verschiedene Begriffe mit Schreibmaschine auf die Aufkleber eines Normblatts geschrieben. Collageartig sind Worte zusammengefügt, ganze Felder ausgespart oder ein Wort wiederholt. Jedes Wort auf dem Textfeld steht nicht nur in einem Sinnzusammenhang nach allen Seiten, sondern singulär auch für sich. Dem Gegenstand Sprache wird auf diese Weise eine zweidimensionale Qualität verliehen, wodurch auch ein kritisches Gleichgewicht zwischen Text und Bild entstehen kann. Diese Bildlichkeit wird zusätzlich gesteigert, wenn der Kontrast von Licht und Schatten wie auf einer Bühne zum Einsatz kommt.

Zu Beginn der neunziger Jahre entstehen die ersten Wattearbeiten. Der Künstler bezeichnet das Material Watte als „Apparat“ und versteht darunter, von der ursprünglichen Bedeutung des Begriffs ausgehend, einen „Vorrat an visuellen Werkzeugen.“ Mit Watte werden taktil erfassbare Eigenschaften und bestimmte Gebrauchsfunktionen assoziiert, der visuelle Eindruck vermittelt Weichheit, Unschärfe oder das Nicht-Fassbare. Diesem Werkstoff kann zwar eine bestimmte Form verliehen werden, doch eine genaue Definition oder Begrenzung bleibt unmöglich. „Wenn man davon ausgeht, dass der optimale visuelle Apparat der mit dem größtmöglichen Vorrat an visuellen Werkzeugen ist, so besitzt eine Plastik aus Watte, die dem Schweifen des Auges in Ihrer Gestaltlosigkeit die weitgehendsten Möglichkeiten lässt, den größten Vorrat.“ Neben skulpturalen Wattearbeiten, wie sie in der Galerie gezeigt werden, sind auch gesamte Rauminterventionen entstanden, bei denen nun auch die akustische Präsenz des Materials wahrnehmbar wird. Pressetext

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Martin Gostner - KARMA AGAIN