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In dieser Ausstellung erschaffen Erwan Mahéo und Isabelle Arthuis ein Umfeld, in dem Skulpturen und Fotografien sich vermischen, sich ergänzen und sich gegenseitig verstärken, ohne ihre Eigenständigkeit zu verlieren. Die Mathematik wird bei ihnen als abstrakte Landschaft angesehen. Diese Arbeiten, wie auch die Landschaft im weiteren Sinne, erhalten gewissermassen eine metaphysische Dimension. Was man sieht, ist nicht immer tatsächlich vorhanden. Die Wirklichkeit verändert sich ohne Unterlass. Das Positive steht im Dialog mit dem Negativen, das Schwarze mit dem Weissen, die Lichtseite mit der Schattenseite, das Nahe mit dem Entfernten, das Innere mit dem Äusseren, das Weibliche mit dem Männlichen… Für die Ausstellung Mathématiques wurden Rosa- und Rotfilter an den Fenstern angebracht, welche Licht- und Farbreflexionen erzeugen. Der Betrachter wird zum wahrnehmenden Subjekt, er intensiviert seinen Kontakt mit der Welt und verstärkt sein Bewusstsein in Verbindung mit der Präsenz von Gegenständen. Dieser Kontakt mit der Welt und dieses Wahrnehmungsfeld schlagen uns ohne Unterlass entgegen «wie Wellen, die am Strand ein Wrack umspülen». Daraus entsteht eine gewisse Anspannung und es macht sich eine beunruhigende Fremdartigkeit bemerkbar.

Im 19. Jahrhundert sagte Auguste Comte von der Mathematik, dass sie eine Wissenschaft sei, die mittels deduktiver Schlüsse die Eigenschaften abstrakter Wesen sowie deren Beziehungen untereinander untersucht. René Descartes seinerseits definierte die Mathematik als «Regeln zur Leitung des Geistes». Die Plakate - La Grotte de Donant, 1999 –, die Fotoserien - Meta ta phusika und Transcendance, 2004 - von Isabelle Arthuis sowie die Installation und die Skulpturen – Fantasme ("The Flying Hollow Mountain") und Plan de mathématiques / patchwork, 2004 - von Erwan Mahéo gehen hier vielfältige Beziehungen im Raum wie auch in der Zeit ein. Sie eröffnen neue geistige Horizonte und laden zu einer Reise ein.

Wie eine Art Echo zur Ausstellung Mathématiques erschliesst die Ausstellung Résonances 1 im ersten Stockwerk neue rhizomatische Perspektiven und präsentiert jüngere Werke von fünf Freiburger Künstlern. Diese Ausstellung vereint eine Vielzahl von Techniken: Bildhauerei, Fotografie, Grafik, Malerei, Videokunst. Die Künstler bewegen sich zwischen Kunst und Realität und spielen mit der Wahrnehmung, um die sensiblen Seiten des Lebens zum Ausdruck zu bringen und so eine aus Fraktalen zusammengesetzte Landschaft wiederzugeben. Parasol(s), ein Video von Sarah Glaisen, enthüllt eine Traumlandschaft, die von Anahit Simonian und Pierre Guinot vertont wurde. Sie erzählt in einer eher sensorischen Schilderung von individuellen und kollektiven Beziehungen. Mit Bornage (rolling stone) führt uns st-denis® an die Reise heran. Er baute ein bis drei massstabsgetreue Strandsegler, die durch Triangulation einen geografischen Raum schaffen, der je nach den zufallsbedingten Richtungsänderungen des Windes und der Umgebung ständig verändert wird. Bei Christiane Hamacher und ihrer Wandzeichnung Vague ist die Landschaft der Hinweis auf ein kollektives Gedächtnis, das durch die malerische Geste des Künstlers abgebildet wird. Die erlebten Erfahrungen tauchen aus dem archivarischen Chaos auf und finden durch die Linie und die Zeichnung eine Form und eine Ordnung, welche den Dialog zwischen Gedächtnis und Wahrnehmung darstellen. Viel geheimnisvoller ist das Panorama von Lauris Paulus, in dem sich eine elektronische Landschaft an eine künstliche Wolke anschliesst. Die Gemälde von Nicolas Pages lehnen sich häufig an seine schriftstellerische Tätigkeit an. Indem es den Betrachter auffordert, den Raum zu erforschen, welcher die visuelle von der verbalen Sprache trennt, stellt dieses Werk einen Bezug zwischen Wahrnehmung und Intellekt her.

Auch wenn die Mathematik ebenso wie die Kunst Sprachen sind, um die sensible Wirklichkeit zu beschreiben, reflektieren sie auch die Poesie und die Komplexität, welche dieser innewohnen.

Übersetzung: Transit TXT, September 2004 Pressetext

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2. Oktober - 19. Dezember 2004
MATHÉMATIQUES / RÉSONANCES

MATHÉMATIQUES
Isabelle Arthuis & Erwan Mahéo

RÉSONANCES
Sarah Glaisen - Pierre Guinot & Anahit Simonian,
Christiane Hamacher, Nicolas Pages, Lauris Paulus, st-denis©