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Double Back ist eine Ausstellung von Gemälden, die sich mit der intimen Beziehung zwischen Abstraktion, Negation und Sehen (Verstehen) auseinandersetzt. Da der Akt des Schauens (Suchens) häufig ein notwendiger Schritt in Richtung Sehen ist, nutzt diese Ausstellung bestimmte inhärente Qualitäten der Malerei, wie die Illusion, die Verschiebung und Verschleierung, um seine schleichenden Qualitäten im Akt des Schauens zu verstärken. Eine Handlung, die in ihrer Wurzel politischer Natur ist, kulturell aber häufig verdrängt wird. Eingebettet in den starren Rahmen der formalistischen Abstraktion, betont Double Back den entscheidenden Augenblick, wenn Zuschauer gezwungen sind ihre Staatsbürgerschaft abzulehnen, um einen singulären Weg des Engagements einzuschlagen, wo autonomes Schauen und Sehen notwendig ist, um neue individuelle Bedeutungen entstehen zu lassen. Die hier ausgestellten Werke befinden sich an einem neuralgischen Punkt; sie schwanken zwischen wörtlicher und philosophischer Bedeutung und propagieren eine Atmosphäre der Anti-Neutralität.

Die Arbeit Impasse: Cutting Board zum Beispiel besteht aus zwei Bildern, die beide eine Seite eines hölzernen Schneidebretts nachbilden und an gegenüberliegenden Seiten eines Raumes aufgehängt werden. Beim Betreten des Raumes bleibt es dem Betrachter überlassen zu entscheiden, welches der beiden er zuerst betrachten möchte, da er nie in der Lage sein wird, beide Gemälde gleichzeitig in sein Blickfeld zu bekommen. Ein anderes Gemälde, Back, zeigt die Rückseite eines Badezimmerspiegels. Während ein Spiegel in der Regel als eine Form flüchtiger oder subjektiver Reflektivität betrachtet wird, sucht Back nach Alternativen innerhalb dieser Möglichkeiten. Die graue, monochrome Malerei erweist sich dabei als eine Art Archiv von Fingerabdrücken, Kratzern und Flecken auf seiner Oberfläche, die das Alter des Spiegels zeigt und die vielen Begegnungen mit seinen Nutzern dokumentiert. Reflektivität wird so mehr in einem historischen und sozialen Sinn verstanden, statt in der üblichen Bezüglichkeit, die wir zu Objekten und Dingen pflegen. Die Gemälde präsentieren uns mit fast forensischer Präzision die Oberfläche der Objekte, die uns vollkommen vertraut ist, gleichzeitig behalten sie aber auch ihre vorläufige industrielle Ästhetik bei, in der sich Abstraktion und Intimität als Oppositionen verbinden.

Matthew Metzger verwendet Malerei als ein konzeptionelles Mittel, um dem Betrachter ein Gefühl der kritischen Selbstreflexion – bezüglich des Subjekts der Geschichte, der Wahrnehmung und der Sprache – einzuschreiben. All dies schließt sich zu einer intimen und vorsätzlichen Demontage des empirischen Wissens innerhalb des Betrachters zusammen. Damit diese Offenlegung jedoch stattfinden kann, muss die Materialität des Kunstwerks undeutbar bleiben und sowohl formal als auch konzeptionell zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion oszillieren. Aus diesem Grund beginnt Metzger seine Praxis auch mit einer Gegenüberstellung des Greenbergschen Formalismus der modernistischen Abstraktion, mit einer Thematisierung der Oberfläche statt des Raumes. Insbesondere die Flächen bei denjenigen Objekten, die banal, funktionslos und vertraut zu sein scheinen und deren Gebrauchswert nun nutzlos geworden ist. Diese Objekte wurden nach ihrer Fähigkeit ausgewählt, ihre eigene Entstehungsgeschichte zu verkomplizieren, während sie gleichzeitig mit unheimlicher Leichtigkeit in die hermetische Geschichte der malerischen Abstraktion hineinpassen.

Matthew Metzger (geb. 1978, Chicago, USA), lebt und arbeitet in Chicago. Er besuchte die University of Chicago und die Skowhegan School of Painting and Sculpture Residency Program. Zu seinen aktuellen Ausstellungen gehört Three Specific Works in der Tony Wright Gallery, Chicago und Nocturne, a UBS 12 x12 New Artists/New Work show am Museum of Contemporary Art in Chicago.

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Matthew Metzger. Double Back