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Welchen Vorstellungen und Konzepten, eigenen und projizierten Bildern folgt unsere Wahrnehmung, wie verhalten sich Realität und Fiktion, Pose und Inszenierung zueinander? Diese Fragen sind zentrale Aspekte der in der Ausstellung versammelten künstlerischen Ansätze. Sie reflektieren aus unterschiedlicher Perspektive, dass Alltagswahrnehmung stets medial durchdrungen ist – eine Beobachtung, die die Kunst und die Medientheorie, aber auch die Sozial- und Politikwissenschaften beschäftigt, etwa wenn Arjun Appadurai feststellt, „dass Leben heute mindestens gleichermaßen ein Akt von Projektion und Einbildungskraft ist wie des Ausagierens bekannter Drehbücher oder eine Folge voraussagbarer Ereignisse“ (Beck, 1998). Die Massenmedien, so der in Yale lehrende Anthropologe, führen in dem weltweit zu beobachtenden Prozess der Enträumlichung von Personen und Vorstellungen ein großes Spektrum verschiedener Lebensformen und Identifikationsangebote vor Augen, die auf die Gestaltung des Alltags rückwirken. Die in der Ausstellung gezeigten künstlerischen Werke verknüpfen das Zusammenspiel von medial geprägten und erlebten, vorgestellten und erinnerten Bildern und Versatzstücken nicht selten mit einem autobiografischen Moment, das vorhandenen „Scripts“ folgt und sich ihnen zugleich entzieht; Referenzfelder sind neben Printmedien, Fernsehen und Kino u. a. auch Elemente des Dokumentarischen, wobei die von den KünstlerInnen verwendeten Medien neben Video und Film auch Fotografie, Collage und Rauminstallation umfassen. Sie verdichten vorhandene mediale Inszenierungen und verschränken bestehende und projizierte Räume zu filmisch-skulpturalen Wahrnehmungsmodellen, in denen bewusste Erinnerung und unbewusstes Erleben ineinander fließen. In diesen Situationen konstruiert-gestellter Alltäglichkeit werden bekannte Wahrnehmungsmuster von der „Wirklichkeit“ quasi überholt bzw. wird diese Unterscheidung schwierig. Ein wiederkehrendes Motiv sind dabei die semantischen Verschiebungen, die kulturellen und kommunikativen „Missverständnisse“, die entstehen können, wenn verschiedene soziale, politische, ökonomische und kulturelle Kontexte aufeinander treffen bzw. die Akteure sich in ein nicht vertrautes Umfeld begeben, sozusagen das »System« wechseln. Deutlich wird dies insbesondere durch den Einsatz unterschiedlicher, heterogener (ästhetischer) Sprachen. Sie lassen nicht nur neue Erzählungen entstehen, sondern reflektieren auch die Medien und die Struktur des Entwerfens, Erzählens und Erinnerns. Pressetext

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Mehrfach belichtet / Multiple Exposure
Kuratorin: Astrid Wege

mit Matti Braun, Ricarda Denzer, Jeanne Faust / Jörn Zehe, Katarzyna Jozefowicz, Rachel Khedoori, Philipp Lachenmann, Bruno Serralongue