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Eröffnung: 6. Juli 2007, 18 - 20.00

Melanie Schiffs frühe Fotografien waren von Musik inspiriert, die sie geliebt hat – The Jesus Lizard, Big Black, Sonic Youth. „Da gab es so eine emotionale Dringlichkeit in diesen Songs“ beschreibt Schiff. „Du hörst einen traurigen Song, und es fühlt sich an, als ob es dein eigenes Erlebnis wäre, und so wollte ich Kunst machen, so wollte ich fotografieren.“

Während ihrer Ausbildung hat sie in New York auch bei Carolee Schneemann studiert, einer bekannten Performance-Künstlerin, die sie wie die ebenfalls als feministische Künstlerinnen bekannt gewordenen Hannah Wilke und Ana Mendieta beeinflusst haben. Bei einer ganzen Reihe von Schiffs Fotografien kann man nachvollziehen, wie sie versucht, den/ihren Körper mit der Umgebung in Beziehung zu setzen und zu verbinden. In „Mud Reclining“ liegt die Künstlerin schlammverkrustet am Rand eines mit Moos bewachsenen trockenen Wasserlochs in Florida unter Palmen, wie in einem paradiesischen Urwald. Nur die hellen, sauberen Zehenspitzen, das weitgehend saubere, weiße Gesicht und der Slip signalisieren, dass es sich hier nicht um ein Bild aus einem heidnischen Ritual handelt – sondern, wenn man die Fotografien von Valie Export kennt, eher um eine Adaption des berühmten Fotos, auf dem sich Export auf den Boden gelegt hat und mit ihrem Körper die Kurvung des Bordsteins nachbildet.

Natur und Kultur kommen in „Waterbirth“ zu einer sehr glücklichen Verbindung, eine schwerelose, traumhafte Atmosphäre, die durch das gleißende und doch weiche weil indirekt einfallende Sonnenlicht erzeugt wird. Eine große, anmutig geschwungene Zimmerpflanze steht zum Abduschen in der Badewanne, und eine ganze Armada von Shampooflaschen steht Spalier in diesem ziemlich surrealen Arrangement. Eine vergleichbare Stimmung prägt auch das „Studio“, ein verwunschener Dachboden mit drapierten Tüchern und rohem Holzboden, auf dem auf der linken Seite als Ergebnisse der abwesenden Künstlerin bemalte Blätter wie Wäschestücke zum Trocknen aufgehängt sind. Wieder ist es das einfallende Licht, wie bei einem Stapel von CD-Hüllen, die einem alltäglichen Motiv seine formalen Grenzen gibt; seine Stimmung sowieso. Die in der oberen Bildhälfte als eine Barriere aufgestellten Plastikhüllen werden komplett schwerelos durch das gleißende Sonnenlicht, sie verlieren ihre Banalität als Gebrauchsgegenstände und verwandeln sich in mystische Kultobjekte.

Die Fotos sind weit entfernt von Rebellion oder Widerstand, auch wenn sie Dinge aus der Jugendkultur wie CD-Hüllen und Bierflaschen darstellen, sondern ihre Fotos bewähren sich als meditative Reflexionen, die unspektakuläre Momente von einfacher Schönheit einfangen. Schiffs Fotografien sind hell ausgeleuchtete Stillleben von locker angeordneten, schwerelos wirkenden Kompositionen des täglichen Lebens, manchmal wie eine schläfrige Nachmittags-Fantasie.

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Melanie Schiff
Water Birth