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Meret Oppenheim war eine der ungewöhnlichsten Frauen und zugleich eine der eigenwilligsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Sie hat sich als Einzelgängerin nie auf nur einen Stil festlegen lassen – auch wenn immer wieder der Versuch unternommen wird, ihr vielfältiges und breit gefächertes, aber nicht beliebiges Œuvre dem Surrealismus zuzuordnen. Frühen Ruhm erlangte sie durch das legendäre „Déjeuner en fourure“ von 1936, eine mit Pelz überzogene Tasse, die gleich bei der ersten Ausstellung in der Pariser Galerie Cahiers d’Art von Alfred Barr für das Museum of Modern Art in New York angekauft wurde. Diese Pelztasse – obwohl nicht ihr wichtigstes Werk – wurde zum Symbol des Surrealismus. Mit ihren Freunden Max Ernst, Marcel Duchamp, André Breton, Francis Picabia, Alberto Giacometti, Hans Arp und Man Ray verbindet Meret Oppenheim der freie Umgang mit den Materialien und der ungewöhnliche Aspekt, den sie durch Verfremdung dem Alltäglichen abgewannen.

Ringe, überzogen mit Schlangenhaut, ein Halsband aus kleinen Plastikknochen, Lederhandschuhe, auf denen gemalte Adern feine Verästelungen bilden, Möbel, deren Beine an Froschschenkel und Vogelfüße erinnern oder Brunnenmodelle, die Blüten und Kristallen gleichen, sind nur einige Beispiele dafür, mit welcher Experimentierfreude Oppenheim Elemente der Natur zitierte und sie in einen neuen Kontext zu stellen vermochte.

Meret Oppenheims Einfälle sind geprägt von dadaistischem Witz, die ein facettenreiches, oft in ihrem Unbewusstsein begründetes Œuvre geschaffen haben. Dennoch lassen sich inhaltliche Hauptthemen feststellen: Die Grenzen und Verbindungen zwischen Natur und Kultur, Mann und Frau, Tag und Nacht, Traum und Wirklichkeit.

Meret Oppenheim, 1913 in Berlin geboren, verbrachte ihre Jugend in der Schweiz. Mit 18 Jahren begann eine vielversprechende Karriere als „Multitalent“ der Pariser Kunstszene. Zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, in einer Umgebung, in der der Zeitgeist pulsierte, entfaltete sich ihr Talent im Kreis der Surrealisten um André Breton, Max Ernst und Marcel Du-champ. In deren männlich geprägter Welt setzte sie sich nicht nur als Muse, sondern auch und vor allem erfolgreich als eigenständige Künstlerpersönlichkeit durch. Sie schrieb Gedichte, schuf viel beachtete Zeichnungen, Bilder und Collagen; sie entwarf phantastische Möbel, Schmuck und ihre berühmten Objekte, die sie in den Ausstellungen der Gruppe zeigte. Das Erlebnis des Nationalsozialismus und des Krieges führte zu einer Schaffenskrise und einem langen Rückzug ins Private.

Erst 1954 begann sie ihr künstlerisches Comeback. Sie entwarf das Bühnenbild und die Kostüme für die Spoerri-Inszenierung des Picasso-Stücks „Wie man die Wünsche beim Schwanz packt“ und organisierte ein „Frühlingsfest“ auf dem Körper einer nackten Frau (Exposition InteRnatiOnale de Surréalisme, Paris). Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen folgten (1982 Documenta 7); ebenso große Retrospektiven, die in verschiedene Städte wanderten (u. a. Moderna Museet, Stockholm; 1983 Goethe-Institut Genua, Mailand, Neapel; 1996/97 „Beyond the teacup“ Guggenheim, New York und Chicago, Miami, Omaha).

Sie lebte und arbeitete abwechselnd in der Schweiz und Paris und starb 1985 in Basel, am Tag der Vernissage ihres Buches „Caroline“.

Pressetext

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Meret Oppenheim. Pelziges und andere Kleinigkeiten