press release only in german

Die Galerie Nordenhake präsentiert eine Ausstellung mit neuen Skulpturen von Meuser, einem der bedeutendsten deutschen Künstler seiner Generation. Die Ausstellung folgt lose der Logik einer eigentümlichen öffentlich-zugänglichen, häuslichen Umgebung, welche der Ausstellungstitel spielerisch mit dem ehemaligen Palast der Republik in Verbindung bringt, der zu DDR-Zeiten auch vertraulich “Erichs Lampenladen” genannt wurde.

Meusers künstlerische Praxis beruht auf der Auseinandersetzung mit dem Wesen der Dinge, dem Akt des Machens sowie dem unvorhersehbaren Prozess, der aus der Kombination beider entstehen kann. Er verändert das a priori Gegebene durch Verzerrung, Vergrößerung oder Neuzusammensetzung und verkehrt es in etwas Neuartiges. Mit der irritierenden Aufmerksamkeit für Details und Oberflächen, den überraschenden Gegenüberstellungen sowie der ruhigen kompositorischen Komplexität, die seine Arbeiten auszeichnen, liefert uns Meuser alles andere als ein Dénouement bisher unbeachteter Ephemera der Innenraumgestaltung. Vielmehr erzeugt er ein Vergnügen am Banalen, das in die Dinge überführt wurde und dem Zweifel einen Platz einräumt. Sein Zweifel — ebenso wie der eines jeden anderen — ist das sicherste Zeichen dafür, dass etwas neu, empfindsam und am Leben ist.

Meuser konstruiert vorwiegend dreidimensionale Objekte, wozu er vorwiegend Metallstücke vom Schrott verwendet. Dennoch zielen die Arbeiten eher auf einen bildhaften Effekt und sind irgendwo zwischen Skulptur und Malerei anzusiedeln. Dies wird insbesondere anhand seiner wandbezogenen Arbeiten deutlich wie auch im Aspekt der optischen Dematerialisierung des wirklichen Gewichts des Metalls. Er erreicht letztere durch die farbige Bemalung der Metallfragmente mit dichten Schichten von Antirost-Grundierung oder mattem Lack, welche monochrome Oberflächen und zwei-dimensionale Effekte erzeugt. Die Skulpturen suggerieren mit ihrer abstrakten Formsprache und den relativ einfachen Formen eine konstruktivistische Klarheit und erinnern an die Objekthaftigkeit und Repetition der Minimal Art. Allerdings stellt Meuser einen klaren Bezug zur gewöhnlichen — aber nicht weniger rätselvollen — Welt alltäglicher Dinge und Erfahrungen her und hält seine Arbeiten für verschiedenste Wahrnehmungen, Assoziationen und Verbindungen offen.

Dieses sich Öffnen schlägt sich auch in den humorvollen, eigenwilligen oder respektlosen Titeln der Arbeiten nieder. Sowohl Titel als auch Material waren bereits vorhanden und wurden aus ihren gewohnten Zusammenhängen gerissen: als ausgemusterte Überreste industrieller Produktion bzw. als Schlagzeilen aus Zeitungen, Redewendungen, Liedtitel oder Ausdrücke aus dem Ruhrgebiet. In Meusers Arbeit finden materielle Transformierung und Verfall ebenso einen Widerhall wie poetische innere Widersprüche und Kollisionen, die sie zwischen scheinbarer Schönheit und Hässlichkeit, Eleganz und Unbeholfenheit, Anmut und Beschwertheit oszillieren lassen. Ein Beispiel hierfür bieten seine „Lampen“- Arbeiten, die funktionale Aspekte vollständig verneinen, wenn nicht sogar parodieren. Als scheinbar nützliche Objekte, behaupten sie einen Zweck. Sie sind als Lampen jedoch nicht wirklich nützlich. Allein die Form suggeriert eine Funktionalität.

Meuer durchsteift ein Feld indem Erhabenes und Lächerliches, Leidenschaft und Gleichgültigkeit, Schwere und Leichtigkeit einander gegenseitig in den Schatten stellen oder in dem die Möglichkeit oder Notwendigkeit derartiger Unterscheidungen verschwindet. Präzis wie auch subtil sind Meusers Arbeiten nur so mehrdeutig wie das Leben.

Meuser wurde 1947 in Essen geboren. Zwischen 1968 und 1976 studierte er bei Joseph Beuys und Erwin Heerich an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. 2008 präsentierte die umfangreiche Retrospektivausstellung „Die Frau reitet und das Pferd geht zu Fuß“ in der Kunsthalle Düsseldorf. Er hatte u.a. Einzelausstellungen in der Staatlichen Galerie Karlsruhe (2011), im Kunstverein Oldenburg (2003), der Staatlichen Kunstakademie der Bildenden Künste, Karlsruhe (1996) und der Kunsthalle Zürich (1991). Meuser war an zahlreichen Gruppenausstellungen beteiligt, u.a. Ruinöse Abstraktion, Bonner Kunstverein (2007), Faster! Bigger! Better!, ZKM Museum für Neue Kunst und Medien, Karlsruhe (2006), EXIT- Ausstieg aus dem Bild, ZKM (2002) und Superman in Bed, Museum am Ostwall, Dortmund (2001). 1992 nahm er an der Documenta IX in Kassel teil. Seine Arbeiten sind in zahlreichen Sammlungen vertreten u.a. Museum Abteiberg, Mönchengladbach, Neue Galerie Graz, und in der Sammlung für zeitgenössische Kunst der Bundesrepublik, Bonn.

-- english:

Galerie Nordenhake is pleased to present an exhibition with new sculptures by Meuser, one of the most significant German artists of his generation. The exhibition loosely follows the logic of a strange publicly-accessible domestic environment. It playfully alludes through the title to the former Palast der Republik, familiarly called ‘Erichs Lampenladen’ in the GDR’s time.

His works reverberate with material transformation and decay as well as with poetic internal collisions and contradictions that cause his sculptures to oscillate between seeming beautiful and ugly, elegant and awkward, graceful and burdened. As an example of this attitude, one can see in his “lamp”-works where the supposed functionality is completely negated if not parodied. As a seemingly useful object, it suggests a purpose, but it is of no real use as a lamp, and the function is only suggested by its shape.

Meuser traverses a territory in which the sublime and the ludicrous, passion and indifference, depression and levity keep eclipsing one another, or the possibility or need for such distinctions fades away. Precise and subtle, Meuser’s work is only as ambiguous as life.

Meuser was born in 1947 in Essen. Between 1968 and 1976, he studied with Joseph Beuys and Erwin Heerich at the Staatliche Kunstakademie in Düsseldorf. In May 2008, a major retrospective of his work titled “Woman rides, the horse goes on foot” was featured at the Kunsthalle Düsseldorf. Other solo exhibitions include the Staatliche Galerie Karlsruhe (2011), Kunstverein Oldenburg (2003), Staatliche Kunstakademie der Bildenden Künste, Karlsruhe (1996), and Kunsthalle Zurich (1991). He has participated in several group exhibitions including Ruinöse Abstraktion, Bonner Kunstverein (2007), Faster! Bigger! Better! at ZKM Museum für Neue Kunst und Medien, Karlsruhe (2006), EXIT- Ausstieg aus dem Bild, at ZKM (2002) and Superman in Bed, Museum am Ostwall, Dortmund (2001). In 1992 he participated in documenta IX in Kassel. His works also belong to numerous art collections including the Museum Abteiberg, Mönchengladbach, Neue Galerie Graz, and the Contemporary Art Collection of the Federal Republic of Germany, Bonn.

only in german

Meuser
und Erich mittendrin