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Zwischen 2001 und 2005 hatte ich einen Lehrauftrag an der Kunsthochschule Berlin –Weißensee. Neben vielen anregenden Gesprächen über Bilder, Kunst und Kunsttheorie konnte ich auch eine nicht minder anregende Ausstellungstätigkeit der Studenten und Absolventen der KHB miterleben und begleiten. Aus Anlass von Diplomausstellungen, Meisterschülerausstellungen und Tagen der offenen Tür wurden speziell in den Fachgebieten Bildhauerei und Malerei die Ausstellungssituationen sehr professionalisiert. Dies geschah einmal, um das Profil der Hochschule in Berlin zu verstärken und zum anderen auch, um die Ausstellung als praktische Berufseinübung zu nutzen. Die Initiative kam hierzu gleichzeitig von den Studenten wie von den Lehrkräften.

Zu den Diplom- und Meisterschülerausstellungen wurden Kuratoren eingeladen, die die Ausstellungen strukturierten, Öffentlichkeitsarbeit wurde geleistet, auch Sponsoren gesucht und gefunden, Ausstellungsräume/Gebäude wurden gesucht und gefunden, dazu haben sich eigene Recherche- Gruppen zusammen gestellt. Noch zu Studienzeiten und natürlich danach sind von „Weißenseern“ in unterschiedlichen Besetzungen eine Reihe kleinerer und größerer Ausstellungsprojekte realisiert worden, von teilweise beeindruckender Dimension.

Galeriekontakte, wachsende Netzwerke und weitere Ausstellungsprojekte sind aus den bisherigen Unternehmungen hervorgegangen. Nicht zuletzt hat sich auch für das Zusammenspiel der KünstlerInnen und künstlerischen Positionen in Ausstellungen eine besondere Sensibilität entwickelt.

President`s XI ist eine Bezeichnung aus dem englischen Sport, der Vorschlag kam von unserem englischen Teilnehmer Edward Weldon: eine gemischte Auswahl aus älteren und jüngeren, bekannteren und unbekannteren Spielern eröffnet Turniere in Mannschaftssportarten mit einem Freundschaftsspiel gegen eines der Turnier-Teams. Diese Auswahl heißt President’s….; die Zahl (stets in römischen Ziffern geschrieben) richtet sich nach der Sportart. In unserem Falle sind es XI .

Selbstverständlich sind die einzelnen künstlerischen Arbeiten der einzelnen KünstlerInnen ein Hauptbestandteil unserer Ausstellung, aber wie unser Titel auf Teamarbeit und Zusammenspiel verweist, soll auch die kommunikative Leistung unserer vergangenen Zusammenarbeiten in der jetzigen Ausstellung einen sichtbaren Niederschlag finden. „Mannschaftsdienlich“ werden die künstlerischen Arbeiten einander zuspielen und in Kommunikation treten, so dass sich dies den Besuchern der Ausstellung mitteilt. Dies lässt sich mit traditionellen Formeln, wie „dem wechselbezüglichen Verhältnis der Teile zum Ganzen“ ebenso beschreiben, wie mit den mehr zeitgenössischen Bergriffen „Prozessualität“ oder „Interaktivität“. Die oben genannten Begriffe, wie auch der Begriff des „Spiels“ lassen sich noch einmal zusammenführen in dem Begriff der „Ästhetischen Erfahrung“, der in der kunsttheoretischen Literatur in letzter Zeit häufiger auftauchte. Dieser Begriff verlagert die kategorialen Trennungen konkurrierender Disziplinen, auch die Trennung von Kunstwerk-Produzent-Betrachter in einen wechselseitigegn, kommunikativen ästhetischen Gebrauch von Kunst, der sich von der Rezeption von Großtheorien- und Positionen in die vielfältige Lebenswirklichkeit verlagert.

Das derzeit noch feststellbare pluralistische Nebeneinander unterschiedlicher Positionen wird von vielen begrüßt, von vielen beklagt; die Künstler, die nun aus den Kunsthochschulen kommen, nicht nur aus Weißensee, sind wie selbstverständlich in diese Verfasstheit hineingewachsen und haben ihre eigene Umgangsweise damit gefunden. In den Arbeiten der meisten KünstlerInnen unserer Ausstellung fusionieren mehrere Techniken und ästhetische Haltungen, man sieht gleichzeitig die Unterschiede wie auch die Korrespondenzen zu anderen Positionen. Die Verhältnisse zwischen den Dingen bzw. Phänomenen, deren produktive Spannung- eigentlich immer schon ein Qualitätsmerkmal von Kunst-, haben heute einen größeren Stellenwert als die Definition eines „so-ist-es“.

Die Galerie Ruth Leuchter hat uns für unsere Ausstellung zwei Orte angeboten, die beide attraktiv sind, und die wir daher beide nutzen. So wird die „Spannung zwischen den Dingen“ auch zu einer Herausforderung für uns, eine „aktivierte“ Beziehung zwischen den einzelnen Arbeiten und die Spannung und die Korrespondenz der Ausstellung zwischen den zwei Orten herzustellen.

Michael Bach

Pressetext

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President's XI
Michael Bach und seine Auswahl von 10 Absolventen der Kunsthochschule Berlin-Weißensee
Malerei, Installation, Foto, Video/Animation

mit Michael Bach, Annett Fay, Heike Gallmeyer, Franziska Klotz, Andreas Lang, Katja Pudor, Alexandra Schumacher, Julia Staszak, Anne Vorbeck, Edward Weldon, Sandra Zuanovic

Ausstellungsorte:
- Neuss: Schloß-Reuschenberg, Gerhard Höhme Allee 1, Neuss
bis 01.07.06
- Düsseldorf: galerie ruth leuchter, Düsseldorf
bis 15.07.06