Kunstsammlung Jena

Jena Kultur | Städtische Museen Jena, Stadtmuseum & Kunstsammlung Jena | Markt 7
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Michael Kalmbach kommt von der Plastik, ist jedoch vor allem als Zeichner bekannt.

Während sich in der Plastik neben einem zumeist spielerisch anmutendem Figurenwerk auch zahlreiche abstrakte Formen finden, folgen die Aquarelle klassisch gegenständlichen Bildauffassungen. Allerdings verwischt die intensivere Betrachtung diese Unterscheidung gelegentlich und Plastiken wie Aquarelle münden in ein einzigartiges Figurentheater, welches mit dem jüngst in der Kunsthalle Basel gewählten Ausstellungstitel "Menschensuppe" eine kongeniale Beschreibung fand.

Das Werk reicht von puppenartigen Comicfiguren bis hin zu realistischen Menschen, die sich gelegentlich in seltsamen Symbiosen miteinander verbinden, eigenwillige - auch sexuelle - Beziehungen eingehen oder ohne jede sichtbare Bezugnahme nebeneinander dahinexistieren. Auffällig ist Kalmbachs Neigung zum Spiel mit Positiv- und Negativformen, überraschend öffnen sich Wände voller Einblicke in höhlenartige Behausungen, die wie Stauräume seiner Skulpturen wirken und mit dem Überschwang barocker Stuckaturen daherkommen. Die einzelnen Skulpturen bestehen aus gipsernen Gussteilen, Modulen, deren serielle Anmutung nicht verborgen bleibt und assoziative wie kombinatorische Aspekte stärkt, die auch schon Künstler wie Archipenko oder Brancusi bewegt haben. In den Bereichen Plastik und Zeichnung gleichermaßen nutzt Kalmbach Module wie Elementarteile für einen eigenwilligen hybriden Kosmos und sucht nach neuen Wegen zur Organisation der Figur im Raum. Die traditionelle Suche nach einer Urform mag hier ebenso einfließen wie Fragen nach Zukunft, der Rolle individuellen Seins und den Möglichkeiten, die sich für ein selbstbestimmtes Leben bieten mögen.

Die Aquarelle gleichen unendlichen Schöpfungsmythen, in denen unentwegt Figuren entstehen und vergehen. Der Sinn heißt: Leben und Leben lassen, fressen oder gefressen werden. Der Mensch ist Spielball seiner Triebe, zwar aufgeklärt und dennoch ausgeliefert. Die meist ausschließlich roten Farbtöne verstärken den Eindruck existenzieller Bezugnahmen nachhaltig. Es scheint, als sei da ein Horizont voller Anekdoten, die man nur zu lesen braucht. Doch Kalmbach erzählt zwar Geschichten, er schreibt auch Bücher und illustriert diese, doch er weiß dies als rein bildnerische Verlockung zu gebrauchen, ohne dass inhaltliche Aufklärung nötig wäre. Die Bilder genügen sich selbst und entbieten sich in einer Vielfalt und Größe, die an die Panoramen früherer Jahrhunderte anknüpft, jedoch aktuellen Form- und Fragestellungen nachspürt.

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Michael Kalmbach
Zeichnungen, Skulpturen und Installationen
Kabinett im Stadtmuseum