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Die Arbeiten des jungen Künstlers Michael Wutz (*1979) bewegen sich zwischen zwei Polen: Seiner Faszination für die Traditionen, Kulte und Riten primitiver Volksstämme oder untergegangener Kulturen und seine eigene alltägliche urbane Erlebniswelt.

Michael Wutz? Sepia- oder Kohlezeichnungen behandeln oft Inhalte, die unsere eigene Gesellschaft tabuisiert, wie etwa Gewalt und Tod. Sie zeigen aufgehängte Schädel oder abgetrennte Köpfe, die zur Feindesabschreckung eingesetzt wurden oder eine rituelle Verwendung als Fetische fanden. Seine Werke kokettieren jedoch nicht mit Vanitassymbolik und Morbidität oder setzen auf bewusste Schockwirkung. Der Künstler stellt nicht die Darstellung der Köpfe als Teile eines zuvor unversehrten Körpers und damit die Grausamkeit der Abschlachtung in den Vordergrund. Vielmehr verdichtet er das Dargestellte in ästhetischer Weise zu einem neuen Ganzen und stellt so die Bedeutung der Köpfe als Symbolträger heraus.

Einen weiteren wichtigen Pfeiler seiner Kunst bilden die großformatigen Radierungen: Sie zeugen von Michael Wutz? einzigartigem Talent Geschichte, im Sinne von Historie mit der Kunst des Geschichtenerzählens zu verbinden.

So reflektiert der Berliner die eigene Realität anhand von Weltentwürfen, die sich auf christliche Vorstellungen, die deutsche Vergangenheit oder auf phantastische Literatur beziehen. Die Ausstellung bei Aurel Scheibler stellt Michael Wutz? neueste Radierung in den Vordergrund, die sich auf Alfred Kubins Roman „Die andere Seite“ und die darin auftauchende Stadt „Perle“ bezieht. Der absurde Ort besteht aus zusammengetragenen Spukhäusern und Tatorten und ist auf wundersame Weise mit dem Körper seines Erschaffers Claus Patera verbunden.

Die Darstellungen von Grenzgebieten zwischen Traum und Wirklichkeit und die Vermischung von städtischen und organischen Formen sind entscheidende Aspekte in Michael Wutz? Werken. Das Medium der Radierung ist hierfür in besonderer Weise geeignet. Sein komplexes mehrschrittiges Verfahren erfordert diverse Entscheidungen und Kontrolle seitens des Künstlers. Dennoch ist der Künstler auch gezwungen die Eigendynamik, welche der chemische Vorgang entwickeln kann, als Zufallskomponente zu akzeptieren. So findet im Verlauf des Schaffensprozesses der Radierung ein Ineinandergreifen zwischen Technik und Mensch statt.

Michael Wutz? prägnantes Interesse an der Dynamik von künstlerischen Herstellungsprozessen und deren Bezug zum Narrationsgehalt einer Darstellung zeigt sich vor allem darin, dass er seine Radierungen oft erweitert bzw. transformiert. Hierfür werden die Radierungen zunächst zerschnitten und in digitalen Schnittprogrammen zu einem Animationsfilm komponiert. Der Film, der sich auf die Radierung in der Ausstellung bezieht, wird seine Premiere auf der Art Cologne 2010 haben, bei der Michael Wutz? Arbeiten in einer eigenen Koje im Rahmen des Förderprogramms „New Positions“, neben dem Stand von Aurel Scheibler präsentiert werden.

Michael Wutz studierte an der Universität der Künste in Berlin und war Meisterschüler von Leiko Ikemura. 2008 gewann er die Teilnahme an der Ausstellung Yozo Hamaguchi 100th Anniversary International Print Competition and Exhibition, im Musée Hamaguchi Yozo: Yamas

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Michael Wutz
Tales, Lies and Exaggerations
Aurel Scheibler Berlin