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Zur Open Art zeigt die Barbara Gross Galerie neue Arbeiten der Münchner Künstlerin Michaela Melián, kombiniert mit einer Rückschau auf frühe Arbeiten aus der Zeit ihrer ersten Ausstellung 1989 in der Galerie. Seit den späten 80er Jahren lassen sich sowohl formale als auch thematische Aspekte erkennen, die bis heute typisch für Michaela Meliáns Werk sind. In Arbeiten auf Stoff, übernähten Papierarbeiten und Zeichnungen, ebenso wie in Skulpturen und Sound-Arbeiten findet die Beschäftigung der Künstlerin mit sozial- und kulturgeschichtlichen Themen spielerisch ihren Ausdruck. Melián stellt Fragen nach der Rolle des Individuums, speziell die der Frau für den Verlauf der Geschichte, nach der Konstruktion von Identität und dem Verhältnis von Mensch und Technik.

Neben den aktuellen Arbeiten, die im Kontext ihrer diesjährigen Ausstellung im Kunstbau des Lenbachhauses entstanden sind, zeigen wir unter anderem Stoffbilder, monochrome Übermalungen von bestickter Tischwäsche und Skulpturen aus Papiermaché. In den Zeichnungsserien Kracauer und Subjekt (1991) werden weibliche Körperteile durch Wiederholung stilisiert und verwandeln sich zu skurrilen Formenwucherungen. Der menschliche Körper wird zum Ornament und verliert sich in Mustern und amorphen Formen.

Auch in ihrem Projekt Electric Ladyland (2016) thematisiert sie – ausgehend von der Figur der mechanischen Puppe Olympia aus Jaques Offenbachs Oper Hoffmanns Erzählungen – das Konstrukt des männlichen Idealbilds einer Frau sowie das Verhältnis von Analogem und Digitalem, von Körper und Technik und deren Schnittstellen. Motive, die bereits im Kunstbau des Lenbachhauses zu sehen waren, wurden weiter entwickelt und in neue Formate gesetzt: Roboterteile fügen sich mit Ganzkörperprothesen aus dem 17. Jahrhundert und Science-Fiction-Motiven zu neuen, komplexen Figuren. So fallen bei Arbeiten, die mit einer zeitlichen Distanz von über 20 Jahren entstanden sind, inhaltliche und formale Gemeinsamkeiten ins Auge und setzen sich zueinander in Beziehung.

Auf die Musik als konstituierendes Element in Michaela Meliáns vielschichtigem Werk verweisen mehrere Arbeiten der Ausstellung; so beschallt beispielsweise ein Objekt aus zwei Druckkammer-Lautsprechern die Galerieräume. In der Serie Frequency Hopping (2013) überarbeitet die Künstlerin, wie in früheren Arbeiten auf Papier, Motive von technischen Schaltpulten mit der Nähmaschine, sodass die Linien des Fadenlaufs mit ihren rhythmischen Stichen die Blätter wie Frequenzwellen gänzlich durchziehen. Die Hör-Skulptur Mannheim Chair (2015), ein hängender, grau bezogener Sessel mit eingebauten Lautsprechern, lässt die Besucher gänzlich in die Kompositionen der Künstlerin eintauchen.

Michaela Melián  (*1956 in München) lebt und arbeitet in Hamburg und München. Seit 2010 ist sie Professorin für Zeitbezogene Medien an der HfbK Hamburg. Sie ist Mitglied der Musikgruppe F.S.K. (Freiwillige Selbstkontrolle). Ausstellungen (Auswahl): 2016/2017, Franz Marc Museum, Kochel; 2016, Kunsthalle Mannheim, Städtische Galerie im Lenbachhaus München; 2015, Muzeum Współczesne Wrocław, Kunsthalle Lingen; 2014, Badischer Kunstverein Karlsruhe, Kunsthalle Hamburg; 2013, K' Zentrum Aktuelle Kunst, Bremen; 2011/2012, Städtische Galerie Nordhorn, Shedhalle Zürich, Kunsthalle Bregenz; 2010, Memory Loops, Kunst im öffentlichen Raum, München; 2009, Lentos Kunstmuseum, Linz, LUDLOW 38, New York; 2008, Cubitt Gallery London, Ulmer Museum, ZKM Karlsruhe