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Miki Kratsman, 1959 in Argentinien geboren, immigrierte 1971 nach Israel, wo er seitdem in Tel Aviv lebt. Neben seinen künstlerischen Arbeiten erscheinen seine Fotografien regelmäßig in der israelischen Tageszeitung „Haaretz“ in der Rubrik „The Twilight Zone“. Seit 2006 leitet Kratsman den Studiengang Fotografie an der renommierten Bezalel Academy of Art and Design in Jerusalem.

Miki Kratsmans Fotografien dokumentieren die Entwicklung des israelisch-palästinensischen Konflikts und seine Auswirkungen auf das tägliche Leben der palästinensischen Zivilbevölkerung, deren Alltag seit Jahrzehnten durch Unterdrückung bestimmt wird.

Durch seine Arbeit als Pressefotograf bekommt Kratsman seit über 20 Jahren Zugang zu Orten, die der Öffentlichkeit in Israel in der Regel verwehrt sind und einer internationalen Medienöffentlichkeit im Allgemeinen vollkommen unbekannt sind.

Stand zunächst die journalistische Dokumentation in seinen Arbeiten im Vordergrund, gilt Kratsmans Interesse heute in erster Linie „Bilder des täglichen Lebens zu schießen“, die die Menschen in ihrem emotionalen Umgang in einer komplexen Realität aufzeigen und die durch immer neue Formen von Gewalt durch Siedlungspolitik aber auch von Hoffnung geprägt ist.

Die Ausstellung „All about us“ in der Ursula Blickle Stiftung ist die erste Einzelausstellung des Künstlers in Europa.

Neben Dokumentationen aus Miki Kratsmans umfangreichem Archiv, sind im Zentrum der Ausstellung neue Arbeiten zu sehen, die die beduinische Bevölkerung Israels zum Thema machen. Die Beduinen – eine Minderheit der arabischen Minderheit Israels – haben innerhalb der letzten Jahre erhöhte Aufmerksamkeit erhalten, sowohl von den Medien als auch von staatlichen Institutionen. Der Prozess der Integration der Beduinen in die israelische Gesellschaft erfolgt auf zwei Ebenen – die formale, d. h. durch die Regierungspolitik und die informelle, d. h. durch wechselnde Beziehungen mit der israelischen Gesellschaft im Allgemeinen und der jüdischen Gesellschaft im Besonderen.

Diese Entwicklung ist durch zahlreiche Konflikte dieser kulturellen Gruppe geprägt. Der Übergang von einer traditionellen, konservativen Gesellschaft der Beduinen – die noch bis vor einer Generation nomadisch lebte – hin zu einer städtischen Lebensweise und dem Zurechtfinden innerhalb der Strukturen der Macht: Also das genaue Gegenteil der nomadischen Tradition. Das bringt nicht nur neue Formen der Armut und Kriminalität mich sich, sondern bedeutet auch den Verzicht auf Werte, Sitten und ein traditionell geschlossenes Wirtschaftssystem der Beduinen. Das Gefühl der Entbehrung weicht oftmals den objektiven Problemen und Schwierigkeiten, die dramatische gesellschaftspolitische Veränderungen immer mit sich bringen.

Wie bereits bei früheren Serien, hat Kratsman enge Beziehungen zu seinen Porträtierten aufgebaut. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.