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Konzeptuelle Ausgangslage Der intensive kulturelle Austausch zwischen Südafrika und der Schweiz in den letzten Jahren ist der konzeptuelle Ausgangspunkt für das Projekt Min(e)dfields, welches KurtorInnen und KünstlerInnenbeider Länder zusammenführt. Alle beteiligten Schweizer KünstlerInnen haben Südafrika bereits alsStipendiaten oder Reisende kennen gelernt, viele der südafrikanischen KünstlerInnen werden die Schweiz in Rahmen unserer Ausstellung zum ersten Mal besuchen. Min(e)dfields wird alsKooperation zwischen dem Kunsthaus Baselland in Muttenz, der Stadtgalerie Bern und The GalleryPremises in Johannesburg durchgeführt. Alle drei Institutionen zeigen unter dem gleichnamigen Titel eine Auswahl von künstlerischenArbeiten, welche spezifisch auf den jeweiligen Ort, dessen grundsätzliche Ausrichtung und Funktionsowie Ausstrahlung auf die unmittelbare Umgebung abgestimmt sind. Einige Positionen, die sowohl in Bern und Basel gezeigt werden, verknüpfen die verschiedenen Ausstellungsorte miteinander.Die mehrdeutige Lesemöglichkeit des Projekttitels eröffnet ein breites Diskussions- und Assoziationsfeld. Einerseits geht es um die geologischen Minen (minefields) Südafrikas und die damitzusammenhängende wirtschaftliche Ausbeutung der schwarzen Bewohner, andererseits um diegeistigen Minenfelder (mindfields), die durch die politische Monstrosität der Apartheid-Regierung entstanden sind. Obwohl durch den Wechsel der Regierung offiziell beendet, bestimmt das schwereErbe des Apartheid-Regimes noch heute die Gesellschaft und den Alltag in Südafrika; immer wiederentzünden sich thematische Auseinandersetzungen und „verminte Felder“ (mined fields) scheinen zu explodieren. Dennoch haben zehn Jahre Demokratie die Türen für einen öffentlichen Diskurs überden Wandel geöffnet. Min(e)dfields untersucht die Komplexität des Navigierens durch die neuen sozial-politischenTerritorien, welche verschiedenste Ebenen von Engagement, Übersetzung und Interpretationverlangen. Unter der starken Welle von zukunftsorientiertem Optimismus gibt es labile und empfindliche Strömungen, auf welche Min(e)dfields reagiert und die Rolle der Kunst bei derNeudefinition einer demokratischen Gesellschaft untersucht. Prozessorientiertes ProjektMin(e)dfields versteht sich als prozessorientiertes Projekt, das eine Plattform für multiple Sichtweisen südafrikanischer und Schweizer KünstlerInnen, KritikerInnen und TheoretikerInnenbietet. Min(e)dfields versteht sich als Treffpunkt und experimentelles Labor für gegenseitigesLernen. Das Labor umfasst:- Drei Ausstellungen (Kunsthaus Baselland, Stadtgalerie Bern und The Gallery Premises,Johannesburg). - Atelieraufenthalte bieten einigen südafrikanischen KünstlerInnen die Möglichkeit zu einemdirekten Austausch.- Publikumsbegegnungen und Diskussionen finden während den Ausstellungen in Basel, Bern und Johannesburg statt.- In Südafrika entsteht eine Website zum Projekt.- Ein das Gesamtprojekt umfassender Katalog ist im Anschluss an die Johannesburger Ausstellung im Herbst 2005 geplant.

Stadtgalerie Bern Die Stadtgalerie Bern bespielt, ausgehend vom STAGE-Pavillon, den öffentlichen Raum und dieKellergewölbe des Schlachthaus Theaters mit künstlerischen Arbeiten, die sich auf individuelle teilssehr intime Art mit unterschiedlichen Aspekten des südafrikanischen Alltags auseinander setzen. So entsteht eine mentale Landschaft, welche den Perimeter zwischen «minefields» und «mindfields»bestimmt. Die praktisch menschenleeren Panoramen von Jo Ractliffe im Pavillon formen das Bühnenbild füreine Reise in die vielschichtige Biographie Johannesburgs: von den für die urbane Landschaft derMetrople so prägenden Minedumps bis zur verarmten und ghettoisierten Innenstadt. „Night Shift“ von Dias & Riedweg führt die Betrachter gleich sehr nah an eine dieserMikrogeschichten heran: Sie dokumentierten eine nächtliche Polizeistreife in der so genannten «nogo»Zone. „Die Bilder zeigen, die Ambivalenz eines pulsierenden Nachlebens, mit allen Schattierungen von Vergnügen und Gewalt“, so Dias & Riedweg.Mario Salas Erzählung über „The Yellow Things“, in der sein alter-ego „the drifter“ eine Konditorei in Cape Town gründet, ist weder fiktiv, noch entspricht sie irgendeiner Realität. Sala reagiert aufdie Unüberschaubarkeit des Lebens mit all seine Paradoxien und Brüchen; er platziert seine Arbeitbewusst im Feld der existentiellen Unsicherheit, welche für Südafrika so typisch ist. Mo Diener hat sich auf eigene Art, mit einer gewagten Performance in der Umgebung des Bahnhofsin Kapstadt, den öffentlichen Raum erobert und heftige Diskussionen über Identitätsansprücheausgelöst. Aus dieser Performance entstand das Video „Light Steps“, welche Diener nun für die Ausstellung Min(e)dfields dem „anonymen“ Format der elektronischen Werbescreens in denBahnhofshallen von Bern und Basel angepasst hat und so die Situation nochmals neu spiegelt. Robin Rhode wird mit einer wöchentlich wechselnden Plakataktion in den öffentlichen Raum inBern eingreifen. Die Werke im Keller des Schlachthaus Theaters bieten einen intimen Einblick in die Arbeiten vondrei weiteren KünstlerInnen: Thando Mama macht in seiner Videoinstallationen auf die Schwierigkeit des „Gehört-Werdens“, des„Sich-eine-Stimme-Verschaffens“ in einer jungen Demokratie aufmerksam.Während Nicholas Hlobo das stark tabuisierte Thema der rituellen Beschneidung von jungen Männern mit seinen genähten Leinwandarbeiten subtil durchbricht, versucht Berni Searle in ihrerVideoperformance, sich auf einem mit Öl übergossenem Boden in Balance zu halten. Pressetext

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The MIN(E)DFIELDS-project

mit Mo Diener, Dias & Riedweg, Nicholas Hlobo, Thando Mama, Jo Ractliffe, Robin Rhode, Mario Sala, Berni Searle

KuratorInnen: Beate Engel, Stephen Hobbs, Katrien Reist van Gelder, Sabine Schaschl-Cooper

Stationen:
zeitgleich: Kunsthaus Baselland, Muttenz; Stadtgalerie Bern
Herbst 2004 The Gallery Premises, Johannesburg

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