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Der Düsseldorfer Medienkünstler Mischa Kuball ist einer der wenigen Künstler, der das Licht schon immer auch in seiner (gesellschafts-)politischen Dimension verstanden und es entsprechend in zahlreichen Werken und Installationen eingesetzt hat. In seinem neuen Ausstellungs-Projekt platon’s mirror kommen darüber hinaus zwei weitere Aspekte hinzu: eine wahrnehmungsästhetische Komponente sowie die Möglichkeiten einer neuartigen Bildgenerierung durch Computer-Tomografie und den sich daraus ableitenden hochaktuellen Fragestellungen in und für die Kunst.

Die Idee zu platon’s mirror basiert auf einem der einflussreichsten Texte der europäischen Literatur: Platons Höhlengleichnis. In ihm wird die Unterscheidung zwischen zwei Formen der Wirklichkeit formuliert: der sichtbaren Realität und der (wahren) Realität der Ideen. Einen Künstler wie Kuball, der sich wie kein zweiter in seiner Kunst mit dem Phänomen des Lichts auseinandersetzt, musste das Höhlengleichnis zur künstlerischen Auseinandersetzung herausfordern. In zugleich einfachen und höchst effektiven Anordnungen mit Projektoren und reflektierenden Silberfolien, Fotografien und Videos schafft Kuball einerseits Räume, die als Gleichnisse der Platon’schen Höhlensituation zu verstehen sind, andererseits übersetzt er in seinen Fotografien und Videos das komplexe Verhältnis von Lichtquelle, Spiegelung, Schattenriss und Abbild in scheinbar endlos zu erweiternde Mediationsstufen, auf denen sich Wirklichkeit als die Wirklichkeit ihrer Reflexion immer erneut konstituiert.

Die Beschäftigung Kuballs mit dem Thema des Höhlengleichnisses erfolgt in einer Zeit, in der das Problem „der Realität“ kaum mehr unter philosophischen, sondern fast ausschließlich unter soziologischen und politischen Gesichtspunkten gestellt wird. Die Rede von der „Performativität“ alles Realen macht scheinbar die Suche nach dem, was wirklich sei an der Wirklichkeit, überflüssig. Mit Mischa Kuballs Rekurs auf Platon ist die Frage verbunden, ob sich tatsächlich so einfach alle Wirklichkeiten als sozial konstruiert abtun lassen, und ob die Vernunft noch als Instrument zur Hand ist, um zwischen Scheinhaftigkeit und Wirklichkeit zu unterscheiden. Insofern lässt sich sein Projekt platon’s mirror nicht nur als Problematisierung der Aktualität Platons verstehen, sondern auch als Wiederbefragung der klassischen Verknü̈pfung von Lichtmetaphorik und der Idee des aufklärerischen Denkens Die Ausstellung Mischa Kuball: platon's mirror hatte den Auftakt zu einer internationalen Tournee mit insgesamt ca. 15 Stationen im ZKM Karlsruhe und wird nun in der Kunsthalle Düsseldorf präsentiert.

Die Realisierung findet in Kooperation mit dem Goethe-Institut statt.

Parallel zur Ausstellungsreihe erscheint im Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, ein von Christoph Keller gestalteter Reader zum Projekt von Mischa Kuball (Hg. von Andreas F. Beitin, Blair French und Goethe-Institut) mit Texten von Andreas Beitin, Hans Belting, Horst Bredekamp, Bazon Brock, Martina Dobbe, Leonhard Emmerling, Blair French, Ursula Frohne / Christian Katti, Wulf