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Mladen Stilinovic, einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler Kroatiens, setzt sich in seinen Zeichnungen, Bildern, Installationen, Objekten, Videos, Texten und Künstlerbüchern mit den Bedingungen und Codes spätsozialistischer Produktion und Konsumption auseinander. Stilinovic interessieren die Beziehungen zwischen der Sprache der Kunst und der Sprache der Ideologie, die er mit philosophisch-poetischen und ironischen Mitteln hinterfragt und transformiert.

Stilinovic, dessen künstlerische Anfänge im experimentellen Film und der Dichtung liegen, war von 1975 – 1979 Mitglied der Grupa Sestorice Autora (Gruppe der Sechs Künstler), die ihre Ausstellungen und Performances auf die Straßen von Jugoslawiens Städten verlegten. Diesen experimentellen Ansatz, in dem es um die Auseinandersetzung mit dem (sozialistischen) Alltag ging, führt Stilinovic in seiner Arbeit weiter mit Themen, in denen er die prekärer werdende politische Situation nach dem Tod Titos mit der ebenfalls prekären Lage der Kunst und des Künstlers verschränkt. Stilinovic verbindet den realen und symbolischen Niedergang der Macht Titos, das Verkommen eines Heldenkults zum Klischee mit dem Verfall der künstlerischen Sprache der Moderne. Exemplarisch dafür ist sein Zyklus "Die Ausbeutung der Toten" (1984-90), in dem Stilinovic mit poetisch-ironischen Bild- und Spracherfindungen auf den russischen Konstruktivismus, den sozialistischen Realismus und die geometrische Abstraktion der 1950er Jahre Bezug nimmt - alle drei Kunstrichtungen und Stile, die ebenfalls ihre künstlerische Ausbeutung und Abnutzung erlebt haben und dabei ihrer künstlerisch-symbolischen Bedeutung verlustig gegangen sind.

Nach dem Fall des Kommunismus dehnte Stilinovic seine Untersuchungen auf unter-schiedliche künstlerische wie gesellschaftliche Felder aus, die nun unter neuen politischen Vorzeichen das Leben - nicht nur des Künstlers - bestimmten. Eine programmatische Arbeit dazu ist sein selbstreflexives, in anziehenden Rosatönen gehaltenes Poster mit dem Satz "An Artist Who Cannot Speak English Is No Artist" (1994-96), womit das Dilemma der strukturellen Ausgrenzung der Künstler aus den Ländern des ehemaligen Ostblocks vom westlichen Kunstbetrieb und -markt und zugleich deren (potentielle) Teilhabe daran auf eine ironische sprachliche Kurzformel gebracht wird.

Die Ausstellung zeigt eine Reihe von ineinander greifenden Werkkomplexen, fragile und vielschichtige Arbeiten z.B. zum Thema "Geld", oder aus der jüngeren Zeit zur Armut der "Bag People" – Menschen, die ihre Habseligkeiten in Plastiksäcken zum Verkauf auf informellen Märkten tragen.

Die Installation "Zur öffentlichen Debatte stellen" führt dem Publikum in Schrift und Ton die abgenutzte Sprache der Politik vor, ein Szenario, das ohne ernst zu sein Melancholie vermittelt - ein Charakteristikum für die Kunst von Stilinovic.

"Einige meiner Arbeiten sprechen von der Farbe Weiß, von Schmerz, Schweigen, von nichts... Das sind die Arbeiten über emotionale Zustände. Wie kann ich mit mir selbst über Geld sprechen? Auf politischer oder auf emotionaler Ebene? Geld ist da, aber es gibt keins. Und wir sind da, die Künstler aus dem so genannten Osten, aber es gibt uns nicht. Die Frage des Schmerzes ist eine streng individuelle Angelegenheit. Sie kann nur durch das Wort 'Schmerz' ausgedrückt werden. Als eine einzige langweilige Tautologie. So ist das Leben und so ist die Kunst; sie verbinden Dinge, die nicht miteinander verbunden sind. Geld, Schmerz, Tautologie." (Mladen Stilinovic, 2004)

Mladen Stilinovic ist 1947 in Belgrad geboren; er lebt und arbeitet in Zagreb.

Die Ausstellung beruht auf einer Zusammenarbeit mit Platform Garanti – Contemporary Art Center, Istanbul, Türkei, und Van Abbemuseum, Eindhoven, Niederlande.

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Mladen Stilinovic