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Eröffnung: 7. Mai 2008, 19 Uhr

Die Parallelen zwischen Kunst und Fußball sind nicht zu leugnen: Sowohl auf dem Feld der Kunstgeschichte und des Kunstmarktes als auch auf dem Fußballfeld werden Rivalitäten und Wettbewerbe ausgetragen. Fußball hat Kult-Status und produziert neue Helden und Superstars. Kunst auch! Beide Disziplinen, der Sport und die Kunst, hantieren mit Spielregeln, die harmonisch und überzeugend umgesetzt oder genialisch außer Kraft gesetzt werden. In den Ausstellungsräumen des Museums dreht sich alles um den Fußball. Unter dem Titel „Länderspiel“ treten insgesamt 21 nationale und internationale

Künstlerinnen und Künstler an:

Stephan Balkenhol (GER), Stefan Banz (SUI), Werner Büttner (GER), Josef Dabernig (AUT), Manfred Erjautz (AUT), Stephen Dean (FRA), Thomas Grünfeld (GER), G.R.A.M.(AUT), Julie Henry (GBR), Gudrun Kampl (AUT), Cornelius Kolig (AUT), Markus Krön (AUT), Alina Kunitsyna (AUT), Maria Lassnig (AUT), Hans- Jörg Mayer (GER), Olaf Nicolai (GER), Gabriel Orozco (MEX), Markus Orsini- Rosenberg (AUT), Simon Patterson (GBR), Deborah Sengl (AUT), Roman Signer (SUI)

Alle SpielerInnen/KünstlerInnen nehmen es mit dem Massensport Fußball auf, jeder auf seine Weise. Prononciert werden verschiedenste Aspekte dieses Breitensports vorgestellt:

Der international anerkannte Künstler Olaf Nicolai (1962) bittet zum konzeptuellen Torschießen. Drei Torwände füllen den Ausstellungsraum, alle in einem rosafarbenen Camouflage-Anstrich. Die drei Objekte stehen im Raum, unübersehbar, zum Schuss bereit! Wie funktioniert die Tarnung? Ist es die herkömmliche Torwand im musealen Raum oder ist es doch ein Kunstobjekt verkleidet als Torwand? Der Kunstraum wird zum installativen Raum, respektive zum sportlichen Raum, der den Besucher zum Torschützen macht, wenn er, wie ihm angetragen, zum Schuss ansetzt!

Stefan Banz (1961) ist Künstler und Kurator. Das Biotop der Kunst und die Frage nach der Entstehung des Kunstwerks sind Kernpunkte, mit denen er sich beschäftigt. Auch er gibt sein Interesse an der Verbindung zwischen Kunst und Fußball zu erkennen, indem er in der Rauminstallation Hitzfeld, die natürlich dem deutschen Fußball-Trainer Ottmar Hitzfeld gewidmet ist, die Stars der Kunstgeschichte zum Umkleiden bittet und aufs Feld schickt. 1990 spuckt Frank Rijkaard Rudi Völler an, damit ist einer der Höhepunkte der Fußballrivalität zwischen Deutschland und den Niederlanden in Hans Jörg Mayers (1955) Bild nicht nur künstlerisch festgehalten, sondern auch im Olymp der Künste angekommen.

Werner Büttners (1954) Werk von 1987 trägt den Titel „Ein kulturimperialistisches Bubenstück“. Die deutschen Helden des Fußballs stehen aufgereiht, monumental und spielbereit auf dem „Fußball“-Sockel der Nation. Es wäre kein Werk von Büttner, wenn er nicht die Helden in gedrungenen Proportionen, kurzbeinig, typisiert und hässlich auf den Thron gestellt hätte. Im Hintergrund umfasst die Ahnenreihe der Stars nochmals dieses pathetische Gefüge.

Maria Lassnig (1919) lädt auf dem Fußballfeld zum Geschlechterkampf ein. In ihrer ambivalenten Darstellungsform thematisiert sie doppeldeutig Fußball als Spiel, als Sport, als Zweikampf. Deborah Sengl (1974) zeigt das Tierische im männlichen Zweikampf auf dem Platz. Die beiden männlichen Mitspieler, der Schweizer Roman Signer (1938) und der Österreicher Manfred Erjautz (1966), konzentrieren sich in ihren Objekten ungeniert auf die phallische Dimension und Kraft des Fußballs.

Josef Dabernig (1956) inszeniert in seiner Fotografie das vereinsamte leere Fußballstadion in Zalgiris in aller „Pracht“. Gudrun Kampls (1964) Wandinstallation gleicht einer Hommage an die Teufelskerle auf dem Platz. Stephan Balkenhol (1957) hat seine 12 Spieler – wie früher in der Bildschnitzerei – als Heiligenfiguren produziert, in Holz geschnitzt und auf den Sockel gestellt. Die Fan-Fotos, die Hymne und der Film von Julie Henry (1959) zeigen, mit welcher sakralen Intensität die Fans im englischen Stadion das Spiel begleiten. Gabriel Orozco (1962) betrachtet den Sport respektive den Ball konzeptuell, indem er sich auf formale Elemente wie das geometrische Muster konzentriert. Wie so häufig nimmt er eine Kontextverschiebung vor, indem er den Ball auf den Sockel stellt und ihn zum Kunstwerk erklärt.

Stephen Dean (1968) hat nicht nur wie Julie Henry den Fokus auf die Leidenschaft der Fans gelegt, sondern inszeniert ein atemberaubendes Fußballspiel, indem er die Fans zu den Hauptdarstellern erklärt. In dem intensiven und beeindruckenden Spektakel auf der Tribüne werden Energien und Bewegungen monumental sichtbar, die in ihrer formalen Struktur verblüffen. Auch Simon Patterson (1967) verweist auf den Kultstatus des Sports und präsentiert in seiner konzeptuellen Wandarbeit die Heiligen als Mannschaft. Sehr malerisch und atmosphärisch zeigen Markus Orsini-Rosenberg (1961) und Markus Krön (1970) den Fußball in die Natur der Landschaft eingeschrieben. Historisch ist auch das Tischspiel von Cornelius Kolig (1942), auf dem der Besucher seine Geschicklichkeit austesten kann. Wie die „betenden Hände“ von Albrecht Dürer hat Alina Kunitsyna (1981) die Fußballschuhe gezeichnet.

Die Künstlergruppe G.R.A.M bestehend aus Martin Behr (1964) und Günther Holler-Schuster (1963) übernehmen selbst die Regie und treten in eleganter Manier zum Aufwärmtraining an. Begleitet von wohltemperierter Klaviermusik verschmelzen die sportlichen Aktivitäten mit künstlerischen Erscheinungsformen. Mit dem Beitrag Postkarte macht G.R.A.M plakativ wie signifikant auf die Mannschaftsaufstellung der Vereine Sturm Graz und GAK aufmerksam: einmal nur auf „Inländer“ beschränkt referieren sie auf die rassistische Devise „Ausländer raus!“

Andrea Madesta

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MMKK Länderspiel

Kurator: Andrea Madesta

Künstler: Stephan Balkenhol, Stefan Banz, Werner Büttner, Josef Dabernig, Stephen Dean, Manfred Erjautz, Werner Feiersinger, Thomas Grünfeld, G.R.A.M. , Julie Henry, Gudrun Kampl, Cornelius Kolig, Markus Krön, Maria Lassnig, Olaf Nicolai, Gabriel Orozco, Simon Patterson, Roman Signer