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In der Ausstellung mit insgesamt 8 KünstlerInnen aus Rumänien begibt sich die Kuratorin Alina Serba auf eine innere und äussere Betrachtung des Kunstgeschehens in Rumänien und reflektiert lokale, gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen sowie historische Altlasten und Erneuerungstendenzen im Land.

Noch immer wird Rumänien vom Westen als eines der exotischsten Länder des ehemaligen Ostblocks betrachtet. Statt interessiert hinter den Vorhang zu gucken und somit ein besseres Verständnis für örtliche Spezifika zu entwickeln wird kategorisiert, schematisiert, ausgeklammert und vereinnahmt.

MOTION PARADE gibt die Möglichkeit, den Vorhang zu lüften und ein klein wenig von der Atmosphäre dieses Landes im Aufbruch und der Veränderung zu erahnen.

MOTION PARADE reflektiert die neue Kunstpraxis und den Übergang von einer „Ästhetik des Wiederstandes“ zu einer „Ästhetik der Alternativen“.

MATEI BEJENARU / Electric Wonders, 2005 Nachtaufnahmen kleiner Bahnhöfe aus dem Osten Rumäniens. Die „Modernisierungswelle des rumänischen Schienenverkehrs“ beginnt bei diesen ferngelegenen Bahnhöfen lediglich in kleinen Dingen, wie den Informationslichtboxen, aber nicht an der Gebäudesubstanz selbst. Die Aufnahmen dieser altmodischen, fast zerstörten Gebäude, die mit diesen Lichtboxen „dekoriert“ wurden, erzeugen eine seltsame esoterische Atmosphäre.

CHRISTINA DAVID / Seize doesn´t matter, 2003 Diese Arbeit thematisiert das Paradigma von Identität durch das eigene Erscheinungsbild. Seit ihrer Geburt stellte sie fest, dass Menschen sie nur auf Grund ihrer zu klein geratenen Größe bemerkten. Aus der Augenhöhe der Künstlerin, wird die Relation zwischen ihr und der Welt analysiert. Ihre Botschaft: Auch wenn man auf Grund spezieller Eigenschaften atypisch innerhalb dieser Gesellschaft ist, kann man dieses Faktum auch zum eigenen Vorteil nutzen und sogar soweit gehen, dass man ein Standardmaß daraus mach; es ist immer nur eine Frage von Beziehungen und Macht.

CIPRIAN MURESAN / Untitled, 2005 Die Fotografien zeigen eine Tür übersäht mit Spuren von Nägeln und eine Hand mit einer Narbe über den Adern des Handgelenks. Ob es sich um einen Selbstmordversuch oder Unfall handelt, das ist eine Frage auf die selbst der Künstler keine Antwort weiß. Die abgebildete Hand ist die Hand seines Vaters. Untitled – ein Erinnerungsprojekt.

IOANA NEMES / Monthly Evaluations, 2005 Die Geschichte scheint einfach. Wenn man sich auf jeden einzelnen seiner Tage konzentriert, und versucht zu verstehen was ein Tag in sich selbst bedeutet, indem man ihn aus unterschiedlichsten Perspektiven (physisch, intelektuell, emotional, finanziell,....) analysiert, werden sich am Ende jedes Monats bestimmte „Wahrscheinlichkeiten“ ergeben. Aus denen sich wiederum, mit ein wenig Glück und Recherche, etwas Solides und Faßbares herauskristallisiert. Die Geschichte berichtet von meinem begierigen Bedürfnis die unsicheren Konstanten unsere Lebens und der Zeit in gewisser Weise kontrollieren zu wollen.

CATALIN RULEA / 30s / 10 Tracks, 2005 30 Sekunden.....das ist die Verschlußzeit meiner unprofessionellen Kamera, der Canon A70, mit der höchstmöglicher Auflösung (840 x 480 dpi). Das ist exakt die Zeit die man verwenden könnte um „ Auf Wiedersehen“ zu sagen, um einer unbekannten Person beim Seufzen zuzusehen, um auf deiner Retina ein Bild einzubrennen, das du nie mehr vergessen wirst. 30 Sekunden können so lange dauern wie wir möchten. Das ist meine persönliche Relativitätstheorie.

PETER SZABO / The copybook-project, 2002-2005 (work in progress) Das Buch ist die absolute Möglichkeit für Narration. Es verhilft uns zu besonderen und unbeschreiblichen Erfahrungen. Ich habe Objekte und Phänomene entdeckt, Situationen erlebt, die dokumentiert werden müssen: Das Notizbuch eines Schülers voll mit Schwindelcodes für Computerspiele, die Raubkopie eines Fitnessvideos, Schnee auf dem Glasdach eines Einkaufzentrums, oder kopierte Bücher über Filmtheorie.

Alle meine copy-books haben eine starke gesellschaftliche Bedeutung und veranschaulichen die Distanz und den Unterschied zwischen dem Westen und dem Osten, zwischen high-tech und low-tech. MONA VATAMANU & FLORIN TUDOR / Persepolis, 2002-2005 (work in progress) Persepolis untersucht post-sozialistisches Leben und Wohnen in Bukarest. Diese Stadt unterliegt bestimmten Mustern und utopischen Ideen, ohne jeglicher seriöse Stadtplanung.

Eine der agressivsten Arten von Bebauung und gleichzeitiger Zerstörung der Stadt fand in der sozialistischen Periode statt. Die Ideologie die sie kreierte ist verschwunden Dennoch leben immer noch viele Menschen in diesen sozialistischen „machines a habiter“.

Vatamanu und Tudor stellen unterschiedliche Nuancen heutiger Betrachtung der Wohnblocks fest und zeigen verschiedene Lebensbedingungen und Reaktionen von Bewohnern auf.

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MOTION PARADE
Junge Kunst aus Rumänien
Kurator: Alina Serban

mit Matei Bejenaru, Cristina David, Ciprian Muresan, Ioana Nemes, Catalin Rulea, Peter Szabo, Mona Vatamanu & Florin Tudor