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Eröffnung/Führung: Donnerstag, 17. April 2008, 19 Uhr

Pressetext:

Eine Ausstellung des Studienzentrums für Künstlerpublikationen in Kooperation mit Studierenden der Universität Bremen.

Der Mann im Erdnuss-Kostüm – das ist Vincent Trasov. Der kanadische Künstler ist mit seinen Performances in der Rolle des „Mr. Peanut“ nicht nur in Vancouver, sondern weltweit berühmt geworden. Das Studienzentrum für Künstlerpublikationen in der Weserburg zeigt nun die Edition des Mr. Peanut Archivs. Künstlerzeitschriften, Fotografien, Objekte, Videos und viele weitere Materialien geben einen Überblick über die vielfältigen Aktivitäten des Mr. Peanut.

Vincent Trasov, 1947 in Edmonton geboren, gehört zum Kreis kanadischer Multimedia-Künstler, die der Kunstszene der 1970er Jahre zahlreiche Neuerungen brachten. 1969 gründete Trasov zusammen mit Michael Morris die „Image Bank” – ein System, das es Künstlern ermöglichen sollte, die bestehende Galerie-Struktur zu umgehen und direkt mit anderen Kunstschaffenden in einem Netzwerk zu kooperieren. Es basierte auf der Mail Art, bei der Künstler sich ihre Arbeiten gegenseitig auf dem Postweg zukommen ließen. Wesentlicher Bestandteil des Konzeptes waren publizierte Adresslisten, die unter anderem 1974 in einer von Trasov und Morris gestalteten Ausgabe des von General Idea herausgegebenen FILE-Magazine erschienen. Durch den Abdruck der Kontaktdaten wurde der Austausch zwischen den Künstlern erleichtert und die Entwicklung der Mail Art vorangetrieben. Nach urheberrechtlichen Streitigkeiten mit einer Bildagentur waren die Künstler 1978 gezwungen, den Namen der „Image Bank“ zu ändern. Mit der Umbenennung in „Morris/Trasov Archive“ erweiterten sie zugleich dessen Funktion, indem sie anfingen, sowohl die eigenen als auch die Arbeiten anderer Künstler zu archivieren. Heute verfügt das „Morris/Trasov Archive“ über die größte Sammlung von Mail Art und Avantgarde-Kunst der 1970er Jahre in Kanada.

Schon seit 1969 spielte Trasov mit der Identität des Mr. Peanut, einer Werbefigur der Firma „Planters Peanut“. Immer wieder trat er bei verschiedenen Kunstaktionen und Veranstaltungen als Erdnuss verkleidet in Erscheinung, um Kunst in die Öffentlichkeit zu bringen. Auf Anregung seines Künstler-Freundes John Mitchell ging Trasov schließlich dazu über, mit seinem Kostüm als Symbol für die Bestrebungen der Künstler in Vancouver einzutreten, in dem er sich 1974 als Kandidat für die Bürgermeisterwahl der Stadt aufstellen ließ. Jeder Buchstabe des Wortes PEANUT symbolisierte ein künstlerisches Anliegen: P für Performance, E für Eleganz, A für Kunst (Art), N für Nonsens, U für Einzigartigkeit (Uniqueness) und T für Talent. Bei der folgenden Wahl-Kampagne handelte es sich um eine 20-tägige Performance, bei der John Mitchell als Manager, Koordinator und Pressesprecher fungierte. Außerdem beteiligten sich die damals gerade gegründeten Künstlergruppen und -zentren Pumps, Video In, Blonde Warehouse und Western Front Society an der Aktion. Auch wenn „Mr. Peanut“ die Wahl nicht gewann, hatte er bei der finalen Zählung mit 2.685 Stimmen immerhin 3,4 Prozent der Wähler auf seiner Seite.

Zur Ausstellungsreihe „Auf der Galerie“ Die Ausstellung „Mr. Peanut a.k.a. Vincent Trasov“ bildet den Auftakt einer neuen Ausstellungsreihe, die „Auf der Galerie“ des Studienzentrums für Künstlerpublikationen zu sehen sein wird. Mit ihr soll in der dritten Etage des Museums durch Kabinettsausstellungen in kürzeren Abständen ein regelmäßiger Einblick in die umfangreiche Sammlung des Studienzentrums gegeben werden. Auf kleiner Fläche können hier spezielle Werkkomplexe dargestellt und hervorgehoben werden, die sonst nur selten zu sehen sind. Künstlerbücher und -zeitschriften, Fotografien, Multiples, Objekte, Filme sowie viele weitere Materialien geben jeweils einen Überblick über spezielle Publikationen und Aktivitäten einzelner Künstlerinnen und Künstler. Die Ausstellungen werden in Zusammenarbeit mit der Universität Bremen realisiert. Studierende der Kunstwissenschaft und -pädagogik bekommen im Rahmen eines Seminars die Möglichkeit, sich in einem Ausstellungsbetrieb praxisnah kuratorische Grundkenntnisse anzueignen.