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NAAMA ARAD. LOVE HANDLES
02.12.2017 - 18.02.2018
Eröffnung: 01.12.2017 19:00 Uhr

Naama Arad (*1985, lebt und arbeitet in Tel Aviv) widmet sich in ihren skulpturalen, meist installativen Arbeiten dem Verhältnis von Menschenund Objektenund verfolgt dabei Fragestellungen zu Geschlecht, Sexualität, Macht und Sprache. Mit subtilem Sinn für Humor offenbaren ihre aus alltäglichen Massenprodukten gefertigtenSkulpturen eine nahezu symbiotische Beziehung zwischen dem Individuum und den esumgebenden Dingen.

Ob beim Gang zum Bäcker, ins Bastelgeschäft, zum Bau-oder Büromarkt, für Arad eröffnen sich beim Anblick von Konsumgütern zahlreiche Assoziationsketten, die auf formalen, ästhetischen oder sprachlichen Aspekten beruhen. Die massenproduzierten, mehrdeutigen Waren dienen ihr als Material für surreal anmutende Vexierbilder: Eine Fliegenklatsche ist zugleich weiblicher Intimbereich und Phallus(Master and Servant), Telefonkabel und Duftbäumchen imitieren Schambehaarung (Legally Blonde, Black Ice), ein Stutenkerlisthinter einem Netzstrumpfgitter gefangen (XX), aus einem Darm regnen Minibrezeln (Feed Your Head).Die einzelnen Gegenständeformieren sich zu Figuren mit eigener Identität sowie Geschlecht undfungieren über diejeweils inhärente Symboliksowie assoziativenImplikationen hinaus als syntaktische Glieder eines räumlichen Arrangements. Durch die jeweilige Konstellation sowie Interferenz der Objekte entstehen komplementäre Kodierungen, die zu neuen Bedeutungsinhalten führenund aufgrund der Konnotationen des Betrachters eine Art Eigenleben entwickeln können.

Ein Eigenleben, das die Assemblagen zudem durch ihre Bezüge zum Fetischismusund zum Animismuserhalten. Während bei ersteremunbelebte Dinge,ohne objektiv einen erotischen Bezug aufzuweisen,sexuell aufgeladen werden, wird bei letzterem tote Materie verlebendigt. Die derartbesetztenGegenstände wie das Kehrblech(Bossy Bottom), dieSchubkarre (Doggy Style) oder dasRankgitter(Hounds of Love)regen weiterhin dazu an, das Design unstäglichumgebenderObjekte neu zu befragen; schließlich flossen bei der Gestaltung eines jedenKonsumartikelsdie Dispositionen und Haltungendes jeweiligen Designersbzw. der jeweiligen Designerinein.

Arads Arbeiten lassen einen großen Spielraum fürpersönliche Projektionen und stehenin einem irritierenden Gegensatzzummeist funktionellen Gebrauch derDinge, die uns im Alltag begegnen.Zudem wird die Frage derIdentifikation von Kunst und Nichtkunst aufgeworfen: Referenzen zum klassischen Readymade unddieDeutlichkeit einer losen, wenngleich raffinierten,zur Nachahmung einladenden Kombination von Alltagsgegenständen, diskutierendaher auch dieRegeln und den Wert von Kunst. Die Arbeiten Aradsladen den Betrachter zu einer Begegnung und zum Dialog mit dem Unbewussten sowie zur Entdeckung der eigenen Subjektivität.

Love Handles ist Naama Arads erste institutionelleEinzelausstellung in Deutschland. Zuletzt hatte sie Einzelausstellungen im Projektraum ACUD in Berlin (2017) und im Tel Aviv Museum of Art, Israel (2015).

Kuratiert von Linda Schröer

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PROGRAMM:

MI, 29. NOVEMBER, 18:00 UHR:
WORK IN PROGRESS
mit Naama Arad. Für Mitglieder und Förderer des Dortmunder Kunstvereins. Deutsch/Englisch

FR, 1. DEZEMBER, 19:00 UHR:
ERÖFFNUNG
Begrüßung: Marion Edelhoff (Vorsitzende)
Einführung: Linda Schröer (Kuratorin der Ausstellung)

MI, 6. DEZEMBER, 18:00 UHR:
WINTERFEST mit Präsentation der JAHRESGABEN 2017
mit Arbeiten von Naama Arad, Sol Calero, Diango Hernández, Marcel Hiller, Ben Burgis & Ksenia Pedan, Clémence de la Tour du Pin, Anne Pöhlmann, Tobias Spichtig

DO, 14. DEZEMBER, 19:30 UHR:
LA DERNIÈRE SÈANCE #7 in Kooperation mit dem KINO im U
19:30 Uhr: Kurzführung durch die Ausstellung Love Handles mit Linda Schröer
20:00 Uhr: Filmvorführung Sex, Lies, and Videotape (1989, OV, 100 Min., OmU) von Steven Soderbergh
Eintritt: 7 €, ermäßigt: 6 €, für Mitglieder kostenfrei

DO, 18. JANUAR 2018
DO, 1. FEBRUAR 2018 jeweils um 18:00 UHR:
ÖFFENTLICHE FÜHRUNG

DO, 15. FEBRUAR 2018, 18:00-19:00 UHR:
VORTRAG
Matthias Zahlten (Künstler, Kunstakademie Münster, Klasse van Harskamp): Warenfetischismus und Gender. Emanzipation durch Konsum?