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Als zweite große Ausstellung des Jahres 2003 zeigt das Frankfurter Städel eine Sonderschau zum Wandel der Aktmalerei am Beginn der Moderne im Zeitraum zwischen 1880 und 1940. Der gewählte Zeitrahmen markiert eine Veränderung in der Sicht der Maler auf den weiblichen Körper,die ihre Modelle nun ohne biblische oder mythologische Rechtfertigung im privaten Rahmen als Individuen darstellen.Damit verlassen sie den Kanon der bislang dominierenden Akademiemalerei und stehen am Beginn des Zeitalters der Moderne. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht Ernst Ludwig Kirchners lebensgroßer Frauenakt aus dem Jahre 1910,der als ein Hauptwerk des deutschen Expressionismus gilt und sich im Besitz des Städel befindet.Hochkarätige Leihgaben aus den großen Museen der Welt,darunter New York, London,Rom und Madrid werden neben Arbeiten aus Privatsammlungen den Rahmen schaffen, um Kirchner in den Kreis seiner Vorgänger und Zeitgenossen einzureihen. 80 Exponate von Künstlern wie Renoir,Degas,Kirchner,Corinth,Matisse,Macke,Marc, Modigliani,Gauguin,Dix und Picasso zeigen eindrucksvoll den Beginn einer persönlichen Sichtweise auf den Körper der Frau und spannen einen Bogen vom französischen Impressionismus und Symbolismus,über den Fauvismus und Expressionismus bis hin zur Neuen Sachlichkeit.In ihrer natürlichen Nacktheit entblößen die Dargestellten nicht nur ihren Körper, sondern enthüllen ihr Inneres,ihre ganz persönlichen Befindlichkeiten.Die Frauen,von denen sich die Maler haben inspirieren lassen,kamen meist aus ihrem unmittelbaren Umfeld,waren Ehefrauen,Geliebte und Musen. Mit der Veränderung des gesellschaftlichen Status der Frau am Ende des 19.Jahrhunderts erhalten nun auch Frauen Zugang zu den bislang männlich dominierten Kunstakademien.Die Sicht der Frau auf den weiblichen Körper bildet daher einen zweiten wichtigen Ansatz der Ausstellung.Malerinnen wie Berthe Morisot,Paula Modersohn-Becker oder Suzanne Valadon werden ihren Künstlerkollegen gegenübergestellt. In der Darstellung des Frauenaktes lösen sich die Künstler nicht nur von den über Jahrhunderte lang festgelegten Rollen der Aktdarstellung,einer Eva,Venus oder Olympia,sie unterstützen ihre persönliche Sichtweise zudem durch die Abkehr von einer realistisch-illusionistischen Malerei. Rechtfertigt zu Beginn der Ausstellung noch Renoir die Darstellung seiner nackten,schwangern Freundin Lise durch die Rolle der antiken Nymphe,so zeigt 40 Jahre später Ernst Ludwig Kirchner seine Geliebte Dodo als selbstbewußtes Individuum,das keines mythologischen Vorwands mehr bedarf< Die Künstler distanzieren sich von der gesehenen Wirklichkeit,experimentieren mit neuen Formen und kühnen Farben und laden ihre Darstellungen jenseits der Wiedergabe des objektiv•2 Sichtbaren psychologisch auf.Befreit von der akademischen Tradition zeigen sie jetzt keine idealisierten Frauenkörper mehr,sondern Individuen aus Fleisch und Blut. Einen kleinen Ausblick auf die Kunst der Gegenwart bilden eine Photoarbeit von Sophie Ristelhuber und eine Videoinstallation mit Szenen aus einem Budapester Frauenbad von Katarzyna Kozyra,um die Aktualität des Themas bis in die heutige Zeit hinein zu führen. Um die Bezüge zwischen den Exponaten aufzuzeigen,ist die vom Haus selbst konzipierte Schau im ersten Stock des Museums präsentiert.Auf einer gemeinsamen räumlichen Ebene können so die engen Verbindungen zwischen formalen und inhaltlichen Intensionen ideal erfaßt werden. Für die Räume wurde eine eigene Architektur konzipiert,bei der die Wandfarben auf die Palette des Expressionismus zurückgreift. Pressezext

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Nackt!
Frauenansichten. Malerabsichten. Aufbruch zur Moderne
mit Werken von Ernst Ludwig Kirchner, Lovis Corinth, Henri Matisse, August Macke, Franz Marc, Amedeo Modigliani, Auguste Renoir, Edgar Degas, Paul Gauguin, Pierre Bonnard, Pablo Picasso, Egon Schiele, Oskar Kokoschka, Otto Dix, Gustav Klimt, Berthe Morisot, Paula Modersohn-Becker, Suzanne Valadon, Sophie Ristelhuber, Katarzyna Kozyra, u.a.
Ort: Galerie