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Das gegenwärtige Leben eines Großteils der Menschen unseres Kulturkreises spielt sich in städtischen Agglomerationen ab. Zahlreiche Phänomene, wie etwa die Tendenz zum Eigenheimbau an den Rändern der Städte, die Leere der Stadt an wetterbegünstigten, arbeitsfreien Tagen, die rege Reisetätigkeit in alle Teile der Erde usw. zeigen aber deutlich, dass eine starke Sehnsucht nach dem Aufenthalt in der Natur existiert. Das Naturerlebnis - nach Möglichkeit unterstützt durch eine unauffällige, doch reibungslos funktionierende Infrastruktur - dient als Ausgleich für das häufig als unbefriedigend und belastend empfundene Stadt- und Arbeitsleben. Die entsprechenden Sehnsuchtsbilder liefern heute die Medien, von der Fernsehwerbung bis zum Tourismuskatalog. Vor dem Zeitalter der Fotografie standen die traditionellen Bildmedien der Malerei und der Graphik für deren Vermittlung zur Verfügung. Der Aufstieg der Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert hängt eng mit der Industrialisierung und der Verstädterung des Lebens zusammen, die in Mitteleuropa zu Beginn des 19. Jahrhunderts einsetzten. Als Gegengewicht entstand ein intensives Interesse an der unberührten, wilden Natur - für eine bäuerlich geprägte Zivilisation war Natur oft genug unberechenbare Bedrohung gewesen, von der das physische Überleben ganz unmittelbar abhing. Natur war für sie Quelle der Lebensgrundlagen, weniger Objekt philosophischer oder künstlerischer Reflexion.

Seit circa 1800 begann sich die Landschaftsmalerei von den anderen Gattungen der Malerei zu emanzipieren und entwickelte sich im Laufe des Jahrhunderts zum führenden Thema. Dort bereiteten sich jene Entwicklungen vor, die um 1900 zum radikalen Bruch mit den tradierten Darstellungsformen und zur gegenstandslosen bzw. abstrakten Kunst geführt haben. Dort wurden die gesellschaftlichen und künstlerischen Umbrüche, die das Jahrhundert prägten, ganz wesentlich reflektiert und zum Ausdruck gebracht. Die Ausstellung zeigt in einer Auswahl von Landschaftsgemälden des 19. Jahrhunderts aus der Sammlung der Neuen Galerie Graz unterschiedliche Positionen österreichischer und französischer Künstler zu dem Thema "Natur im Bild".

Als Ausstellungsort wurde Schloss Stainz gewählt - ein idyllisch gelegenes ehemaliges Stift in der Weststeiermark und beliebter Ausflugsort der Grazer. Dort können sich die Bilder der realen heutigen Landschaft und jene einer vergangenen Epoche, wie sie durch die Künstler vermittelt wurden, begegnen. Der chronologische Bogen setzt mit idealen Gemälden Knieps und Schödlbergers ein, Ausläufern barocker bzw. klassizistischer Tradition. Die Aquarelle und Zeichnungen der Kammermaler des Erzherzog Johann, des Erneuerers und Förderers der Steiermark auf so vielen Gebieten, stehen an der Schwelle zwischen Romantik und Realismus. Der Erzherzog, übrigens Besitzer von Schloss Stainz und Bürgermeister des Ortes, hatte die von ihm beschäftigten Künstler - unter anderen M. Loder und Th. Ender - mit der topographischen Aufnahme des Landes beauftragt. Die alpine Landschaft naturgetreu im Bild festzuhalten hat sich die klassische österreichische Biedermeierlandschaft zum Ziel gesetzt: Die Gemälde von F. Steinfeld, F. G. Waldmüller, F. Loos, A. Schiffer oder den Grazer Brüdern Kreuzer geben Zeugnis davon, während die späteren Bilder F. Gauermanns oder auch jene I. Raffalts in ihrer Dramatik bereits darüber hinaus weisen.

Künstler wie J. Willroider, E. Peithner-Lichtenfels, J. Selleny und A. Hansch zeigen in ihren Kompositionen Facetten der uneinheitlichen Entwicklung der zweiten Jahrhunderthälfte in Österreich. Rund vierzig Bilder von Künstlern der "Schule von Barbizon" - darunter Ch. Daubigny, Ch. Jacques, C. Troyon - der Neuen Galerie von Dr. Polheim, Basel, großzügig zur Verfügung gestellt, bieten die in Österreich einzigartige Möglichkeit, sich vor originalen Werken von der Tragweite der Neuerungen durch diese Künstlergruppe zu überzeugen. Der österreichische Stimmungsrealismus des ausgehenden Jahrhunderts, wesentlich beeinflusst durch die französische Kunst und von tiefgreifender Wirkung bis weit ins 20. Jahrhundert, wird mit Arbeiten von E. J. Schindler, A. Zoff, O. Wisinger-Florian, M. Egner u.a. präsentiert und rundet dieses Bild der Natur im 19. Jahrhundert ab.

Ausstellungsort: Schloss Stainz, 8510 Stainz

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Natur im Bild
Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts aus der Sammlung der Neuen Galerie Graz
Kurator: Gudrun Danzer

Künstler: Louis Auguste Auguin, Karl Bodmer, Rosa Bonheur, Alexandre Calame, Hippolyte , Camille Delpy, Jacques Henri Delpy, Jules Dupre, Julien Dupre, Marie Egner, Thomas Ender, Josef Feid, Camille Flers, Friedrich Gauermann, Jacob Gauermann, Ludwig Halauska, , Anton Hansch, Carl Haunold, Joseph Heicke, Joseph Höger, Theodor Hörmann, Ignaz Hofer, Louis-Aime Japy, Eugen Jettel, Johann Kniep, Conrad Kreuzer, Eduard Peithner von Lichtenfels, Matthäus Loder, Friedrich Loos, Ferdinand Mallitsch, Markus Pernhart, Ignaz Raffalt, Johann Gualbert Raffalt, Auguste Francois Ravier, Camille Joseph Roqueplan, Robert Russ, Anton Schiffer, Emil Jakob Schindler, Johann Nepomuk Schödlberger, Josef Selleny, Franz Steinfeld, Emile Louis Vernier, Ferdinand Georg Waldmüller, Louis Francois Victor Watelin, Josef Willroider, Olga Wisinger-Florian, Alfred Zoff