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Eröffnung am Donnerstag, den 19. März 2015, 18.30 Uhr
Zur Ausstellung spricht Hemma Schmutz, Kuratorin Kunstraum Lakeside

AUSGANGSSITUATION

Der Kunstraum Lakeside ist international gut positioniert. Eine „Verankerung“ in Kärnten fehlt scheinbar bzw. ist wünschenswert. Der Kunstraum soll vor Ort mit „nachhaltigen Projekten“ positioniert werden. Auf die Einladung zur Ausstellung fragen wir uns , was ein künstlerische Arbeit, was ein Kunstraum leisten kann. Wir denken, es ist ein Freiraum der uns erlaubt Situationen anzusprechen, die von der Politik oder der Gesellschaft ausgeblendet werden.
Das „internationale Mahnmal für den gemeinsamen antifaschistischen Kampf“ („Partisanendenkmal“) gestaltet von Marjan Matijevic wurde am 10. September 1953 gesprengt. Eine dem Wiedererrichtung hat von staatlicher Seite nie stattgefunden. Das Denkmal wurde aufgrund privater Initiative am Peršmannhof installiert und steht nun für den diskriminierenden Umgang nach 1945.
Das Denkmal steht in einem Bedeutungswandel - die Aufstellung als Partisanendenkmal in Völkermarkt/St. Ruprecht 1948, seine Sprengung 1953, die verweigerte Wiedererrichtung, und die Aufstellungung 1983 am Peršmannhof.

VORSCHLAG

Diese Situation interessiert uns. Wir möchten die Geschichte des Denkmals, den möglichen Wandel aufgreifen und durch Hinterfragen weiterführen: Wir „nehmen“ die Skulpur und fahren sie duch die Landschaft. Das „Ausleihen“ ist ohne Öffentlichkeit konzipiert. Niemand wird informiert. In der Ausstellung wird die Fahrt mit der Skulptur öffentlich gemacht.

ORTSBESTIMMUNG

Ab März 2015 ist Hemma Schmutz, vormalige Leiterin des Salzburger Kunstvereins, für die Programmierung des Kunstraum Lakeside im Lakeside Science & Technology Park in Klagenfurt verantwortlich. Diese Position ist als freie und vorwiegend externe kuratorische Leitung definiert, welche aber auch die Präsenz vor Ort für den Aufbau von Kontakten zu lokalen KünstlerInnen, potentiellen Partnern, der Presse und anderen in Kärnten und Klagenfurt agierenden Kunstinstitutionen erfordert.

Der Kunstraum Lakeside feiert 2015 sein 10-jähriges Bestehen. Dies wird zum Anlass genommen, sich im Jahr 2015 mit einer Hinterfragung der Identität und den Möglichkeiten des Raumes zu beschäftigen: Was kann ein der zeitgenössischen bildenden Kunst gewidmeter Raum in der spezifischen topographischen Lage am Rande der Stadt als Teil eines Technologieparks leisten? Wer ist das Publikum bzw. der Adressat der Ausstellungen und Veranstaltungen? Wie können neue potentielle Besucherschichten angesprochen werden?

Angestrebt wird eine Neuausrichtung, welche sich an dem vorwiegend in den Vereinigten Staaten etablierten Modell der Universitätsgalerien orientiert, welches auch in Deutschland mit dem Kunstraum Lüneburg ein überzeugendes Beispiel besitzt. Weniger eine Abhängigkeit vom aktuellen Kunstmarkt und den wechselnden protegierten Protagonisten steht im Mittelpunkt der Arbeit, sondern eine an thematischen Leitlinien ausgerichtete längerfristig angelegte Programmarbeit, die nachhaltige Effekte durch die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Instituten der Alpe Adria Universität oder Partnern im Technologiepark selbst sucht. Das Vorstellen und „Importieren“ externer Projekte soll ergänzt und verzahnt werden durch eine entgegengesetzte Bewegung, die Ressourcen und Stärken von vor Ort entstehender Projekte nach außen kommuniziert. Zu untersuchen wird sein, wie der kulturelle Raum, in dem sich der Kunstraum Lakeside befindet, in den letzten Jahrzehnten durch seine geographischen, sozialen, ökonomischen und politischen Bedingungen geprägt wurde und welche Möglichkeiten und Ressourcen in diesem Umfeld aktiviert werden können.

Das Programm startet mit einer Einzelpräsentation des Künstlerduos Six & Petritsch, welche sich bereits 2008 mit ihrer performativen Begehung des für die Volksabstimmung 1920 vorgesehenen Grenzverlaufs „Die innere Grenze“ mit der Frage des Zusammenlebens der beiden Sprachgruppen in Kärnten beschäftigt haben. Sie wurden beauftragt, vor dem Hintergrund dieser Arbeit ein neues Projekt zu entwickeln. Die Ausstellung der jungen rumänische Künstlerin Ioana Pa˘un im Mai ist Teil eines EU-Projektes, das vom Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft der Alpe Adria Universität (Rainer Winter, Matthias Wieser) mitorganisiert wird und in Zusammenarbeit mit dem Verein lendl hauer, Verein zur Belebung des Lendhafens durchgeführt wird. Das Ziel von Perfomigrations ist es, neue Perspektiven auf Migration, Mobilität und Raum durch einen Dialog zwischen neuen Formen öffentlicher Wissenschaft und Kunst zu eröffnen. Pa˘uns künstlerisches Projekt fokussiert die Problematik der ArbeitsmigrantInnen, welche in den Bereichen Alterspflege und Haushaltshilfe im Westen eingesetzt werden.

Als zusätzliches Projekt wird 2015 auch erstmals im Sommer eine Ausstellung programmiert, welche der vor hundert Jahren geborenen Kärntner Lyrikerin Christine Lavant gewidmet ist und am Tag vor ihrem Geburtstag eröffnet wird. Obwohl Thomas Bernhard ihre Gedichte als „Höhepunkte der deutschen Lyrik“ beschrieb und bei Bibliothek Suhrkamp eine von ihm ausgewählte Sammlung ihrer Gedichte publizierte, stockt die Rezeption von Lavants Werk, für die auch Urheberrechtsstreitigkeiten und wichtige fehlende Schritte der wissenschaftlichen und biographischen Forschung verantwortlich sind. Den Gedichten Lavants werden 10-12 Arbeiten bildender KünstlerInnen gegenübergestellt, welche Motive ihrer Arbeit spiegeln.

Im Herbst anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Kunstraum Lakeside stellt Hemma Schmutz eine Ausstellung mit dem Arbeitstitel Räume und Ressourcen zusammen, welche die Potentiale des Raums anhand der bestimmenden Faktoren – diese wären Stadtentwicklung, Arbeit, Ökologie, Kunst und Ökonomie – auslotet.

Methoden und Mechanismen der Optimierung von Kommunikation und körperlicher Ausstrahlung im Rahmen von Managmentseminaren wiederum stehen im Mittelpunkt der Präsentation der deutschen Künstlerin Anna Witt, welche das Programm im November 2015 abschließt. Zu jeder Ausstellung wird zumindest eine Begleitveranstaltung in Form von Künstlergesprächen, Diskussionen und Workshops programmiert.