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«Hier deutet sich eine Zeit an, in der alle Raetsel geloest werden, eine Zeit, in der dieses Universum und einige andere uns ihre Schluessel liefern. Und das ganz einfach, weil ihre Leser, die vor einem Stueckchen des universellen Wissens sitzen, Stueck fuer Stueck Fragmente eines selben Geheimnisses finden werden, das vielleicht einen sehr schoenen Namen hat, und sich Glueck nennt.» (aus dem Film «Toute la mémoire du monde» von Alain Resnais, 1956)

Die alte Bibiothèque Nationale de France im Zentrum von Paris steht zur Zeit zu großen Teilen leer. 11 Etagen Magazin und ein großer historischer Lesesaal liegen brach.

Diese Bibliothek war 1956 Schauplatz eines Films von Alain Resnais, dem Regisseur von "Hiroshima mon amour" und "Letztes Jahr in Marienbad". In seinem 20-minuetigen Dokumentarfilm "Toute la mémoire du monde" zeigt Alain Resnais, wie die Bibliothek als Speicher allen Wissens dieser Welt funktionierte, wie an einem normalen Tag Buecher, Zeitschriften, Plaene und andere Schaetze dort ankommen, katalogisiert werden und ihren Weg in die Archive finden, um von dort wieder dem Leser in den Lesesaelen zur Verfuegung gestellt werden zu koennen, die, wie er sagt, durch das Lesen der Buecher ein Stueck des universellen Wissens verinnerlichen und somit einen "Schluessel" erhalten.

50 Jahre spaeter: Wir finden den Ort leer vor. Ein apokalyptisches Bild. Das Wissen ist verschwunden. Die Bilder des leeren Lesesaals und der leeren Magazine implizieren sofort den Verlust dieses "Schluessels", den Zugang zum Wissen.

Analog zum Film von Alain Resnais haben wir den Ort mittels langsamer Kamerafahrten aufgenommen. In einer Doppelprojektion ziehen tausende Magazin-Regale ohne Buecher vorbei, und im Lesesaal streift die Kamera lediglich eine Handvoll junger Leute, die dort die Zeit verstreichen lassen. Der Wissensentzug ruft bei den Wartenden erste Anzeichen des Unmuts, erste Anzeichen eines Aufstands hervor.

Pressetext

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Nina Fischer / Maroan el Sani
Toute la mémoire du monde / Alles Wissen dieser Welt
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