press release only in german

NORBERT BISKY. ZENTRIFUGE ist die bislang umfangreichste Einzelausstellung des 1970 in Leipzig geborenen Malers. Die Kunsthalle Rostock zeigt auf ihrer gesamten oberen Etage eine umfassende Übersichtsschau aller Schaffensphasen sowie neu entstandene Arbeiten. Der Künstler wird zudem eigens für das Atrium des Hauses eine ortspezifische Installation realisieren.

Mit rund 80 Gemälden liegt das Augenmerk der Ausstellung auf jenem Medium, das die Basis von Norbert Biskys künstlerischem Selbstverständnis bildet: der Malerei. Aus der beständigen Auseinandersetzung mit diesem Medium resultiert auch Biskys Umgang mit anderen Materialien und Gattungen, insbesondere der Schritt über die Bildgrenzen hinaus, beispielsweise in seiner Zusammenarbeit mit dem Staatsballett Berlin und dem Club Berghain im vergangenen Jahr.

Seit seinem Studium bei Georg Baselitz an der Berliner Hochschule der Künste wird Norbert Bisky der figurativen Malerei zugerechnet und hat sich in den 15 Jahren seines bisherigen Schaffens auf vielfältige Weise der Figuration und ihrer Zerlegung gewidmet. Seine energiegeladenen, starkfarbigen Bilder kreisen um die Dynamisierung und Auflösung von Körpern, von festen Raumgefügen, von geschlossenen Oberflächen, von klaren Bildaussagen - und von der Grenze zwischen Figuration und Abstraktion. Sein Werk ist durchzogen von der Zerstörung fester Gefüge, von Expansion und Explosion. Gleich einer Zentrifuge, die der Erzeugung von Fliehkraft dient und die Trägheit der Masse nutzt, gerät in Biskys Bildern Festgefügtes in Bewegung.

Das Augenmerk der Ausstellung gilt also den vielfältigen Auflösungstendenzen in der Malerei Norbert Biskys und spiegelt sich in einer Ausstellungsdramaturgie wider, die die geradlinige, nüchtern-modernistische Architektur der Kunsthalle Rostock - dem einzigen Neubau eines Kunstmuseums in der ehemaligen DDR - in ihrer Zirkularität nutzt. Mittels ineinandergreifender Schwer¬punkte ermöglicht die Ausstellung unterschiedliche Sichtweisen auf Biskys Schaffen. Dabei verdeutlicht sie zugleich, welche Prozesse der Bedeutungskonstruktion und -konsolidierung im Akt der Rezeption stattfinden und somit im Auge des Betrachters liegen. Denn der Fokus von Biskys Malerei gilt nicht der Abbildung von Realität, sondern unserem Umgang mit Bildern und deren Wirkungsweisen. Hatte der Künstler zu Beginn seiner Laufbahn die Bildsprache seiner sozialistischen Jugend persiflierend ins Visier genommen, gilt sein heutiger Blick vor allem den Medienbildern, der Ästhetik der Werbung, ihrer Konstruktion von Körperbildern und unserem Umgang damit.

Die Ausstellung wird kuratiert von Dr. Dorothée Brill.

Anlässlich der Ausstellung entsteht eine rotierende Komposition von Henrik Schwarz, die zur Eröffnung uraufgeführt wird.

Zur Ausstellung erscheint im Verlag Hatje Cantz eine Publikation mit Essays von Kathleen Bühler, Hubertus Gaßner, Jeanette Zwingenberger und Dorothée Brill und zahlreichen Abbildungen, 144 Seiten, deutsch/englisch.