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Norbert Kricke (1922-1984), einer der bedeutendsten und sicher auch radikalsten Plastiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, gehört heute zu den Klassikern der Moderne. Seine Formensprache, die das seit 1900 von den Künstlern entwickelte skulpturale und plastische Verständnis verdichtet, in herausragender Art und Weise „auf den Punkt beziehungsweise die Linie“ bringt, wird heute in mehrfacher Hinsicht als zukunftsweisend erkannt:

Sein werk gilt nicht nur als eine der visuellen Grundlagen der minimalistischen und konzeptuellen Plastiken der 1960er und 1970er, es wird nicht ausschliesslich als eine der Möglichkeiten gesehen, formale, mithin auch mathematisch präzise Reduktion und existentiell-humanistische Aussage zu vereinen, sondern die Plastiken Krickes werden heute als frühe, in gewisser Weise vorausnehmende Auseinandersetzung mit denkbaren, virtuellen, kybernetischen Räumen wahrgenommen – mit dem, was wir heute „Cyberspace“ nennen.

Die Stiftung Liner Appenzell bereitet zur Zeit in enger Zusammenarbeit mit Sabine Kricke-Güse und Ernst-Gerhard Güse die erste monographische Ausstellung zum plastischen und zeichnerischen Werk Norbert Krickes in der Schweiz vor, die vom 13. Mai bis zum 7. Oktober 2012 in der wegweisenden Museumsarchitektur der Zürcher Architekten Annette Gigon & Mike Guyer gezeigt wird. Das Museum Liner bietet in seiner äusserst ästhetischen, klaren und zugleich sehr menschbezogenen Architektur den geeigneten Rahmen, um die „materienlose Masse“ der plastischen und zeichnerischen Arbeiten Krickes würdig zu präsentieren.

Die Ausstellung wird einerseits einen kursorischen Überblick zum plastischen und zeichnerischen Schaffen des Künstlers von 1950 bis 1983 geben, andererseits ist sie in der Auswahl der Werke als ein Dialog zwischen der Museumsarchitektur und den plastischen Arbeiten angelegt –

unseres Erachtens ist dies eine der Möglichkeiten, um die von Kricke gefertigten „Raumpotenzen“ in unaufdringlicher Art und Weise zu visualisieren. Insgesamt werden wir 25 gross- und kleinformatige plastische Arbeiten sowie 43 Zeichnungen und über 30 zeitgenössische Fotografien in den zehn Kabinetten und den beiden Annexen des Museums zeigen.

Zur Ausstellung wird ein umfangreicher Katalog im Steidl Verlag Göttingen erscheinen, in dem alle Exponate abgebildet werden. Essays verschiedener wissenschaftlicher Autoren sowie eine umfangreiche Biographie werden Werk und Leben Norbert Krickes in gültiger und innovativer Weise darstellen.

Roland Scotti Kurator, Stiftung Liner Appenzell, November 2011

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Norbert Kricke
Raum - Linie
Ein Dialog zwischen Kunstwerk und Architektur
Kurator: Roland Scotti