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Normalzustand. Undergroundfilm zwischen Punk und Kunstakademie
Di, 19. September – So, 22. Oktober 2017
Georg-Knorr-Saal, Lenbachhaus
Eintritt frei

Die Filmreihe »Normalzustand« – benannt nach einem Film der Künstlerin Yana Yo – vereint eine Auswahl von Experimentalfilmen, die in den späten 1970er- bis frühen 1990er-Jahren in Deutschland entstanden. In dieser Zeit formierten sich von Bielefeld, Bonn und Düsseldorf bis West- und Ostberlin mehr oder minder lose Filmgruppen, Bands und Künstler_innenkollektive.

Es wurde gefilmt – konzentriert oder geistesabwesend – zu Hause und bei Freund_innen, auf der Straße, beim Autofahren, bei Performances und Konzerten. Was die so entstandenen Filme bei aller stilistischen und thematischen Vielfalt verbindet, ist der für den Punk typischen Do-It-Yourself-Charakter, das Produzieren ohne Expertenwissen. Ob in Musik, Mode, Sprache oder bildender Kunst, Punk als ein breites sich in Post-Punk, New Wave, Neue Deutsche Welle, und andere Sparten verästelndes Phänomen, brach mit der Vorstellung von Expertise und Genre und konterte mit Improvisation, Provokation und Lautstärke. Alternative Formen des Lebens und künstlerischen Arbeitens entwickelten sich von lokalen Hausbesetzerszenen bis in die Kunstschulen.

Super-8, ein Schmalfilmformat für den Hausgebrauch, das günstig in der Anschaffung und einfach in der Bedienung war, kam dem entgegen und galt vielen autodidaktischen Filmemacher_innen als Medium der Stunde. Obwohl gerade in Westberlin bald alternative Kinos entstanden, die sich auf Super-8 und Experimentalfilm spezialisierten und auch Kunstinstitutionen hier und da als Bühne dienten, blieb der eigentliche Ort alternativer Film- und Kunstformen der zwanglosere und rauere Rahmen von Bars und Musikclubs.

Im Zusammenspiel der hier in digitalisierter Form gezeigten Filme (die meisten davon ursprüngliche Super-8-Formate) wird eine betont ungekonnte und gekonnt unprofessionelle Form des Filmens – und damit des 'Kunstmachens' – sichtbar, die sich keiner starren stilistischen oder inhaltlichen Kategorie zuordnen lässt: mal narrativ, mal abstrakt, mal provokativ, mal poetisch schöpfen die Filme aus diversen Quellen, die vom avantgardistischen sowjetischen Film der 1920er-Jahre über die burlesk-hysterische Handschrift der amerikanischen Undergroundfilmszene bis hin zum Musikvideo und Horrorfilm reichen.

Die Filme werden in einem Loop gezeigt. Die erste Filmreihe läuft vom 19. September bis 8. Oktober, die zweite vom 10. bis 22. Oktober.

Kuratiert von Stephanie Weber