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Oliver Boberg - orte / nacht orte
in der Ausstellungsreihe reduktive kunst im Rahmen des Galerientages des steirischen herbst 2003

Die Dinge sind nicht das, was sie scheinen auf den Fotografien und in den Videos von Oliver Boberg. Man glaubt, diese trostlosen Orte des Urbanen zu kennen. Denn man geht oder fährt täglich an ihnen vorbei, ohne sie eigentlich wahrzunehmen: Hinterhöfe, Fußgänger-Unterführungen, Tiefgaragen, Autostellplätze, Flachdächer, Parkhaus-Zufahrten.

Tatsächlich aber hat Oliver Boberg, 1965 in Herten/Westfalen geboren, in Fürth lebend, und von Haus aus Maler, diese Orte minutiös in seinem Atelier als kleine Modelle aus Holz und bemalter Pappe hergestellt, nach vorangehenden Foto-Recherchen an realen Plätzen und nach Skizzen und Zeichnungen, auf denen verschiedene Orte verdichtet und komprimiert sind. Er lässt sie dann, ausgeleuchtet wie eine Filmkulisse, fotografieren, filmen.

Zugleich hat Boberg die Fotos wie abstrakte Gemälde komponiert. Farbflächen, Farbakzente und Liniengefüge bilden eine zweite Schicht, die sich mit einer eigenen Inszenierung der Ästhetik über die scheinbar beklemmenden Orte legt. Dies fügt seinem Werk, neben dem Changieren zwischen Schein und Wirklichkeit, nicht nur ein weiteres Moment der Irritation hinzu. Es weist auch darauf hin, dass diese Orte für Boberg und seine Generation mehr sind als Synonyme für die Unwirtlichkeit. Sie sind mit ihnen aufgewachsen, sie haben Kindheit, Erinnerung, Sozialisation geprägt. Boberg will mit diesen Fotos so auch an die Atmosphäre der eigenen Geschichte erinnern.

Das Museum der Wahrnehmung präsentiert mit Oliver Boberg einen Künstler, der sich mit seinen Arbeiten auf einer Schnittstelle zwischen Fotografie, Film und Malerei bewegt. Dabei gehört er zu jener jungen Generation, die sich auf subtile Weise mit der sozialen und städtebaulichen Wirklichkeit der Industrie- und Massengesellschaft auseinandersetzt.

Oliver Boberg ist mit Arbeiten in großen Sammlungen in Amerika und Deutschland vertreten u.a. Guggenheim Museum, New York; Deutsche Bank, Frankfurt am Main; Museum of Modern Art, San Francisco.
Auszug Pressetext