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Preview am Mittwoch, 4. Februar, 18-21 Uhr
Oreet Ashery im Gespräch mit der Berliner Kuratorin und Kritikerin Heike Fuhlbrügge um 19 Uhr.

Campagne Première freut sich, Animal with a Language anzukündigen, eine multimediale Installation der in London lebenden Künstlerin Oreet Ashery.

Animal with a Language bezieht sich auf Wladimir Majakowskis Theaterstück Mysterium Buffo, welches er 1921 zu Ehren der Revolution von 1917 geschrieben hat. In ihm bauen „unreine Wesen“ ein Boot, um sich vor einer weltweiten Flut in Sicherheit zu bringen. Bald werden sie von „reinen Wesen“ um Aufnahme in das Boot gebeten. Kaum auf dem Boot, übernehmen die „reinen Wesen“ dort das Ruder.

Für ihr Reenactment der „Reinen“ und der „Unreinen“ in der Tate Modern im vergangenen Jahr arbeitete Ashery mit verschiedenen Gruppen von Aktivisten zusammen.* Gemeinsam erstellten sie im Vorfeld der Performance einfache Kleidungsstücke aus Putzmaterialien, um sie als Uniformen der Partisanen, der ausgebeuteten Arbeiter und Helden der Arbeit zu nutzen. In der Ausstellung Animal with a Language sprechen die Materialien der mit Ponchos und Kopfschmuck bekleideten Figurinen politisch unbewusste Ebenen an, kommen Exil, Restriktion und Befreiung zur Sprache, und interagieren mit utopischen Heilsversprechen. Die Künstlerin platziert die Assemblagen mit einer hypnotischen Tonspur, Texten und Videos in einer hautfarbenen räumlichen Umgebung, in der die Objekte und die Darsteller sowohl unmittelbare als auch assoziative und unterschwellige Bedeutungen annehmen.

Ein weiteres Element, das mehrfach in der Ausstellung vorkommt, ist das Motiv des Schweins. In dem Video How to Kill a Pig wartet eine Frau lässig darauf gebraten zu werden, während sie den in Großbritannien geltenden Regularien für die Schlachtung von Tieren lauscht. An anderer Stelle sehen wir in dem Print Paranormal Pig auf einer messingfarbenen Grundierung eine maskenartigen Schweineschnauze. Hogtie ist ein rohrförmiges Bild eines auf dem Bauch liegenden, gefesselten Menschen, das in ein Podest eingelassen und von einem kleinen Magneten zusammengehalten wird. Hogtie bezeichnet die Methode der Fesselung eines liegenden Menschen oder eines Tieres an seinen Extremitäten, wie sie von Polizei und Militär, aber auch in der Pornoindustrie und bei der privaten sexuellen Praxis angewendet wird.

Vor dem Hintergrund eines beunruhigenden globalen Konflikts zwischen den „Reinen“ und „Unreinen“ befragt Ashery die paradoxe Koexistenz von Revolte und gleichzeitiger Lust am Unreinen und Animalistischen, das auf Vernichtung des Selbst und von anderen zielt.

Wir danken waterside contemporary, London.

* Das Gemeinschaftsprojekt The World is Flooding entstand im Auftrag der Tate Modern und wurde dort 2014 als Performance aufgeführt. Zu den Teilnehmern des Projekts gehören neben Einzelpersonen Mitglieder der Interessengemeinschaften UK Lesbian and Gay Immigration Group, Freedom from Torture und Portugal Prints (eine Initiative, um mithilfe künstlerischen Ausdrucks psychische Probleme zu überwinden). Die Ausstellung Animal with a Language vereint Elemente sowohl von The World is Flooding als auch Party for Freedom, einem Projekt, das 2013 im Auftrag von Artangel London entstanden ist.

Kurzbiografie Oreet Ashery

Oreet Ashery (geb. 1966 in Israel) entwirft kulturelle Gegenentwürfe und Trash-Ästhetiken in Performances, öffentlichen Interventionen, Fotografien, künstlerischen Unikaten, Editionen, Videos, Texten und musikalischen Werken. Ihre Werke, in denen sie häufig Probleme von Minderheiten anspricht, widmen sich ideologischen, sozialen und Gender-Fragen, die sie in alltäglichen Situationen verwebt. Jüngste Ausstellungen und Performances der Künstlerin fanden statt im ZKM Karlsruhe, Haus der Kulturen der Welt Berlin, Brooklyn Museum, Overgaden Copenhagen, DEPO Istanbul, Whitstable Biennale, Centre Pompidou und Freud Museum, Wien. Ashery ist Visiting Professor am Royal College of Art.