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Die dritte Ausstellung in der Reihe "meeting identities" thematisiert verschiedene Aspekte und Bedingungen von staatlicher bzw. nationaler Identitätsbildung, wie sie angesichts der europäischen Vereinigung und der wirtschaftlichen Globalisierung heute wieder kontroverser diskutiert werden.

Sowohl kulturell gewachsene als auch politisch konstruierte Identifikationsmuster speisen sich gleichermaßen aus historischen Traditionslinien und bewussten aktuellen Setzungen, die nicht selten über gängige Klischees und eindringliche Bilder transportiert werden.

Im Rahmen der zehn künstlerischen Beiträge zu dieser Ausstellung werden sowohl signifikante Stationen und Mythologien nationalstaatlicher Identitätserfindungen seit dem 19. Jahrhundert vorgestellt als auch exemplarisch die subjektiven Wahrnehmungen kollektiver Vorurteile und Abgrenzungsmechanismen gegenüber dem Anderen und Fremden diskutiert.

Dies geschieht wesentlich über die Auseinandersetzung mit einer offiziellen, medial verbreiteten Bildpolitik. Die aus England, Frankreich, Kolumbien, Deutschland, dem Libanon und der Türkei stammenden Künstlerinnen und Künstler stellen mit ihren Arbeiten Verbindungen zwischen kultureller Geschichte und eigenen aktuellen Erfahrungen her. Sie setzen sich dabei nicht nur kritisch mit den historischen Wurzeln von Nationalideen und ihrer jeweiligen Erinnerungskultur auseinander, sondern widmen ihre Aufmerksamkeit ebenso parallelen Entwicklungen der Gegenwart, in denen es noch immer um die Differenzierung in Gemeinsamkeiten und Unterschiede, um Integration und Abgrenzung geht.

So komplex die Traditionen und die Einflüsse auf kollektive Identitätsfindungen sind, so unterschiedliche Themen greifen die Arbeiten der Ausstellung auf: Sie reichen von der eskapistischen Italiensehnsucht in der Romantik bis zu politischen Denkmalstopographien im 20. Jahrhundert, von den Argumenten algerischer Frauen für das Tragen des Schleiers bis hin zu den stereotypen Vorstellungen davon, was einen Türken ausmacht.

Neben der Auseinandersetzung mit bildungsbürgerlichen Mythen um 1900, volkstümlichen Legendenbildungen und medialen Realitätsfluchten nach dem Ende des 2. Weltkriegs stehen fortwirkende koloniale Traditionen, kollektive Verdrängungsmechanismen und modernes Reiseverhalten zur Diskussion, wenn es um die Mechanismen der Identifikation geht.

Anhand des Umgangs mit den diversen Bildtraditionen, Vermeidungstaktiken und populären Vermittlungsstrategien versucht die Ausstellung eine künstlerische Beobachtung dessen, woraus sich gesellschaftliches Selbstverständnis und kollektive Identität in der Verbindung historischer und gegenwärtiger Quellen konstituiert bzw. wo die Grenzen derartiger Konstruktionen liegen.

Pressetext

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origins & nations
meeting identities III

mit Ipek Duben, Christian Hamm, Sonja Hohenbild, Victor Kegli, Reinhard Kühl, Fernando Nino-Sanchez, Salah Saouli, Sabine Schirdewahn, Maya Schweizer, Christopher Winter