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Eine Ausstellung von Oskar Kokoschkas Spätwerk und eine damit verbundene Neupositionierung waren seit Langem erforderlich. Die Ausstellung der Albertina würdigt diese bedeutende Schaffensperiode mit 40 Gemälden und ca. 160 Aquarellen, Zeichnungen und Druckgraphiken. Mehr als die Hälfte der ausgestellten Objekte stammt aus den Beständen der Albertina, die mit über 1200 Werken eine der groässten Kokoschka-Sammlungen weltweit beherbergt.

Selbstbewusst und frei vom Einfluss zeitgenoässischer Tendenzen entwickelte der Kosmopolit Oskar Kokoschka ab den 1930er-Jahren (der Künstler war damals fünfzig Jahre alt) endgültig seine voällig eigenständige Bildsprache. Kokoschkas Umgang mit Farben und Themen ist nun zunehmend souverän, sein verfeinertes Kolorit bewirkt die differenzierten Atmosphären seiner Bildräume. Ob er mit Oälfarben, im Aquarell oder mit Buntstiften arbeitet, spielt keine Rolle.

Gehen in den früheren Jahren Kokoschkas Werke stark von persoänlichen Erlebnissen aus, richtet er ab dem Prager Exil 1934 seinen Blick immer stärker nach aussen. Die Ausstellung folgt dem unsteten Leben des Künstlers, das einer Odyssee im kriegszerrütteten Europa des 20. Jahrhunderts gleicht. In den Jahren von 1933 bis 1938 ist Kokoschka gemeinsam mit seinen avantgardistischen, dadaistischen und expressionistischen Künstlerkollegen als entarteter Künstler in fast allen Schandausstellungen mit unterschiedlichen Werken vertreten.

Nach seiner Flucht nach England 1938 entsteht eine Reihe beeindruckender Gemälde zu aktuellen Kriegsereignissen. Als Maler antwortet er mit bitteren Parabeln auf das grausame Zeitgeschehen. Spätestens seit damals ist seine politische Haltung selbstverständlicher Teil seines Lebens und Schaffens, wovon immer wieder prägnante Werke Zeugnis ablegen (.Die Froäsche 1968). Gleichsam als Porträts schildern Kokoschkas Stadtlandschaften die unterschiedlichen Temperamente, Atmosphären, Weltanschauungen und Charaktere von Prag, London, Florenz, Rom, Salzburg, Berlin und Freiburg. Begleitet werden die Gemälde von den tagebuchähnlichen Skizzenbüchern, die er stets bei sich trägt.

Figurengruppen und Allegorien, die ein Miteinander und inniges, auch schicksalhaftes Verbundensein (.Amor und Psyche,1950 / |1955) zum Ausdruck bringen, sind ein weiteres wichtiges Thema. Und Kokoschka wirft auch in Erinnerung an sein Beziehungsdrama mit Alma Mahler einen humorvollen Blick auf sich als Verschmähten Liebhaber (1966).

Kokoschka definiert sich selbstbewusst als Repräsentant eines europäischen Erbes und setzt sich in Gemälden, Zeichnungen, Graphiken und Mappenwerken mit Themen der Weltliteratur (.Odyssee, 1964 / |1966) und dem Theater (Raimund-Zyklus, 1959/60) auseinander. Auch die Musik, die in seinem Leben eine wesentliche Rolle spielt, wird in pastose, filigran-flirrende Farbatmosphären transformiert (. Morgen und Abend, 1966 / |1976) oder schwingt etwa in den Porträtzeichnungen der Geige spielenden Jenny Abel (1973) mit.

Die letzten Bilder des Achtzigjährigen thematisieren Fragen um Leben und Tod. So die Gemälde Time, Gentlemen please (1971/72) und Ecce Homines (1972). Sie bilden einen bewegenden Schlusspunkt im Schaffen dieses oästerreichischen Künstlers von internationalem Rang. Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog: Oskar Kokoschka. Exil und neue Heimat 1934 - 1980, hrsg. von Antonia Hoerschelmann, mit Beiträgen von Gunhild Bauer, Katharina Erling, Antonia Hoerschelmann, Werner Hofmann, Edwin Lachnit, Artur Rosenauer und Heinz Spielmann, 328 Seiten, 320 Abbildungen, 280 davon in Farbe. Buchhandelsausgabe bei Hatje Cantz, Ostfildern, 2008. Ausstellungskatalog: 29 . .

AUSSTELLUNGSDATEN Ausstellungstitel Oskar Kokoschka. Exil und neue Heimat 1938-1980 Ausstellungsdauer 11. April bis 13. Juli 2008 Pressekonferenz 10. April 2008, 10 Uhr Eroäffnung 10. April 2008, 18.30 Uhr Ausstellungsort ALBERTINA, Basteihalle Exponate 187 Werke gesamt, 112 Werke aus den Beständen der Albertina 126 Zeichnungen, 42 Gemälde, 19 Druckgrafiken

Katalog Oskar Kokoschka, Exil und neue Heimat 1934 / |1980 Hrsg. von Antonia Hoerschelmann, mit Beiträgen von Gunhild Bauer, Katharina Erling, Antonia Hoerschelmann, Werner Hofmann, Edwin Lachnit, Artur Rosenauer und Heinz Spielmann, 328 Seiten, 320 Abbildungen, 280 davon in Farbe. Buchhandelsausgabe bei Hatje Cantz, Ostfildern, 2008.

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Oskar Kokoschka
Exil und neue Heimat 1934-1980