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Eröffnung: Dienstag, 25. Jänner 2008, 19 Uhr

Paloma Varga Weisz plastisches Oeuvre zeichnet sich durch offensichtliche Rückgriffe auf ikongrafische und handwerkliche Traditionen aus und verbindet Historie mit einer zeitgenössischen künstlerischen Praxis, die ihre genealogischen Wurzeln nur spärlich preis gibt. In ihrer Einzelausstellung Bumped Body im project space der Kunsthalle Wien präsentiert Paloma Varga Weisz, die am liebsten mit Holz arbeitet, neu entstandene Skulpturen von 2007 und 2008 wie Torkopf, Frau in Hut, Korbfrau, Bumped Body und aquarellierte Porträtzeichnungen. Alles Arbeiten, die sich – so typisch für Varga Weisz – auf die menschliche Figur konzentrieren, die deformiert, grotesk und im Verbund mit Gegenständen in Erscheinung tritt. Es wird der Mensch geschildert, der sich dem Lauf des Lebens und der Geschichte stellt und ergibt, der daran wächst oder zerbricht. Dabei lotet die 1966 in Deutschland geborene Künstlerin die Spannbreite künstlerischen Ausdrucks zwischen Typisierung in der Skulptur und der Darstellung subtiler Emotionalitäten aus, die vor allem im flüchtigen Medium der Zeichnung veranschaulicht sind. Die gefühlsmäßigen Regungen, die niemals ins Sentimentale kippen und eine romantische Anlehnung erkennen lassen, reichen von ironisch, neugierig, geknickt, ängstlich, in sich gekehrt bis zu selig und sehnsuchtsvoll.

Die Skulpturen, deren formale Graduierungen sich zwischen Realismus und Abstraktion ansiedeln, werden durch das Medium der Zeichnung ergänzt, die der Künstlerin wiederum einen spielerischen und mehr experimentellen Zugang im Arbeitsprozess ermöglicht, als das langwierige und aufwendige Bearbeiten von Holz. Narrative Momente finden in den Installationen wie dem Galgenfeld Anklang, das auf der Venedig Biennale zu sehen war.

In ihrem Essay hat Anna Catharina Gebbers einmal treffend versucht die Kunst von Paloma Varga Weisz, die sich kontinuierlich einer begrifflichen Zuschreibung entzieht, enzyklopädisch mit den Worten: Mythen, Stille, Erhabenheit, Entfesselung und Sprechen zu fassen. Varga Weisz schafft poetische Meditationen über Motive die gleichermaßen aus der Kunstgeschichte und dem Alltag stammen und gibt dem Enigma in einer durchrationalisierten Zeit der zunehmenden Geheimnislosigkeit und Virtualisierung Raum.

Paloma Varga Weisz studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Tony Cragg und Gerhard Merz und nahm an Gruppenausstellungen wie der 4. Berlin Biennale (2006) oder der Venedig Biennale (2005) teil; sie hatte Einzelausstellungen im Museum Kurhaus Kleve, in der Konrad Fischer Galerie (Düsseldorf/Berlin), in der Sadie Coles HQ Gallery, London, und der Barbara Gladstone Gallery, New York. Paloma Varga Weisz lebt und arbeitet in Düsseldorf.

Kuratoren: Angela Stief, Gerald Matt

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Künstlerbuch mit Arbeiten der Künstlerin und Fotografien aus ihrem Archiv. Paloma Varga Weisz. Gilded Age. Eine bildliche Untersuchung, die gleichermaßen soziale, materialbezogene und formale Aspekte vereint. Der Untertitel ist ein Begriff, den Mark Twain für die Blütezeit Nordamerikas Ende des 19. Jahrhunderts geprägt hat: Wirtschaftlicher Aufschwung, technologischer Fortschritt und Industrialisierung konterkarieren in den urbanen Zentren vor dem 1. Weltkrieg Armut und Korruption. Deutsch und Englisch mit einem Interview von Gerald Matt und einem Text von Angela Stief. ISBN 978 3 940748 28 7

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Paloma Varga Weisz. Bumped Body
Ort: KUNSTHALLE wien project space
Kuratoren: Angela Stief, Gerald Matt