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Anläßlich des fünfhundertsten Geburtstages von Parmigianino (eigentlich Gerolamo Francesco Maria Mazzola, Parma 1503 - Casalmaggiore 1540) ist in der Nationalgalerie von Parma eine große Ausstellung geplant, die einem der Gründer des europäischen Manierismus gewidmet sein wird. Die vom Festausschuß für die 500-Jahr-Feier des Geburtstages Parmigianinos organisierte Ausstellung wird unter der Oberintendantur für das geschichtlich-künstlerische und demographisch-ethnologisch-anthropologische Erbe in Zusammenarbeit mit dem Kunsthistorischen Museum Wien und dank des Beitrags renommierter Wissenschaftler organisiert, die sich mit ihrer Arbeit dem Künstler und dem Manierismus verschrieben haben. Die ausgestellten Werke sind eine einmalige Leihgabe einiger der bekanntesten Museen der Welt.

Die Ausstellung ist in sieben Themenkomplexe untergliedert: „Die grafischen und malerischen Werke Parmigianinos" „Der Manierismus der Toskana und der Emilia" „Der Manierismus Veneziens" „Die Wunderkammer" „Die Schule Parmas im 16. Jh." „Der Manierismus in Frankreich im 16. Jh." „Der nordeuropäische und deutsche Manierismus im 16. Jh." Insgesamt gesehen bietet die Ausstellung eine reiche Fülle einzigartiger Werke, die nicht nur die Person Parmigianinos widerspiegeln, der mit seinem vielseitigen Kunstschaffen die Stadt Parma im 16. Jahrhundert prägte, sondern auch einen guten Überblick über die italienische und europäische Kunst und Kultur des 16. Jahrhunderts geben.

Biographie Parmigianinos

Francesco Mazzola oder Mazzuoli, genannt Parmigianino, wurde 1503 in Parma in eine Künstlerfamilie geboren. Sein Vater Filippo war als Maler durch die Anfertigung einiger Altartafeln zu Ansehen gelangt. Auch die beiden Onkel Pier Ilario und Michele waren Maler. Es ist daher davon auszugehen, daß deren Atelier genau der Ort war, an dem der junge Francesco seine allererste Ausbildung erhielt, hatten doch seine Onkel nach dem Tod des Vaters im Jahre 1505 die Vormundschaft übernommen. Mehr noch als die rückständigen und überholten Entwürfe der Onkel waren sicherlich die Werke Correggios ein wichtiger Bezugspunkt für Parmigianino. In seiner Heimatstadt war ein Großteil des Schaffens von Correggio zu bewundern; angefangen mit den Fresken der Camera Picta der Äbtissin Giovanna Piacenza im Kloster von San Paolo (1519, wichtiges Vorspiel auch im Hinblick auf das künstlerische Gesamtwerk der Fresken von Fontanellato) bis hin zu seinem ikonographischen Hauptwerk, das zwischen 1520 und 1524 in der Kirche San Giovanni Evangelista ausgeführt wurde. Man mutmaßt, daß die Kirche der Ort war, an dem sich der bereits berühmte Meister und der junge Künstler zum ersten Mal begegneten, denn Francesco arbeitete zur gleichen Zeit (1522-23) an der Ausschmückung der Unterbögen der ersten Seitenkapellen, wo er heilige Bischöfe und Märtyrer verkörperte. Die Begegnung manifestiert sich am deutlichsten in der Ausführung der Putte links vom Nordbogen der Kuppel, die Parmigianino zugeschrieben wird. Diese Arbeiten mit der persönlichen Handschrift Parmigianinos zeigen das Verständnis und Aufgreifen der illusionistischen Virtuosität Correggios wie auch der bereits manieristischen Überspanntheit Pordenones, der zwischen 1520 und 1522 an der Wanddekoration des Doms von Cremona arbeitete. Damals wurde Parmigianino von den Sanvitale nach Fontanellato gerufen. Der dort zu bewundernde Zyklus wird zu Recht als die frühe Phase (1523-24) bezeichnet. Damit wird die tief verankerte Theorie verworfen, daß es sich bei den Fresken um die späte Phase seines Schaffens handelt. Sein Freiheitsdrang und Streben nach größerem Erfolg, die ihm in der kleinen Stadt im Schatten des berühmteren Correggio verwehrt zu blieben schienen, führten Parmigianino Ende 1524 nach Rom. Als fast schon erhabene und feierliche Visitenkarte nahm er sein Selbstbildnis mit sich, das später von Giorgio Vasari in Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister von Cimabue bis zum Jahre 1567 (Ausg. 1568) folgendermaßen beschrieben wurde: „Außerdem und um die ganze Tiefe der Kunst auszuloten, begann er eines Tages ein Selbstbildnis zu malen, wobei er sich in einem gewölbten Barbierspiegel betrachtete. Da sah er dann die von der Rundung des Spiegels hervorgerufenen Wunderlichkeiten und wie sich die Deckenbalken, Türen und Gebäude verbogen, die befremdlich zu fliehen schienen. Es überkam ihn der Wunsch alles ganz nach Lust und Laune neu zu gestalten Er ließ sich also eine hölzerne Kugel drechseln, die er dann entzweiteilte, wobei eine Hälfte genauso groß war wie der Spiegel und auf diese Halbkugel malte er dann in künstlerischer Meisterhaftigkeit alles, was er im Spiegel sah, vor allem aber sich selbst, und zwar so naturgetreu, wie man es sich gar nicht vorstellen oder glauben mag. Und da alle Dinge, die vorne im Spiegel waren, zu wachsen schienen und alles was im Hintergrund war, kleiner wurde, malte er seine Hand ein bißchen zu groß, so wie er sie eben im Spiegel sah, so schön, daß sie wie wirklich aussah. Und da Francesco von schönem Anschein war und ein anmutiges Antlitz hatte und eher den Engeln als den Menschen glich, schien sein Bildnis in dieser Kugel als wahrhaft göttlich." Es handelt sich um „Das Selbstbildnis im Spiegel" (heute in Wien aufbewahrt), das Parmigianino Papst Clemens VII. schenkte, um von diesem Schutz zu erhalten. Dieser vermachte es schließlich Pietro Aretino, der den Künstler sehr schätzte. Die tragischen Ereignisse der Plünderung Roms (1527) setzten zum einen der politisch-religiösen Utopie der Renaissance ein Ende, zum anderen erstickten sie das bereits vielversprechende Aufblühen der Kunst Francescos als Teil der jungen Generation in der Zeit nach Raffaello im Keim. Nach einem längeren Aufenthalt in Bologna (1527-31), wo er sich ganz seiner Arbeit widmete und wichtige seiner Staffeleiwerke schuf (darunter das berühmte allegorische Portrait Karls V., das laut Vasari eine weitere „verpaßte Gelegenheit" war, um doch noch zu Ruhm zu kommen), kehrte Parmigianino schließlich nach Parma zurück, wo er den bedeutenden Auftrag für die Kirche Santa Maria della Steccata erhielt, um dort den Unterbogen und die apsidale Halbkuppel des Chorraums zu verzieren. Höchstwahrscheinlich (und das bestätigen auch die Schriften Vasaris) widmete er sich zu dieser Zeit so intensiv dem Studium und der Praxis der Alchimie, daß er sogar seine Verpflichtungen als Künstler vernachlässigte. In der Steccata-Kirche begannen die Arbeiten spät (1535) und zogen sich in die Länge. Parmigianino bat um Aufschub, wurde jedoch der Eile angetrieben. Nichtbeachtung der Anweisungen war die Folge und so wurde Parmigianino 1539 von den Kirchenküstern entlassen. Lauthals forderte man seine Inhaftierung. Um der Gefahr zu entrinnen, floh er nach Casalmaggiore, außerhalb Parmas Territorium, wo er 1540 im Alter von 37 Jahren starb. Giorgio Vasari beschrieb ihn in diesem letzten, von Leiden gezeichneten Lebensabschnitt zwischen aufrichtigem Schmerz und latenter moralischer Mißbilligung wie folgt: „Francesco hatte schließlich für immer seine Seele an die Alchimie verloren, so wie auch andere, die sich ihr völlig hingaben. Auch war er zart und zerbrechlich, mit langem Bart und wallender Mähne und verhärmt, fast wie ein Wilder; anders als der, der er früher einmal gewesen war. Er war angegriffen, in schlechtem Zustand und wehmütig und seltsam geworden, von schwerem Fieber und grausamen Säften gezeichnet, die ihn in wenigen Tagen in ein besseres Leben überführten." (Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister von Cimabue bis zum Jahre 1567, Ausg. 1568). So erkennen wir ihn auch fast haargenau im kleinen Selbstbildnis in der Nationalgalerie Parma wieder. Das Bild zeigt ihn im schmerzhaften Extrem der Selbsterkenntnis. „Er wollte in der Kirche de' frati de' Servi, genannt La Fontana begraben werden, die eine Meile von Casalmaggiore entfernt liegt. Und kaum dahingeschwunden, wurde er nackt begraben, mit nur einem Zypressenkreuz oben auf der Brust." (G. Vasari, 1568).

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Parmigianino und der europäische Manierismus
Parma und Wien 2003

Stationen:
08.02.03 - 15.05.03 Galleria Nazionale, Parma
01.06.03 - 14.09.06 Kunsthistorisches Museum, Wien