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Die Ausstellung parolesparoles stellt junge Schweizer Künstler vor, die sich mittels unterschiedlichster Medien im High & Low Ð Performance, Installationskunst, Plakatkunst, sog. Neue Medien (Videoinstallation und div. Computer-Arbeiten auf verschiedenen Medien), Klang und Sound dem gesprochenen und geschriebenen Wort oder den ihnen inhärenten Wortfragmenten oder Ðallusionen widmet.

Auftakt der Ausstellung bilden zwei unabhängig voneinander in Basel und Umgebung (d.h. auch in Liestal) stattfindende Performances: jene vom Künstlerpaar stöckerselig in Zusammenarbeit mit Urs Marti in der Innenstadt Basels und jene von Gianni Motti, die sich von Liestal und Basel ausgehend sozusagen in die ganze Welt weiterzuverbreiten hat. Die Arbeit good news Ð bad news von stöckerselig www.stoeckerselig.ch erlaubt sich, den stadtbekannten Ausrufer Urs Marti für ihre Zwecke einzuspannen: statt wie gewohnt Menupläne und Preislisten all denen mitzuteilen, die es hören möchten oder eben nicht, posaunt er bewegende gute und schlechte Nachrichten, die das Künstlerpaar, selbstlos und egozentrisch zugleich auf sich bezieht, in alle Welt hinaus (auch wenn es nur Basel ist). In Liestal, an der Fassade und im Treppenhaus des Palazzo, findet sich in Form eines "marktschreierischen" Plakates das werbewirksame Abbild des Performers in Aktion, währenddessen in der Ausstellung, neben des nahezudesselben Sujets in Form einer Postkarte, die guten und schlechten Nachrichten des Künstlerpaars von einem einsamen, leuchtenden "Mond" im grossen, dunklen Saal, in Gestalt einer transparenten Plexiglaskugel mittels LCD-Schrift kundgetan werden: "Stöckerselig befanden sich in einer Schachtsohle als sie von einer Bohrstange erschlagen wurden... denn die kläglich gescheiterte †bernahme der Basler Kantonalbank durch das Künstlerpaar ist das grösste Desaster in der 125-jährigen Firmengeschichte... und die Regierung möchte stöckerselig mit Steuervergünstigung und Modernisierungshilfe unter die Arme greifen..."

Auch die Arbeit von Gianni Motti versteht sich als eine künstlerische Aktion, die gegen aussen tritt, an welcher der Künstler selbst (in corpore) nicht teilhaben möchte, wobei Mottis Recherche um Bedingtheit und Wichtigkeit des modernen Künstlers, respektive seines Egos in absurder, respektive grosszügiger Weise Rechnung getragen wird: "Gianni Motti Assistant" heisst der Schriftaufzug auf den knallgelben T-Shirts für Frauen und Männer, die in der gesamten Stadt verteilt wurden mit der Aufforderung, dem Künstler an der Vernissage im Besonderen aber auch im Alltag selbstredend diesbezüglich Referenz zu erweisen.

Das Künstlerpaar Frédéric Moser & Philippe Schwinger (in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Kunstverein) hingegen inszeniert in selbstvergessenem Ernst die Wichtigkeit des Individuums und seiner Handlungen. Ihre (gesprochenen oder stummen) Videos (Projektionen, Bilder ab Monitor) erzählen Geschichten, die von theatralischem Impetus gezeichnet sind, von bedeutungsschwangeren Begegnungen und Inszenierungen, deren Anfang und Ende wie auch deren Sinngehalt stets von einer Aura tiefschürfenden, oft absurd anmutenden Geistes umgeben ist, ohne dass jedoch ein Sinn oder eine Eindeutigkeit ausgemacht werden kann. Was zurück bleibt in ihrem vermeintlich endlosen Spiel in dieser kulissenhaften Welt ist die Gewissheit, dass es sich um ein Drama ohne Lösung handeln muss.

Die Arbeit von Markus Schwander, genannt Musée des Expressions www.xcult.org/expressions, manifestiert sich in Liestal, wie jene von stöckerselig und Sidney Stucki, als erstes in Form eines Plakates an der Fassade des Kulturhauses. Präsentiert wird, auf blütenreinem Weiss, ein eingefrorenes, vakumiiertes Herz (respektive die Vorstellung eines solchen), deren Wiederholung als Postkarte in den Räumen der Kunsthalle zu erwerben möglich ist. Sein Museum schliesslich inszeniert der Künstler dicht gedrängt im Eingangsbereich der Kunsthalle: Bereit steht ein Computer mit der gleichnamigen Internetarbeit für ein Museum der digitalen Bilderwelt, thematisch zusammengestellt von M. Schwander: "Willkommen im Museum der Expressionen", heisst es hier, es "werden verschiedene Sammlungen von menschlichen Ausdrücken gezeigt. Es gibt Haare, Texte, Wunden, Seifen und vieles mehr..." Bebildert werden Schwanders Vorstellungsweisen von menschlichen Ausdrucksmöglichkeiten in Form einer Vielzahl unprätentiöser, kleiner Bilder, die auf zwei "Kommoden" präsentiert werden.

Sidney Stuckis Kunst, die sich der zeitgenössischen Musik (in Form von Aneignung, Collage und Komposition) und dem Design (zwei- oder dreidimensionale Gestaltung von Flächen und Räumen Ð Wandmalerei, Plakatkunst u.a.) zuwendet, verwandelt unverblümt das bereits Vorhandene mittels Computertechnologie zu einer sogenannten Technokultur, in welcher die Klänge an Gesprochenes zu erinnern vermögen und die Zeichen mit Geschriebenem verwebt werden können. Für die Ausstellung parolesparoles entwarf Stucki ein Sound Piece für den grossen Saal sowie ein schwarz-weisses Plakat in Weltformatgrösse, das an Architektonisches, warum nicht an eine Institution gemahnt, deren Möglichkeiten zur Mitteilung von einem grossen, weissen und leeren Feld beherrscht wird.

EMJ

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Parolesparoles

mit Gianni Motti, Frederic Moser / Philippe Schwinger, Markus Schwander, Sidney Stucki, Stöckerselig