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Der Schinkel Pavillon und das Berliner Künstlerprogramm /DAAD zeigen die Ausstellung ANTICULTURAL POSITIONS von Paul Sietsema

Paul Sietsema arbeitet in den Bereichen Zeichnung, Skulptur und Film. Bekannt sind besonders seine vielschichtigen 16mm Filme, die in langer Vorarbeit auf der Grundlage von Zeichnungen, Collagen, Skulpturen, Raummodellen und Skizzen entstehen. Sie enthalten schwarz/weiße und farbige, abstrakte und figurative Bilder, die oft durch Flicker verfremdet werden und nehmen auf Zeitpunkte in der Geschichte der Kunst Bezug. So verwies der im Rahmen der 5. Berlin Biennale in der Neuen Nationalgalerie gezeigte Film 'Figure 3' (2008) von Sietsema auf eine wegweisende Ausstellung 'prozessualer Kunst' im New Yorker Whitney Museum 1969, mit Werken von Bruce Nauman, Eva Hesse, Keith Sonnier etc.

Im Zentrum der Ausstellung 'ANTICULTURAL POSITIONS' steht Sietsemas neuer, gleichnamiger Film (2009-10, 16mm), der durch Skulpturen im Vorraum des Schinkelpavillons ergänzt wird (o. T., 2010). Der Film 'Anticultural Positions' besteht u.a. aus der überarbeiteten Version eines Vortrages des Künstlers, in dem er seinen Schaffensprozess beschreibt. Er zeigt weitgehend abstrakte Bilder von mit verschiedenen Materialien konstruierten Oberflächen oder flachen Räumen. Im Untertitel werden dazu verschiedene künstlerische Ideen und unzeitgemäße Beschreibungen künstlerischer Materialien präsentiert.

Mit dem Titel 'Anticultural Positions' bezieht sich Sietsema auf Jean Dubuffets berühmten Vortrag von 1951 in Chicago und somit auf jene Künstler in den 1940/50er Jahren, die den Begriff 'anticultural' verwendeten, um die psychologischen oder natürlichen Kräfte, die sich von der primitiven Kunst herleiteten, gegenüber der künstlerischen Intention aufzuwerten. Die Objekte im Vorraum des Schinkelpavillons stellen Gussformen von Skulpturen dar, die Gebrauchs- und Materialspuren aufweisen. Sie stehen mit den überwiegend abstrakten Bildern des Films in Zusammenhang, da beides Arbeitsvorlagen für spätere Werke sind, die hier als Ideen oder Skizzen, Vorlagen oder Modelle weitere Anhaltspunkte für Sietsemas Untersuchung des künstlerischen Prozesses liefern.

Das Werk von Paul Sietsema entsteht durch komplexe technische Herstellungsprozesse, besitzt aber dennoch eine starte konzeptuelle Komponente, die auch in langen Recherchen und in seiner thematischen Reflektion über die Kunst zum Ausdruck kommt. Sietsemas Skulpturen, Zeichnungen und Filme beziehen sich gleichermaßen auf historische Tendenzen wie auf die Gegenwart. Er untersucht verschiedene Konstellationen von Form, Struktur, Farbe, Raum und Bewegung anhand von Motiven, die aus einer weiten Spanne geografischer und zeitlicher Bereiche stammen. Aus Texten und Abbildungen, Geschichten und deren Neuinterpretationen konstruiert Sietsema eigenständige Gedankengebäude. Inhaltliche Zusammenhänge werden neu zusammengefügt, um die Vorstellung linearer Zeit- und Erzählverläufe zu unterlaufen. Sietsemas Arbeiten fordern die visuelle Wahrnehmung heraus und spielen mit der Bearbeitung, der Interpretation und der Verschleierung von Informationen. Da Paul Sietsema sehr lange an einzelnen Projekten arbeitet, die bis ins Details genauestens ausgearbeitet werden, existieren bisher nur wenige Werke von ihm.

Paul Sietsema, geb. 1968 in Los Angeles, CA, USA, lebt und arbeitet dort. Zur Zeit lebt er als Gast des Berliner Künstlerprogramm/ DAAD in Berlin. Zuletzt hatte er Einzelausstellungen im Museum of Modern Art, New York (2009) und im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid (2009) sowie 2008 im San Francisco Museum of Modern Art und bei de Appel in Amsterdam. Im Juli zeigt Sietsema eine Solo-Show in der Cubitt Galerie in London.

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Paul Sietsema
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