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Eröffnung: Freitag 3. April 2009, 17 Uhr

Der Frühling ist die Zeit des Jahres, in der die Natur und das Leben wieder mit Energie gespeist werden. Sonne, frisches Grün und blühende Blumen deuten auf einen lebendigen Neubeginn; dieses Gefühl trägt der polnische Künstler Pawel Althamer (geboren 1967 in Warschau) mit seinem Ausstellungsprojekt Frühling in die Kunsthalle Fridericianum. Er hat mehrere hundert Kinder aus Kassel eingeladen, über tausend Quadratmeter dieses historisch beladenen und weltbekannten Ausstellungsortes, mit seiner Vergangenheit als Bibliothek und Parlamentsgebäude, zu besetzen und mit junger und kühner, vor allem aber mit ihrer noch „freien Kreativität“ zu beleben und zu verwandeln. Die Kinder sind die Hauptakteur/innen und Pawel Althamer nimmt die Rolle ihres Assistenten ein.

Die multiple Autorschaft, ihre Übergabe an andere Mitwirkende, die auch aus einem sozial unterpriviligierten Kontext stammen können, wie Bewohner aus prekären Stadtrandgebieten, Obdachlose, Gefängnisinsassen und immer wieder Jungendliche und Kinder, ist für Pawel Althamer ein wichtiger künstlerischer Ausgangspunkt. So hat er beispielsweise mit der Aktion Bródno 2000 rund zweihundert Familien aus dem gleichnamigen Plattenbaukomplex in Warschau gewinnen können, ihre Wohnungsbeleuchtung so ein- bzw. auszuschalten, dass an der Fassade des Gebäudes die Jahreszahl 2000 hell erstrahlte. Zusammengehörigkeit und Gruppengefühl spielten hierbei eine entscheidende Rolle. 2001 suchte der Künstler explizit polnische Obdachlose in Frankfurt auf, kleidete sie neu ein, um sie dann unentdeckt unter das Eröffnungspublikum der Ausstellung Neue Welt einzuladen. Im Rahmen seiner Ausstellung Prisoners (2002) arbeitete Pawel Althamer mit Insassen der Justizvollzugsanstalt in Münster zusammen. In gemeinsamen Workshops fertigten sie Objekte und Zeichnungen, die zusammen mit einfachen Fundstücken aus dem Gefängnis im Kunstverein Münster ganz konventionell ausgestellt wurden.

Ideen und Zeichen der Veränderung und Erweiterung, die Auflösung vorgegebener, strenger Strukturen spielen in Pawel Althamers künstlerischer Arbeit eine wichtige Rolle. Mit seinen Performances, die stark konzeptuell geprägt sind und von dem Prozesshaften leben, untergräbt der Künstler bestehende Regelsysteme und ruft neue Handlungsmuster hervor. Durch den Rückzug seiner Person als Künstler in seinen performativen Arbeiten schafft er eine gänzliche Vermischung von Kunst und Leben und er ermöglicht dabei auch die Aufmerksamkeit für Menschen, die an anderen Orten Ausgrenzung erfahren und schafft in diesem Zusammenhang wertvolle Öffentlichkeit.

Seit Ende März, dem kalendarischen Frühlingsanfang und gleichzeitigem Aufbaubeginn der Ausstellung, gehören alle Räume im Obergeschoss des Fridericianums der Freiheit und den Ideen der Kasseler Kinder. Ein Camp mit einem riesigen Zelt im Zentrum, Sofas, Tische, Stühle, Teppiche und Matratzenburgen laden nicht nur zu Gesprächen ein. An den Wänden sind bereits die Zeichnungen der Kinder zu sehen, die auf ihre Projekte verweisen. Ein wahrhaft riesiges Trojanisches Pferd wartet auf seine Bewohner sowie auch mehrere Höhlen und ein zweistöckiges Appartment mit hängenden Möbeln und überall im Raum verteilt finden sich die gebastelten Modelle großer Ideen. Darunter kann man eine Ritterburg mit Labyrinth, ein Horrorkabinett, eine Disco, Flügel zum Fliegen, ägyptisches Mobiliar oder Boote und U-Boote entdecken.

Die Kinder stehen voller Energie und Spannung bereit, das Fridericianum ebenso. Bis zu seinem kalendarischen Ende am 21. Juni wird sich Frühling im Fridericianum als ein Prozesskunstwerk entwickeln.

Fabian Lora Aaron, Mona Abdul-Redha, Benjamin Agel, Florian Alban Reka, Salem Al Daas, Pawel Althamer, Kajana Ananthanathan, Thomas Apitius, Maximilian Arend, Canan Aslaner, Sükran Ay, Jesemin Ay, Umut Ayas, Serkan Aytemür, Arianna Baart, Chayenne Bahramy, Jule Marie Balz, Melisa Bastimur, Okan Bastimur, Jo Utwere Beetz, Edgar Besel, Kemal Besun, Simon-Tassilo Birk, Mariel Blieffert, Stanislav Blievernitz, Patricia Bock, Vincent Bornmann, Michelle Borzuchowski, Patrick Brauer, Sam Braun, Klara-Maria Bremer, Anton Brinner, Finn Brinner, Luca Brinner, Charlotte Bruch, Nina Buchenau, Patrick Büsch, Tolunay Cakar, Lolly Ceesay, Samuel Cerluk, Feyza-Nur Cevik, Danielle Cezanne, Sunisa Chimmalee, Tapio Clemet, Bruno Conti, Andree Curdt, Jaqueline Czadek, Lea Czarnach, Ömer Dagdevir, Jenny Dann, Sophia Danz, Serhat Dayangac, Dean Dehnhardt, Hendrik Dockhorn, Sarah-Rebecca Drewes, Nico Dülfer, Charlotte Eberhard, Paulina Eisenberg, Yasmin El Hamadaoui, Clara Elea Engelhardt, Cihan Ercan, Sükrü Eynur, Paula Fahrmeier, Henrik Fey, Fabian Finger, Felix Fink, Moritz Fischbach, Christina Fischer, Eduard Fischer, Onur Fison, Maximilian Frisch, Isabel Fritz, Helena Fuhrhans, Jana Gais, Giuseppe Ganci, Julia Gebhardt, Sarah Gerhold, Felix Gehrmann, Sofia Gerliz, Robert Gertenbach, Julian Gerwatowski-Schaubhut, Yara Gillich, Pegah Givehchian, Andrea Göbel, Luana Göbel, Emil Gößling, Edwin Grefenstein, Tibor Grote, Hamide Güven, Jule Marie Haas, Edom Hagos, Ayub Hamad, Marten Hampe, Anne-Sophie Hartmann, Tom Hartwigk, Laura Heere, Kelechi Heil, Ogechika Heil, Fynn Heinemann, Anne-Maryl Hendricks, Josy Heppe, Nina Hermann, Samuel Hesse, Julius Heuckeroth, Marlon Heyner, Maurice Himmelmann, Obed Hinneh, Selmir Hirkic, Luise Hoffmann, Tom Hoffmann, Elea Juliana Hollatz, Fabio Holzhauer, Jan Höster, Sainab Houceine, Chihui Hu, Till Huck, Charlotte Hüfken, Jakob Hüfken, Claire Inderfurth, Sebastian Jäger, Marvin Jakob, Adrian-David Jakubowski, Angela Jalili, Kardelen Jesilördek, Til Jordan, Torben Jordan, Leonhard Jungermann, Dogan Jusofovski, Ozan Kaban, Sirin Karaboya, Ahmet Keles, Nadia Khazrane, Julian Kiefer, Sabina Kiflezghi, Johanna Kipp, Nele Kirchner, Julia Klee, Sarah Kleiner, Timo Kluge, Ida Ebba Klüver, Simon Knost, Kristian Konculic, Christian Konieckiewicz, Joris König, Jos Kosseg, Milana Kowalewa, Calvin Kranz, Celine Kranz, Vivianne Kranz, Abrnor Krasinigi, Ahmet Kültür, Leonie Lambrecht, Jana Latzberg, Thorn Lauk, Louis Lengemann, Jonas Lieber, Gian Lieberum, Andreas Linker, Imnana Löntz, Vanessa Löwer, Carolina Lubner, Jonas Lührs, Atréju Lutz, Sophia Lux, David Marschall, Leonie Johanna Marschang, Leonie-Sophie Mayer, Fritz Mersch, Samie Mohamad, Michelle Montoleone, Moritz Mosaner, Lea Moser, Jannis Motzka, Zainab Muala, Albion Mustafaj, Emelie Nafarieh, Lina Najjar, Annika Niemann, Natalie Nowak, Frida Odendahl, Yara Odenwälder, Alessia Orto, Lukas Osuji, Jerome Panzer, Roman Pavolov, Daniela Pavolov, Nuria Perez-Rivas, Maila Peuschel, Patrick Pfaff, Melissa Pferner, Anna Pflug, Lukas Pohl, Merle Reichardt, Nico Reintanz, Luis Richter, Ronja Ripp, Maximilian Rosengarten, Giuseppe Rotolo, Jennifer Rühl, Shaumia Santhirapose, Helin Sarikaya, Lara Sarikaya, Anton Schmidt, Benjamin Schmidt, Paula Schmidt, Fabia Schneider, Anna Leena Scholz, Nicklas Schönewolf, Tim Schubotz, Monika Schulz, Michelle Schuster, Anton Seyberth, Christian Sibert, Paul Siedschlag, Amira Somai, Sonja Steinberger, Rahel-Luzie Stöver, Leonie Johanna Strum, David Stucka, Sabina Stürmer, Constantin Suhr, Cristhian Tabares, Marie Zoe Tappenbeck, Lennart Ternes, Jule Thaetner, Nikos Thiele, Lara Tiggemann, Ava Torfi Bostani, Florian Triebswetter, Damla Tunauoglu, Silas Ulshöfer, Arne Vereijken, Emanuel Vereijken, Leonie von Kraus, Fabian Wagner, Ansgar Waldeck, Jan Walper, Elena Wanisch, Alexander Weisbrich, Celine Welsch, Louisa Wiegand, Wilhelm Welterlich, Sophia Wendel, Ole Bruno Weyhe, Laura Wiesner, Sergej Willer, Lara Celin Wilmes, Melwin Wittmoser, Mohamed Yuusuf, Anna Giulia Zeller, Liva Zieba, Elias Ziegenbein, Angelina Zimkeit . . .

PAWEL ALTHAMER BIOGRAFIE Pawel Althamer wurde 1967 in Warschau geboren. Von 1988 bis 1993 studierte er bei Grzegorz Kowalski an der Hochschule für Bildende Künste in Warschau. Das Bonnefantenmuseum in Maastricht ehrte den Künstler 2004 mit dem „Vincent van Gogh Bi-annual Award for Contemporary Art in Europe”. Neben öffentlichen Projekten wie Brodno (2000) in Warschau, Weronika (2001) in Amden und Unsichtbar (2002) in Berlin weist der Künstler seit 1993 zahlreiche Einzelausstellungen auf. Hierzu gehören Studies from Nature (1993) in der a.r.t. Galerie in Plock und Präsentationen in der Kunsthalle Basel (1997) und im Museum of Contemporary Art in Chicago (2001). Zu seinen jüngsten Projekten und Einzellausstellungen zählen Au Centre Pompidou im Centre Pompidou (2006) sowie Black Market bei Neugerriemenschneider (2007) in Berlin. Pawel Althamer war Teilnehmer an einer Vielzahl international renommierter Gruppenausstellungen wie der documenta X (1997) in Kassel, der Manifesta 3 (2000) in Ljubljana, der 50. Biennale in Venedig (2003) und der 4. Berlin Biennale (2006) sowie der Skulptur Projekte Münster (2007).

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Pawel Althamer
Frühling