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Der dänische Maler, Bildhauer, Architekt und Filmemacher Per Kirkeby wurde 1938 in Kopenhagen geboren. Nach seinem Geologiestudium und mehreren Expeditionen u. a. nach Grönland trat er 1962 einer avantgardistischen Künstlergruppe bei. In den sechziger Jahren arbeitete er u.a. mit Beuys, Christiansen, Paik und Charlotte Moorman zusammen. In dieser Zeit entstanden auch erste Graphiken. In den siebziger Jahren wandte sich Kirkeby der informellen Malerei zu. Zeitgleich entstanden erste Backsteinskulpturen und –gebäude. Kirkeby ist wohl der bekannteste dänische Künstler seiner Generation und einer der wichtigsten zeitgenössischen europäischen Künstler.

Seit den sechziger Jahren hat er auch ein umfangreiches Werk an Radierungen geschaffen, viele davon als „Tagebucheintragungen“ ohne Auflagen oder als Einzelblätter. Seit 1986 publiziert Kirkeby fast ausschließlich Mappenwerke. Das herausragende Dokument dieser Tätigkeit ist das „Feldbuch“ von 1994 mit achtzig Radierungen, Zustandsdrucken und autonomen Werken.

Die meisten Blätter erscheinen in der Konzentration auf die „die Farbe Schwarz mit all ihren Abstufungen sowie auf die formalen Gegebenheiten, die in dem Medium selbst liegen“ (Stephan Mann) beinahe farbig, andere verfolgen die Mehrfarbigkeit als Grundprinzip. Die Radierungen sind nicht von ungefähr von erlebten und imaginierten Landschaften inspiriert. Sie bieten im Miteinander von einem breiten, malerischen Duktus und leisen, gewissermaßen flüchtigen Zeichnungen für den Betrachter immer wieder neue Entdeckungen, wie sie dem Künstler selbst beim Drucken Entdeckungen und Erlebnis sind.

„Der Prozess, den die immer wieder bearbeitete und gedruckte Radierplatte bei ihm durchmacht, entspricht sowohl einer präzisen Wahrnehmungsarbeit, aber auch einer intensiven Erinnerungsleistung, die aus der Platte eine Art von Speicher macht, dem neue Zeichen entlockt werden und dem neue Vorstellungen zugeführt werden. Wie ein verlangsamtes Tagebuchschreiben ohne zu viel Details lässt sich das Radierwerk von Kirkeby verstehen, das zu einem eigenen Werkkomplex gewachsen ist.“ (Siegfried Gohr)

Das Morat-Institut für Kunst und Kunstwissenschaft in Freiburg (i. Br.) bewahrt in seinen Sammlungen Werke u. a. von Hoehme, Hermanns, Prantl und Bernhard sowie graphische Arbeiten von Kirkeby, Morandi, Beckmann, Ensor, Goya, Dürer und Schongauer, die als „Ausnahmeerscheinungen unter den Malern seit der Renaissance … als Kupferstecher oder Radierer ein ihrer Malerei gleichrangiges Werk geschaffen“ haben (Franz Armin Morat).

Aus dieser ebenso reichhaltigen wie großartigen Sammlung zeigt das Kunstmuseum Bayreuth – als zweites Projekt nach der großen Goya-Ausstellung der Morat-Sammlung in 2005 – insgesamt 146 Radierungen aus den Jahren 1963 - 1994, darunter „Grönlandfahrt“ (1993), „Feldbuch“ (1994) und fünf sehr großformatige Radierungen aus dem Jahr 1992. „Radierungen sind für mich Tagebuch-Eintragungen. Ein paar Kupferplatten in der Tasche oder im Rucksack und ich bin glücklich. Aber im Gegensatz zu den Zeichnungen, mit dem Bleistift auf Papier entdecke ich erst was ich gemacht habe, wenn der Drucker die Platten mit schwarzer Druckfarbe einschmiert und den Abdruck nimmt. Entdeckungen von eigenen Taten ist auch ein Erlebnis.“ (Kirkeby)

„Es ist ein Charakteristikum großer Kunstwerke und großer Romane, aus gewaltigen Strukturen zu bestehen. Sie schreiten. Die Zeit vergeht. Tagebuchschreiben ist keine Schreibtischarbeit, sondern eine ewige Katastrophe: reine Feldarbeit.“ (Kirkeby)

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Per Kirkeby - Radierungen
aus der Sammlung des Morat-Instituts für Kunst und Kunstwissenschaft
(Morat-Institut, Freiburg)