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Per Kirkeby (*1938) ist einer der vielfältigsten dänischen Gegenwartskünstler. Seine großformatigen Gemälde beeindrucken vor allem durch ihre expressive Wirkung. Als promovierter Geologe lässt er Strukturen und Formen aus der Natur in sein Werk einfließen. Doch es wäre fatal den Kopenhagener ausschließlich auf die Malerei zu reduzieren. Zeichnungen und Bronzemodelle vervollständigen die Auswahl an Arbeiten, die ab dem 7. Februar 2016 in den Museen Böttcherstraße präsentiert werden.

Fast jeder Bremer kennt den Verkehrsturm (1988) an der Domsheide in der Innenstadt. Zuletzt war er Teil einer hitzigen Debatte um die Neugestaltung des Knotenpunktes. Nur die Wenigsten wissen, dass es sich hierbei um ein Kunstwerk des dänischen Künstlers Per Kirkeby handelt, das im Rahmen des Projekts »Kunst im öffentlichen Raum« installiert wurde. Der Verkehrsturm ist ein sichtbares Beispiel für Kirkebys monumentale Backsteinbauten, für die der Künstler vorab stets Bronzemodelle anfertigte. Zwischen diesen und den fertigen Ziegelbauten herrscht eine erstaunliche Diskrepanz – auf den ersten Blick erscheinen die Skulpturen ungeeignet als Modelle für die beachtlich großen Bauten.

Bemerkenswert sind die Stilwechsel, die Kirkeby während seines Schaffens durchlaufen hat. Bis in die 1970er Jahre sind seine Gemälde noch von den plakativen Ausdrucksmitteln der Pop Art bestimmt. In der Folge entstehen gestisch-expressive Kompositionen, die vor allem die Natur zum primären Thema machen. Das Gegenständliche verwandelt sich mehr und mehr ins Abstrakte.

Über die Zeit hinweg verändert sich auch die Farbenwelt in Kirkebys Bildern. Die frühen abstrakten Gemälde wirken noch kühl und düster. Durch die intensive Beschäftigung mit den Farben und dem Licht des Nordens erweitert sich die Palette und hellt sich auf. Über die Jahrzehnte hinweg bleibt Per Kirkeby allerdings einem Prinzip treu: der Schichtung von Farbebenen. Allen Bildern gemein sind außerdem ihr expressiver Gestus und ihre Sinnlichkeit. Trotzdem sind die Arbeiten nicht von Impulsivität oder Emotionalität geleitet, sondern unterliegen einem kontrollierten und reflektierten Arbeitsprozess – alles scheint verbunden.

Die ausgewählten Werke Per Kirkebys fügen sich harmonisch in die Räume des Paula Modersohn-Becker Museums in der Bremer Böttcherstraße ein. Denn genau wie sein Werk, sind auch die Arbeiten von Paula Modersohn-Becker von einer engen Verbindung zur Natur geprägt. Und wie Per Kirkeby war auch der Architekt der Böttcherstraße und Bildhauer Bernhard Hoetger vom Ziegelstein als Material und als Symbol nordischer Baukunst überzeugt.

Die Ausstellung ist eine institutionelle Kooperation mit dem Louisiana Museum of Modern Art in Humlebæk, Dänemark, in dem bis Frühjahr 2015 eine Retrospektive zu Paula Modersohn-Becker stattfand.