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Peter Paul Rubens war der bedeutendste Vertreter der nordischen Barockkunst. Der Flame war in seiner Heimat nicht nur bekannt als Schöpfer monumentaler Hochaltarbilder für Antwerpener Kirchen, sondern verstand es auch, als weit gereister und an den bedeutendsten Fürstenhäusern beheimateter Malerfürst, seine Profession mit der Position eines Gelehrten und Diplomaten zu vereinen. Sein in den bedeutendsten Sammlungen der Welt und u. a. in der Albertina aufbewahrtes Oeuvre zeugt von der hohen Anerkennung, die dem Künstler von den höchsten Würdenträgern seiner Zeit – dem Herzog von Mantua, dem spanischen und dem englischen Königshaus und dem Pariser Hof unter Maria de Medici – entgegengebracht wurde.

Die Albertina beherbergt einen der weltweit bedeutendsten Bestände an Rubens-Zeichnungen. Diesem Umstand wird nun erstmals seit 1977 wieder in Form einer großen Rubens-Retrospektive Rechnung getragen: knapp 40 der schönsten und bedeutendsten Blätter der Albertina werden durch zahlreiche internationale Leihgaben ergänzt: Gemälde, Ölskizzen, Zeichnungen unter anderem aus der National Gallery in Washington, dem New Yorker Metropolitan Museum, dem Getty-Museum in Los Angeles, dem British Museum und Windsor Castle in London, der Eremitage in St. Petersburg, dem Louvre in Paris, dem Kunsthistorischen Museum in Wien, dem Boijmans van Beuningen Museum in Rotterdam, der Alten Pinakothek in München, den Staatlichen Sammlungen in Berlin, dem Rubenshaus in Antwerpen.

Das besondere Merkmal der Rubens-Zeichnungen in der Albertina ist ihr vorbereitender Charakter. Rubens’ Albertina-Zeichnungen sind Kompositions- und in der überwiegenden Mehrheit Figurenstudien, die sich fast alle mit einem ausgeführten Werk des Künstlers in Verbindung bringen lassen.

„Peter Paul Rubens“ wurde in enger Kooperation mit dem New Yorker Metropolitan Museum erarbeitet und ist in verkleinerter Form im Anschluss auch in New York zu sehen.

In der Ausstellung der Albertina ist anhand einiger ausgewählter Werkgruppen der spannende Entstehungsprozess eines Bildes von der Zeichnung über die Ölskizze bis hin zum ausgeführten Gemälde zu studieren: etwa am Beispiel des berühmten Liebesgarten aus dem Prado in Madrid oder am Daniel in der Löwengrube aus der National Gallery in Washington.

Die Ölskizzen nehmen in der Ausstellung einen besonderen Rang ein. In ihnen lässt sich besonders gut die Handschrift des Künstlers ablesen; einerseits sind sie die in Farbe angelegte zeichnerische Niederschrift und andererseits die bereits malerisch angelegte Vorwegnahme des ausgeführten Gemäldes. Dies verdeutlichen besonders gut das modello für das großformatige Altarbild für die Antwerpener Jesuitenkirche Die Wunder des Hl. Franz Xaver aus dem Wiener Kunsthistorischen Museum oder einer monochrom angelegten Ölskizze aus der Nationalgalerie in Prag, die den linken Flügel des monumentalen Hochaltars der Antwerpener Kathedrale paraphrasiert, die als Leihgaben in der Albertina zu sehen sein werden.

Auch die Anfänge des Künstlers in Italien und die künstlerische Prägung, die er dort erfahren hat, werden anhand bedeutender Werkgruppen dokumentiert, so durch zwei modelli aus der Akademie der bildenden Künste in Wien, die wichtige Altarbilder aus der Zeit von Rubens’ Aufenthalten in Rom und Genua vorbereiten, ergänzt durch einzigartige Vorzeichnungen aus der Albertina sowie Leihgaben der Walker Art Gallery in Liverpool und des Puschkin-Museums in Moskau.

Neben Rubens’ Monumentalaufträgen ist aber auch das intime Umfeld des Künstlers mit Porträts der Familie und des Freundeskreises ein wichtiges Thema der Retrospektive. Die berühmte und nach 27 Jahren erstmals wieder ausgestellte Porträtzeichnung seines dreijährigen Sohnes Nicolaas mit Halskette steht im Zentrum einer Reihe von Bildnissen, darunter ein weiteres Porträt des Knaben, Nicolaas mit Kappe, die beiden Frauen des Künstlers, Isabella Brant und Hélène Fourment sowie die Tochter Clara Serena. In diesen familiären Porträt-Schwerpunkt fügen sich auch Leihgaben aus dem Palazzo Pitti in Florenz und der National Portrait Gallery in London mit den Bildnisporträts des Herzogs von Buckingham und des Earl of Arundel, zwei der wichtigsten Förderer des Malerfürsten ergänzend ein. Der im Werk Rubens und auch für spätere Generationen so wichtigen Landschaftsmalerei widmet sich ein weiteres Kapitel der Ausstellung. Rubens’ Landschaftskunst ist in den meisten Fällen keine Auftragskunst und kann daher als ein von Auftraggebern nicht beeinflusstes, privates Experimentierfeld des Künstlers angesehen werden. Die Landschaftsdarstellung äußert sich bei Rubens in mehreren Erscheinungsformen. Einerseits dient sie als Hintergrundfolie höfischer Konversationsstücke (conversation à la mode), einer von Giorgione und Tizian ausgehenden und von Rubens aufgegriffenen Bildgattung, an die etwa einhundert Jahre später Antoine Watteau anknüpfen sollte. Andererseits vermitteln sie vitale Naturereignisse, die gleichzeitig Ausdruck einer Temperamentenlehre sind, die Rubens weniger in theoretischen Schriften, aber dafür umso mehr auf Gemälden mit expressiver Farbigkeit und dramatischer Lichtregie umsetzte. Dies zeigen unter anderem bedeutende Leihgaben etwa aus dem Prado, dem Kunsthistorischen Museum, dem Metropolitan Museum und der National Gallery in London.

Die Rubens-Retrospektive in der Albertina ist chronologisch aufgebaut, wobei wichtige Aspekte im Schaffen des Künstlers zu anschaulichen Gruppen zusammengefasst sind. Rubens’ Verarbeitung von neostoischem Gedankengut, in das er durch seinen Bruder Philipp und dessen Lehrer Lipsius eingeführt wurde und das in seinen frühen Gemälden deutlich zum Ausdruck kommt, wird ebenso thematisiert wie die exzessive Reisetätigkeit des Künstlers, dessen Ruhm ihn an die Höfe von Mantua, Madrid, Paris und London führte.

Nach Albrecht Dürer und Rembrandt wird mit Peter Paul Rubens der dritte große Künstler, der mit seinem Werk für den weltweiten Ruhm der Albertina steht, eine entsprechende Würdigung erfahren. Pressetext

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Peter Paul Rubens