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Seit Jahren sammelt Peter Piller veröffentlichte Fotos aus lokalen deutschen Tageszeitungen und ordnet sie zu einzelnen Motivgruppen in ein mittlerweile mehrere tausend Bilder umfassendes Archiv ein. Dabei trägt die Umgehensweise mit diesem kunstlos erscheinenden Bildmaterial nicht zu leugnende bürokratische Züge. Die Sammelgebiete unterteilen sich nach Bildern und Textunterschriften. Es finden sich Unterabteilungen wie ‚Bauerwartungsflächen’, ‚Vandalismus’, ‚Blindgänger’ oder ‚Tatorthäuser’. In der Zusammenschau schleicht sich ein tröstliches Bild von der unverrückbaren Verankerung des Absurden in unserer gewöhnlichen Alltagswirklichkeit ein.

In der Ausstellung des KUNSTFONDSKUNSTRAUMs werden Bilder aus diesem Archivfundus zu sehen sein, die sich auch nach jahrelanger Such- und Sortierarbeit einer Zuordnung zu einer Kategorie verweigert haben. Somit bilden diese bislang nicht klassifizierten Bilder jedoch schließlich eine eigene Gruppe, die der ‚Ungeklärten Fälle’. „Rückblickend lösen genau diese ‚Einzelbilder’ mein ursprüngliches Interesse am zutreffendsten ein: nämlich die Suche nach absichtslos besonderen und ungewollt ästhetischen Bildern, nach autonomen Bildern, voller Melancholie, Witz und verschrobener Schönheit. Damit sind die ‚Einzelbilder’ so etwas wie der Kern meiner Archiv-Arbeit.“ (Peter Piller, August 2005)

Gemeinhin zählt das Büro-Haus in der Weberstrasse zu den Orten, an denen die Bilder der Kunst verwaltet werden. Die hier ansässige VG Bild-Kunst nimmt die Rechte am Bild wahr und widmet sich dem Thema der Verwertung von künstlerischen Bildern. Peter Piller hingegen verwertet Bilder, die weitgehend ohne Kunstanspruch entstanden sind und nimmt sich das Recht des Bildgebrauchs heraus. Nichts scheint daher naheliegender als seine ‚Ungeklärten Fälle’ an eben diesem Ort vorzustellen.

Peter Piller wurde 1968 in Fritzlar geboren. Von 1993 bis 2000 studierte er an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg. Seit dem Frühjahr 2006 lehrt Peter Piller als Professor für Fotografie im Feld zeitgenössischer Kunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Mit seinem Kunstprojekt ‚zur Vermessung der Alltagswirklichkeit’ gehört Piller im Jahr 2006 zu den ersten Preisträgern der Beethovenstiftung für Kunst und Kultur der Bundesstadt Bonn. In einer ‚Peripheriewanderung’ umrundet Peter Piller das Stadtgebiet entlang der Grenze zwischen den besiedelten und bebauten Flächen und der angrenzenden Natur. Es entstehen dabei Texte, Fotografien und Zeichnungen, die schließlich in eine Publikation einmünden werden. Das Stipendium der Stiftung Kunstfonds wurde ihm im Jahre 2002 zuerkannt.

Harald Uhr

Pressetext

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Peter Piller
Ungeklärte Fälle
Ort: KUNSTFONDSKUNSTRAUM