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Pierre Soulages ist einer der weltweit bedeutendsten abstrakten Maler der letzten Jahrzehnte. Anlässlich seines 90. Geburtstages wurde er mit einer Retrospektive im Centre Pompidou in Paris geehrt. Ab 2. Oktober 2010 zeigt der Martin-Gropius-Bau Berlin diese Ausstellung in veränderter Form.

Drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, 1948, beteiligte er sich an der damals wegbereitenden Ausstellung „Französische abstrakte Malerei“, die auch in Berlin zu sehen war. Er war der jüngste einer Gruppe von Meistern der abstrakten Kunst: Kupka, Doméla, Herbin. Über 100 Bilder aus allen Schaffensperioden, von den Arbeiten mit Nussbeize (1947 bis 1949) bis zu den radikal schwarzen bis zu drei Meter hohen Gemälden der letzten Jahre werden gezeigt. Viele werden erstmals in Deutschland ausgestellt. Sie verdeutlichen die Dynamik einer künstlerischen Entwicklung im Werk dieses berühmten zeitgenössischen französischen Künstlers.

Pierre Soulages, geboren am 24.12.1919 in Rodez, einem kleinen Ort nördlich zwischen Toulouse und Montpellier gelegen, verweigerte sich der Ausbildung auf der „Ecole nationale superieure des beaux arts“ in Paris. Er konnte mit der für ihn rückwärtsgewandten Kunstvermittlung nichts anfangen. Im Jahre 1939 widmete er sich daher in Paris statt seinem ursprünglich vorgesehenen Studium vor allem Ausstel-lungsbesuchen, in welchen er die Werke von Picasso und Cézanne kennenlernte. Doch schon im selben Jahr verließ er Paris und ging in den Süden nach Montpellier, um dort die „Ecole-des-beaux-arts“ zu besuchen. Er lernte in jener Zeit Sonia Delaunay kennen, die ihm Kataloge zeigte, in denen die damaligen Machthaber die ihrer Meinung nach „entartete Kunst“ zeigten. Das stellte für Soulages die Legimitation dar, selbst abstrakt zu arbeiten. Nach dem Krieg zog er nach Paris, stellte im Salon der Surindépendants aus und hatte mit seinen Werken Erfolg. Die Bekanntschaft mit Francis Picabia und Hans Hartung im Jahr 1947, sowie die Bekanntschaft mit der amerikanischen Szene und ihren Vertretern wie Marc Rothko, Robert Motherwell und Wilhelm de Kooning zeigen, wie sehr sich das Interesse an seiner Kunst internationalisierte.

Durch seine Teilnahme an der documenta I, II und III erreichte er in Künstler- und Fachkreisen Anerkennung. Sein eigenwilliger Stil, der durch seine fast ausschließliche Beschränkung auf die Farbe Schwarz gekennzeichnet ist, lässt sein Werk im Kunstbetrieb singulär stehen. Der Amerikaner Robert Motherwell kam übrigens wie Soulages in einigen Werken auf ähnliche Ergebnisse. Nur Soulages jedoch hatte die Konsequenz, seine Arbeiten durch Jahrzehnte der Farbe Schwarz und letztlich dem Licht zu widmen.

Sein „outre-noir“, eine Bezeichnung, die Soulages sich für die Verwendung von Schwarz in seinem Werk ausdachte, schluckt das Licht ganz besonders in den Papierarbeiten und erzielt eine besondere Tiefenwirkung. „Outre-noir“, was übersetzt soviel bedeutet wie „das Schwarz von der anderen Seite“, oder auch das „jenseitige Schwarz“, verschließt nicht, sondern zieht den Betrachter in die Tiefe, verleitet zum genauen und nahen Betrachten der Arbeiten und fesselt den Blick.

Pierre Soulages ist – wie zahlreiche Maler – vom Phänomen des Lichts fasziniert. Er sucht akribisch nach Möglichkeiten, Licht in der Farbe Schwarz arbeiten zu lassen. Arbeiten, in denen sich zu Schwarz auch eine zweite Farbe wie Blau oder Rot gesellt, bleiben in seinem Werk Ausnahmeerscheinungen.

Die eigene Handschrift, verdeutlicht in breiten, kräftigen Linien und teilweise kalligraphisch anmutenden Passagen, ist ein wichtiges Gestaltungsprinzip in seinen Arbeiten. „Ich fand kleine Pinsel nur für das exakte Arbeiten, so wie es im 19. Jahrhundert und davor in der Kunst notwendig wichtig war– auch Picasso selbst hat noch in seinen frühen Werken mit zarten Pinseln gearbeitet. Für mich kam das aber überhaupt nicht infrage. Ich wollte etwas gänzlich anderes probieren und so ging ich in Paris in ein Farbengeschäft und kaufte mir breite Pinsel wie zum Ausmalen von Räumen, Walzen und große Bürsten.“ In Kombination mit einer dunklen Nussbeize, der sogenannten „brou de noix“ schuf er seine ersten Meisterwerke, von welchen eines bereits 1948 vom Museum of Modern Art in New York angekauft wurde.

Seine Gemälde befinden sich in den Sammlungen von über 100 Museen weltweit: so im Solomon R. Guggenheim Museum, New York, Australian National Gallery, Canberra, Eremitage, St. Petersburg, Museum Sammlung Essl, Klosterneuburg, Musée national d’Art moderne, Paris, Staatsgalerie Stuttgart, Instituto Valenciano de Arte Moderno, Valencia, Museum of Modern Art, Toyama, Tate Gallery, London, Museum of Fine Arts, Houston, Musée d’Art contemporain, Montréal, um nur einige, wenige zu nennen.

Soulages erhielt vielfache Auszeichnungen, darunter den Gran Prix des Arts der Stadt Paris, den Rembrandt-Preis der Stadt Hamburg sowie in Japan den Praemium Imperiale. Die Stadt Rodez widmet Pierre Soulages ein eigenes Museum. Es soll 2012 eröffnet werden.

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Pierre Soulages
Kuratoren: Alfred Paquement, Pierre Encrevé