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Raum ist keine an sich vorhandene Gegebenheit, sondern Raum wird im Zuge von Verortungen und Interventionen ständig neu verhandelt. Dies impliziert die Möglichkeit, dass er sich jeweils anders figuriert, so dass die Geschichtlichkeit von Raum und mögliche Raumordnungen denkbar und visuell erschlossen werden. Es gehört dabei zu den Paradoxien, dass die damit einhergehende Subversion selten im Verborgenen wirkt, sondern meist im öffentlichen Auftrag geschieht.

Insbesondere postsowjetische Länder befinden sich momentan inmitten einer Umbruchphase und Umverteilung. Das Klima ist einerseits von Revisionen, andererseits von Neuorientierungen geprägt. Aufgrund dieser besonderen Situation sehen Künstler, staatliche und private Kultureinrichtungen in Belarus, Georgien, Kasachstan, Russland und Usbekistan zunehmend eine Chance, dass Kunst im öffentlichen Raum eine Initialzündung zur Entwicklung der Zivilgesellschaft und zur Entwicklung neuer künstlerischer Ansätze bietet. Das Projekt RAUM für RAUM setzt hier an.

Bei Public Art überlagern sich die Produktion und die Rezeption von Kunst auf besondere Weise. Was bedeuten die Herstellung von Kunst und der Umgang mit ihr unter diesen spezifischen Bedingungen für die Produzenten und Rezipienten? Wie lassen sich die bisherige Aufteilung parzellierter Öffentlichkeiten und die damit einhergehende Verteilung des Sichtbaren und Unsichtbaren, des Machbaren und Nichtmachbaren durch künstlerische Interventionen unterbrechen? Was die aktuellen und zukünftigen Parameter in postsozialistischen Ländern sein können, um ästhetische Unterbrechungen und neue Handlungsräume zu schaffen, loten Künstler, Theoretiker, Kuratoren und Entscheidungsträger in diesem Projekt aus.

Die Vorspannphase basiert auf gemeinsamen Diskussionen zur Kunst im öffentlichen Raum, schnelle Interventionen im Stadtraum, erste Ideenskizzen und interkulturellem Austausch. Sie wird für die acht Orte maßgeblich von der künstlerischen Leiterin Petra Reichensperger konzipiert und von den lokalen Projektbetreuern Akbar Khakimov, Elena Gromova, Ludmila Ivashina, Eva Khachatryan, Yulija Sorokina, Olga Tatosyan, Nino Tchogoshvili und Pavel Wojnizkij um Positionen ergänzt.

Susanne Altmann, Kamola Akilov, Ruben Arevshatyan, Vardan Azatyan, Sergej Fofunoff, Anna Gor, Nazareth Karoya, Khatuna Khabuliani, Akbar Khakimov, Alexander Kotlomanow, Betlemi Mikrorayon, Dirck Möllmann, Alisa Prudnikowa, Petra Reichensperger, Heinz Schütz,Yulija Sorokina, Gio Sumbadze, Vera Tollmann, Olesya Turkin, Nata Vatsadze und Pavel Voinitski stellen künstlerische Strategien der Raumaneignung vor, referieren über allgemeine Paradoxien von Kunst im öffentlichen Raum und reflektieren dabei spezifische kulturelle Kontexte. Thematische Workshops für Künstler bieten Marc Bijl, Tamara Grcic, Daniel Knorr, Susanne Lorenz, Ulrike Mohr, Christoph Schäfer, Suse Weber und Georg Zey für inges idee an. Sie reichen von Kartografierungen von Möglichkeitsorten über Quick Sculptures hin zu Wunschproduktionen

Im nächsten Jahr ist an einigen der Orte in Osteuropa und Zentralasien ein Open Call zu Kunst im öffentlichen Raum für lokale Künstler geplant. Die eingereichten Projektvorschläge werden anschließend öffentlich präsentiert und von einer internationalen Jury prämiert. Die aus dem offenen Wettbewerb hervorgegangenen Preisträger erhalten die Möglichkeit, auf einer Reise durch Deutschland in einen Austausch mit weiteren Künstlern und Initiatoren von Kunst im öffentlichen Raum zu treten.

Neben den angezettelten Möglichkeitsräumen ist ein wichtiges Ziel, möglichst viele der nominierten Projektvorschläge gemeinsam mit den lokalen Entscheidungsträgern in sinnliche Erfahrungsräume zu transformieren. Welche künstlerischen Projekte umgesetzt werden können, hängt jedoch nicht zuletzt von den Genehmigungsverfahren vor Ort ab. Womit sich der Kreis zu dem eingangs diagnostizierten paradoxen Spannungsfeld, in dem sich Kunst im öffentlichen Raum bewegt, schließt.

Vorspannprogramm: Theorie und Praxis in 2010

Almaty (Kasachstan) Veranstalter: Goethe-Institut Almaty, Lokale Projektbetreuung: Yulija Sorokina Lectures: Susanne Altmann „Stadt und Kunst: eine Affäre von öffentlichem Interesse“, 22. Sept. "The urban Space as a Space of Resonance: Artistic Possibilities between Sculpture and Intervention", 23. Sept. Responses: Yuliya Sorokina „Public Art from a Local Perspective“ Workshop: Marc Bijl „Between Intention and Effect”, 4.-6. Okt. Galerie Tengri-Umai

Jerewan (Armenien) Veranstalter: Goethe-Institut Tbilissi, Lokale Projektbetreuung: Eva Khachatryan Keynote: Dr. Petra Reichensperger „Art and Public Space. Between Autonomy and Activism“, 30. Juni Lectures: Dr. Vardan Azatyan “Contesting Public Space: From Anonymous Dreams to Art’s Public Politics” Ruben Arevshatyan “Actualization of the Public Space in the Context of intensive Transformation in Armenia ” Nazareth Karoyan “Between Art and Health: The Public as Conceptual Framework of Gyumri Biennale” Workshop: Daniel Knorr „Was ist öffentlicher Raum?“, 25.-29. Nov. Suburb Cultural Center, Mkhitar Sebastatsi Fine Arts College

Kaliningrad (Russland) Veranstalter: Goethe-Institut St. Petersburg, Lokale Projektbetreuung: Elena Gromova Keynote: Dirck Möllmann „Politik und Kunst im öffentlichen Raum“ Lecture: Sergej Fofunoff „Unmöglichkeiten? Konzepte von Public Art in Russland“, 2. Nov. 2010 Workshop: Tamara Grcic / Dirck Möllmann „Möglichkeitsorte“, 3.-6. Nov. 2010 NCCA Kaliningrad

Minsk (Belarus) Veranstalter: Goethe-Institut Minsk, Lokale Projektbetreuung: Dr. Pavel Voinitski Lecture: Heinz Schütz „Public Art: Ein Aufstand gegen das Monument?, 10. Sept. Keynote: Heinz Schütz „Die Organisation von Public Art“, 11. Sept. Lectures: Dr. Pavel Voinitski „Aktuelle künstlerische Praktiken in Belarus“, Dr. Alexander Kotlomanow „ Aktuelle Kunstpraktiken in den GUS-Staaten“ Goethe-Institut Minsk Workshop: Georg Zey (inges idee) „Quick Sculptures. Temporäre Materialisationen im Stadraum“, Azgur-Museum Minsk, 18.-21. Okt.

Nowosibirsk (Russland) Veranstalter: Goethe-Institut Nowosibirsk, Lokale Projektbetreuung: Ludmila Ivashina Round Table „Raum für Raum – Perspektiven für Kunst im öffentlichen Raum“ u. a. mit Anna Tereshkova, Natalja Jaroslavtzeva, Alexander Lozhkin, Dr. Petra Reichensperger Kulturministerium des Nowosibirsk Gebietes, 2. Juni Keynote: Dr. Petra Reichensperger „Künstlerische Interventionen", 25. Sept. Lecture: a „Wie eine Stadt durch Kunst konstruiert wird? Round Table „Das Lyrische und Politische in der Kunst des öffentlichen Raums“ u. a. mit Konstantin Slotnikow, Jana Glembotskaja, Artem Loskutow, Oleg Senkow, Lisa Schmitz; moderiert von Sergei Samoilenko Workshop, 27.-31. Okt. Ulrike Mohr „Heiße Orte, Kalte Orte. Aggregatzustände einer Stadt“ Sibirisches Zentrum für Zeitgenössische Kunst

Taschkent (Usbekistan) Veranstalter: Goethe-Institut Taschkent, Lokale Projektbetreuung: Prof. Dr. Akbar Khakimov Keynote: Vera Tollmann „Wandlungen der Kunst im öffentlichen Raum: über Aufträge, Stadtmarketing und Mitbestimmung, 15. Okt. Lecture: Prof. Dr. Akbar Khakimov „Kunst im öffentlichen Raum in den Städten Usbekistans“ Lecture: Vera Tollmann „Kunst im öffentlichen Interesse?“, 16. Okt. Workshop: Prof. Susanne Lorenz „Ortsspezifisches Arbeiten“, 27.-30. Okt. Goethe-Institut Taschkent

Tbilissi (Georgien) Veranstalter: Goethe-Institut Tbilissi, Lokale Projektbetreuung: Nino Tchogoshvili Keynote: Dr. Petra Reichensperger „Räumen im öffentlichen Raum“, 28. Juni Impulsvorträge: Khatuna Khabuliani "Public Art in Tbilisi" Nata Vatsadze "Die Wohnung als ein öffentliches Raum“ Guram Tsibakhashvili „Kunst im öffentlichen Raum aus dem privaten Fotoarchiv" Maya Kipiani „Public Art Projekte der Akademie der Künste Tbilisi, 2005-2010" Gio Sumbadze “Public Art Projects“ Workshop: Suse Weber „Proberaum für eine Marionette“, 8.-11. Nov. Goethe-Institut Tbilissi

Uljanowsk (Russland) Veranstalter: Goethe-Institut Moskau, Lokale Projektbetreuung: Olga Tatosyan Einführung: Anna Gor „Russischen Besonderheiten von Public Art“, 7. Sept. Lectures: Heinz Schütz „Kunst im urbanen Raum. Geschichte und Perspektiven“ Staatliche Universität Uljanowsk 7. Sept. „Wie kommt die Kunst in den öffentlichen Raum?“, Zentrale Stadtbibliothek Uljanowsk, 8. Sept. Workshop: Christoph Schäfer „Re-Inventing Ulyanovsk. Subjectivity, culture and imagination", 7.-14. Nov. Staatliche Universität Uljanowsk

Koordinator: Goethe-Institut Nowosibirsk

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RAUM für RAUM
Ein mehrphasiges Exzellenzprojekt der Goethe-Institute in Osteuropa und Zentralasien
Vorspann: Roundtables, Seminare, Workshops, Entwürfe, Interventionen im Stadtraum

kuratoren:
Petra Reichensperger

koordination:
Goethe-Institut Nowosibirsk

stationen:
Almaty, Jerewan, Kaliningrad, Minsk, Nowosibirsk, Taschkent, Tiflis, Uljanowsk