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Mit dem Projekt "Wohnen im Turm. Bauvorhaben: Wohnanlage Schlesischer Busch" bespielt die Architektengruppe raumlabor_berlin acht Wochen lang den ehemaligen Grenzwachturm im Schlesischen Busch im Rahmen der Reihe "Letzte Überprüfung". Ausgangspunkt bildet der Grenzwachturm mit seiner funktionalen Architektur, seiner Geschichte und aktuellen Bezügen. Als sogenannte Führungsstelle erfüllte der Grenzwachturm im Schlesischen Busch eine besondere Funktion im System der Berliner Mauer. Von hier aus wurden 18 untergeordnete Wachtürme im Grenzabschnitt geleitet und die elektronischen Grenzsicherungsanlagen beaufsichtigt.

Seit dem Fall der Mauer verläuft durch die neue bzw. alte Mitte des wieder zu einer Stadt gewordenen Berlin ein Raum, der seine Funktion verloren hat. Nach einer knapp 30-jährigen Nutzung entstand an dem 44 Kilometer langen Streifen, der sich zwischen Vorder- und Hinterlandmauer aufspannte, ein für Teile der Öffentlichkeit schwer zu ertragendes Vakuum. Andere wiederum sahen in dieser einmaligen Leere mitten in einer Großstadt einen Nährboden für temporäre und sich verstetigende urbane Nutzungen. Während die einen sich wünschten, die Stadt möge so schnell wie möglich wieder zusammenwachsen und ihre Wunden heilen, bedauerten die anderen das damit verbundene Verschwinden von Spuren der Geschichte.

Am Schlesischen Busch gibt dem Unkundigen nur noch der Wachturm Aufschluss über die vergangene Geschichte der heutige zum Park umgewandelten Anlage. Unweit von hier, an der Heidelberger Straße, der Bezirksgrenze zwischen Treptow und Neukölln, haben sich der Jugendzirkus Kabuwazi und ein Discounter der Plus-Kette niedergelassen. Ein Zirkuszelt und eine Supermarkthalle, gewöhnlich eher in den Vororten anzutreffende Bautypologien des Temporären, verleihen dem ehemaligen Mauerstreifen den Charakter der Peripherie.

Das Projekt "Wohnen im Turm" thematisiert diese Wahrnehmung. Der denkmalgeschützte Wachturm als markantestes Relikt der Berliner Mauer in Berlin-Treptow wird zum Planspiel freigegeben, um in einen gewöhnlichen Bautyp der Peripherie umgewandelt zu werden: das Einfamilienhaus. In der ersten Phase vom 8. Juni bis zum 5. Juli werden Francesco Apuzzo und Axel Timm von raumlaborberlin ihr Planungsbüro in den Wachturm verlagern und mit den Ausstellungsbesuchern als potentielle "Bauherren" Szenarien der Umnutzung in Zeichnungen und Modellen erarbeiten. Ein Bauschild an der Puschkinallee gibt nicht nur Auskunft über das Projekt und "wirbt" Ausstellungsbesucher als Teilnehmer beim Planungsspiel, hier wird auch wöchentlich ein ausgewähltes Bauvorhaben präsentiert. In der zweiten Phase vom 6. Juli bis zum 30. Juli werden im Turm die entstandenen Entwürfe ausgestellt.

raumlabor_berlin ist eine Gruppe für Architektur und Städtebau. Projektbezogen arbeiten bei raumlabor_berlin Mitglieder mit Spezialisten anderer Professionen zusammen. raumlabor_berlin ist ein wissens- und Ressourcenpool. Neben Architekturaufgaben beschäftigt sich raumlabor_berlin auch mit Städtebau, Aktion, Landschaftsarchitektur, Gestaltung des öffentlichen Raumes und künstlerischen Installationen. Weitere Informationen unter www.raumlabor_berlin.de.

Letzte Überprüfung ist ein Projekt des Kunstfabrik am Flutgraben e.V. und wird von Svenja Moor (0163-2313222) und Ines Tartler (0178-3875171) geleitet. Weitere Informationen unter www.kunstfabrik.org.

Mit freundlicher Unterstützung des Bezirksamtes Treptow-Köpenick, Amt für Bildung und Kultur und der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur.

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Wohnen im Turm. Bauvorhaben: Wohnanlage Schlesischer Busch