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„Noch ist die Ursach nit gnug, alle Bilder abzuthun, zureissen und verbrennen. Warum? Dann wir müssen zulassen, es seind noch Menschen, die diese Meinung noch nitt haben, sonder künden die Bilde wohl brauchen“, so Martin Luther 1522 in seinen berühmten Invocavitpredigten. Nach dieser reformatorischen Aussage hin muss das Bild für Luther – im wahrsten Sinne des Wortes – als ein bildendes Medium je nach individueller Notwendigkeit verstanden werden. Dies entspricht der Bedeutung, die das lateinische Wort ‚reformare‘ in sich birgt: Es geht um ein Umbilden, ein Verwandeln oder Verbessern.

Das 500jährige Reformationsjubiläum zum Anlass nehmend, widmet sich das Graphik-Kabinett im Helferhaus ab Samstag, den 28. Oktober, jenem lutherischen Bildverständnis mit ausgewählten Druckgraphiken aus dem bedeutenden Bestand der städtischen Ernst-Riecker-Sammlung. Die hochkarätige Sammlung europäischer Druckgraphik, deren Kernbestand aus 1600 Blättern besteht, wurde in den Jahren 1870 bis 1918 von dem nach Amerika ausgewanderten Backnanger Apotheker Ernst Riecker zusammengetragen und ist in den letzten Jahren von Seiten der Stadt Backnang erweitert und ergänzt worden. In der Ausstellung „Reformare. Druckgraphik der Lutherzeit“ stehen rund 30 Holzschnitte beziehungsweise. Kupferstiche unter anderem von Albrecht Dürer, Lucas Cranach, Hans Sebald Beham sowie Darstellungen aus der Moralsatire „Das Narrenschiff“ oder dem Moraltraktat „Der Trostspiegel“ stellvertretend für den politischen Zeitgeist des 15. und 16. Jahrhunderts, die innerlichen und äußerlichen Frömmigkeitsformen und die damit einhergehenden künstlerischen Veränderungen.