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Der Reinhold Schneider Preis ist der hochdotierteste Kulturpreis der Stadt Freiburg. Er wurde nach dem in Baden-Baden aufgewachsenen Schriftsteller Reinhold Schneider benannt und ist 1960 als Kulturpreis der Stadt Freiburg eingerichtet worden. Der Preis - mit 15.000 Euro dotiert - wird alle zwei Jahre im Wechsel in den Sparten Musik, Bildende Kunst und Literatur vergeben. Darüber hinaus erhalten weitere PreisträgerInnen eine Förderauszeichnung von insgesamt 6.000 Euro. Diesjähriger Preisträger für Bildende Kunst ist der Freiburger Künstler Peter Vogel. Der Förderpreis wurde zu gleichen Teilen gesplittet und ging an Freya Richter und Sabine Wannenmacher. Der Kunstverein Freiburg widmet den Preisträgerinnen eine umfangreiche Ausstellung und möchte dadurch nicht nur ein Zeichen hinsichtlich der Wichtigkeit einer solchen Anerkennung setzen, sondern darüber hinaus dem Hauptpreisträger Peter Vogel und den beiden Förderpreisträgerinnen ein großzügiges Forum widmen.

Peter Vogel zählt zu den wichtigsten Vertretern und Pionieren der interaktiven Kunst. Seine Arbeiten basieren auf dezidierten Klangkompositionen und überzeugen formalästhetisch durch ihre einzigartige Verbindung zwischen ihrer technischen Anmutungsqualität und ihrer raumbezogenen Ausdehnung. Vogel studierte zuerst Physik, beschäftigte sich dann ausgiebig mit der Hirnforschung und kybernetischen Modellen der Neurophysiologie und Psychologie. Im Anschluss daran startete er seine künstlerische Tätigkeit im Jahr 1955. Nachdem er sich im Feld der Malerei, des Tanzes und der Komposition elektronischer Musik bewegt hatte, entwickelte er schlussendlich im Jahr 1969 seine ersten Experimente mit kybernetischen Plastiken. Im Kunstverein Freiburg wird Peter Vogel die sehr komplexe und interaktive elektronische Installation "Nagoya-Klangwand / The Sounds of shadow" zeigen. Die Nagoya Klangwand ist ein 6 Meter breites und aus elektronischen Bauteilen konstruiertes Relief, das auf Bewegungen und Schatten des Betrachters mit Klängen reagiert. Jeder der 14 Sensoren löst eine eigene musikalische Minimal-Sequenz - repetitive Tonfolgen - aus, die mit anderen beliebig kombiniert und in ihrer Lautstärke variiert werden kann. Die Interaktion mit der Klangwand ist ein Bewegungsspiel und gleichzeitig auch ein Spiel mit Klangfiguren: Das vorgegebene Material stellt den ersten Teil einer Komposition dar, deren zweiter Teil vom Betrachter/Spieler/Tänzer vollendet wird.

Freya Richter bespielt Räume, indem sie deren Beschaffenheit für den Betrachter sichtbar macht. Ihre Holz- und Papierinstallationen sind das Ergebnis einer intensiven Auseinandersetzung mit der jeweiligen Situation vor Ort. Ihre ausgeklügelten, gebauten Holzkonstruktionen - gebaute räumliche Situationen aus Latten, Leisten, Keilen und Klötzen - antworten auf architektonische Gegebenheiten und schreiben sich dem Ort regelrecht ein. Während ihre leichten, filigran-luftigen Papierarbeiten Licht und Schatten aufnehmen und Luftzirkulationen weitertragen. Es ist ein Spiel mit Gegensätzen: Eine gewollte, gebaute Situation antwortet auf eine gegebene, vorherrschende, etwas Leichtes trifft auf etwas Schweres, Elastizität tritt in unmittelbaren Dialog mit Rigidität. Freya Richter verbindet und reizt dabei materielle, räumliche und statische Grenzen bis zum Äußersten aus. Im Kunstverein Freiburg nehmen ihre in-sito Installationen - Arbeiten, die vor Ort entstehen - direkten Bezug auf die spezifische Licht- und Raumsituation des Hauses.

Zwischen Bertold Brecht und Beastie Boys, zwischen inhaltlicher Relevanz und naiver Plakativität manifestiert sich Sabine Wannenmachers absurd-surreale Sicht auf die Welt und das eigene Ich. Ihre Arbeiten sind unmittelbare Kommentare auf unsere Gegenwart. Während sie auf der einen Seite tagebuchartig einen Einblick in die Privat- oder Intimsphäre der Künstlerin zu geben scheinen, verbergen sie sich gleichzeitig hinter einer stereotypen Allgemeingültigkeit. Das porträtierte Pony, mit rosa Halfter und treuen rehbraunen Augen oder das Bild eines verliebten jungen Pärchens Händchen haltend inmitten einer Blumenwiese, sie sind Spiegel unserer von einer schnelllebigen Konsumgesellschaft und Werteverlust gezeichneten Zeit in pastos kindlicher Handschrift, unschuldige Mädchenfantasien in Bonbonfarben?! Doch verborgen hinter dieser scheinbar plakativen Naivität, die wie tagträumerische Kindheitserinnerungen oder bonbonfarbene Mädchenfantasien wirken, verstecken sich oftmals philosophisch-intellektuelle Ansätze.

Pressetext

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Reinhold Schneider-Preis 2004

Künstler:
Peter Vogel, Freya Richter, Sabine Wannenmacher