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Renaud Regnerys Arbeiten begreifen die Malerei als spannungsgeladenes Feld, welches zum einen die Auseinandersetzung mit der Historie des Mediums und den damit verbundenen Diskursen evoziert, zugleich aber Möglichkeiten der (Selbst-)behauptung und Verortung bereithalten kann. Damit verbunden ist sein Interesse an der Auseinandersetzung mit tradierten, gesellschaftlichen Konventionen, deren ästhetischen Ausprägungen und psychologischen Fragestellungen. Seine Arbeitsweise wechselt zwischen geschlossenen Bildzyklen und quasi-seriell entwickelten Werkgruppen, die entweder rein malerisch oder unter Verwendung verschiedener Drucktechniken und Malmaterialien umgesetzt werden. Dazu etabliert Regnery im Ausstellungskontext mittels architektonischer Eingriffe, Stellagen oder besonderer Hängesystematiken eine bewusste Auseinandersetzung mit den spezifischen Präsentations- und Wahrnehmungsmustern von Malerei.

„Ritournelle“, der Titel Renaud Regnerys erster Einzelausstellung in der Galerie, verweist auf die eingangs beschriebenen Ambivalenzen: historisch belegt ist der Begriff aus Renaissance und Barock als Bezeichnung eines melodisch besonders einprägsamen, immer wiederkehrenden Melodiefragmentes, welchem etwas zeitlos Gültiges zugeschrieben wird; der zeitgenössische, französische Slang dagegen verwendet ihn eher als ‚redundant’, ‚altbekannt’, ‚wenig spektakulär’. Klang und Schreibweise des Wortes „Ritournelle“ weisen zugleich auf die inhaltliche Dimension der Ausstellung hin – die Assoziation zu Schnörkel und Zierrat ist nicht ohne Hintergedanken gewählt. Im Mittelpunkt des Interesses steht bei den gezeigten Arbeiten das ‚Ornament’ – ein schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts heftig umkämpfter Topos, der bis dato nichts von seinem Konfliktgehalt eingebüßt hat. Ursprünglich als Utopie eines harmonischen Verhältnis von Individuum und Gesellschaft entworfen, wird es bald von der Industrie aufgegriffen, tausendfach produziert und als heimische Tapete auswechselbar an die Wand gekleistert. In seinen ‚wallpaper- und silkscreen-paintings’ wird genau dieser Zwiespalt verhandelt. Motive werden isoliert, durch verschiedene Bearbeitungsprozesse von ihrem Ursprung distanziert und in der Konsequenz des malerischen Gestus wieder individualisiert. Das Massenprodukt Tapete und die serielle Produktion des Siebdrucks werden mit der subjektiven Bearbeitung durch Farbauftrag und Sprühlack überblendet. Regnery zwingt dabei bewusst disparate Schichten zusammen, verwischt Spuren und legt neue Räume frei. Obwohl der Malgrund eher flächig und mit verhaltenem Duktus bearbeitet ist, entwickeln die Arbeiten eine starke physische Präsenz, die im Resultat kritische Befragung und unbedingte Behauptung des malerischen Prozesses gleichermaßen verkörpert. Dazu hat Renaud Regnery den Galerieraum durch ein architektonisches Element, welches zwischen eingezogenen Dielen und überdimensioniertem Podest angelegt ist, neu strukturiert. Leicht über Tritthöhe konstruiert, ändert sich sowohl die Betrachtung der einzelnen Arbeiten als auch der Eindruck beim Wahrnehmen der gesamten Ausstellung. Diese Präsentationsform unterstreicht den Charakter der einzelnen Bilder, wonach jedes auf den gemeinsamen Kontext verweist und zugleich seine spezifische Autarkie behauptet.

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Renaud Regnery
Ritournelle