FILIALE Berlin

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Reto Camenischs Landschaften entwickeln sich förmlich beim Betrachten, bis man nach und nach den Eindruck hat, am Ort zu sein, den er fotografierte – mitten im Urwald Neuseelands, mitten in den Felsen der Gastlosen, am Strand in der Bretagne. Es ist eine urtümliche Kraft, die aus diesen Bildern spricht, eine Unmittelbarkeit und Präsenz, die etwas mit jener erfüllten Zeit zu tun hat, die den stereotypen Ablauf der metrisch weitertickenden Zeit unterbricht oder diese gar aufhebt. So wird der Moment zum Ort, von dem der Fotograf sagt, es sei eine Art von Zuhausesein – obwohl auf diesen Landschaften keine Menschenseele zu sehen ist, ja alle Formen menschlichen Eingriffs ausgeblendet sind und deswegen die Urtümlichkeit, die skulpturale Monumentalität der Formen umso mehr hervortritt. Der einzige Eingriff ist hier – wie bei Ansel Adams – der Blick, der in der Landschaft umherschweift.

Der Blick sieht das Ganze und hat in sich doch etwas Verlorenes: Diese Landschaften sind gross, beinahe zu gross, als dass man sie erfassen könnte. Sie haben etwas von dem in sich, was die Ästhetik seit dem 18. Jahrhundert ›das Erhabene‹ nennt – aber Camenisch gelingt es, jenes Moment des Überwältigtseins nicht ins Pathetische abgleiten zu lassen. Pathos freilich ist durchaus in diesen Bildern: als Leidenschaft – für den Ort, für den Moment, für das Bild, das sich erst nach und nach in seiner Grösse zeigt. Denn am Anfang ist da die Irritation über das Dunkle, dem der Fotograf Raum lässt. Seine Farbe ist Schwarz, gewiss, aber sein Schwarz ist eben eine Farbe, ist Ton und Tönung jenseits der Verdunkelung. Im Gegenteil: Seine Bilder erhellen sich, gerade im Dunkel zeigen sich die hellen Töne ganz sanft immer deutlicher, da ein Blatt, da ein Zweig, da eine Zeichnung im Fels.

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Reto Camenisch
Galerie Römerapotheke, Zurich