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Nach unserer Eröffnungsausstellung mit Rita McBride und Julius Shulman im Jahr 2000 und der Kollaboration "Group Effect" im vorletzten Jahr zeigen wir nun zum dritten Mal skulpturale Arbeiten der amerikanischen und mittlerweile in Köln lebenden Künstlerin Rita McBride, erstmals in einer Einzelausstellung.

"Middle Managers" nennt Rita McBride (seit 2003 Professorin an der Düsseldorfer Kunstakademie) eine neue Serie von Skulpturen: hell emaillierte Aluminiumquader, deren Form und Maße den omnipräsenten grauen Verteilerkästen an europäischen Straßenrändern entliehen sind – jenen in ihrer nahezu penetranten Unauffälligkeit gern übersehenen Kabelboxen, die der Steuerung des heute unverzichtbaren, globalen Daten- und Kommunikationsverkehrs dienen. "Mini-Manager" bezeichnet entsprechend eine Gruppe kleinerer Wand-Arbeiten, auch sie im Funktionsdesign der allgegenwärtigen Modems, Netzwerk- und Sicherungskästen unserer zunehmend vernetzten Alltagswelt.

Die Arbeit "Self-Storage" erweitert die Ausstellung um den Bezug zu einem spezifisch amerikanischen Beispiel von Service-Architektur: den an Raum mangelnden Kunden werden Lager-Einheiten in nur zu diesem Zweck errichteten Hallen-Anlagen vermietet. Die im schnellen und seriell konzipierten Modul-Verfahren "aufgeklappten" Nutzbauten an den Ausfallstraßen erscheinen bei Rita McBride als fragile Modelle, aus Ton gebrannt und auf Stahltischen präsentiert wie Artefakte in einem Museum der Zukunft.

Rita McBride überträgt in ihrer Arbeit Elemente aus Architektur und Design in die Struktur der Kunstwelt, transformiert Funktions-Architektur und -Design unserer Service-Gesellschaft in neuen Maßstäben und mit überraschender Materialverwendung zu ästhetischen Behauptungen auf dem Parkett des Kunstsystems. In der Architektur notwendige Versorgungs-Elemente wie Markisen, Rohrleitungen oder Kühlsysteme werden in McBrides Arbeit zu unabhängigen, selbstbewußten Objekten, die sich über die neuartige Aufmerksamkeit und Sorgfalt, die ihnen zuteil wird, stolz zu amüsieren scheinen: Videospielautomaten finden sich als emaillierte Hochglanz-Skulpturen wieder. Parkhaus-Rampen stehen als Modelle auf dem Boden – aus Bronze und Stahl gegossen. Das den Bediensteten und dem Service vorbehaltene Erdgeschoß in Le Corbusiers berühmter "Villa Savoye" wird zum bühnenhaften Ausstellungs-Parcour von eigenen und fremden Arbeiten. McBrides Arbeit enthält nicht selten humorvolle Anspielungen auf die gescheiterten Ideale einer Moderne, der die verhassten sozialen Hierarchien nie wirklich ablegen konnte und doch vor allem dem technischen Fortschritt unterworfen war, anstatt diesen zur Formung einer besseren Gesellschaft nutzen zu können.

Von ihrer Funktion befreit scheinen Rita McBrides Objekte nach alternativen Optionen oder – besser noch – Utopien zu verlangen, in der sich soziale Funktion, Ästhetik und Effizienz auf neue Weise verbrüdern. Während außerhalb der Kunst eine Antwort ausbleibt und der eigentliche Antrieb von Architektur und Design immer nur die Ökonomie sein wird, eröffnen sich einzig im Rahmen der Kunst fiktionale Momente und Orte: wo die vertrauten Relationen von Objekt und Raum, von Form und Funktion sich kurzerhand auflösen, wo mit etwas Subversion und Witz die Verhältnisse und Maßstäbe durcheinander gebracht werden, wo Bedeutungen, Hierarchien und Aufgaben nicht vorgeschrieben oder zugeteilt sind. Ein weitgehend unbelasteter Ort, an dem sich nicht nur Rita McBrides "Middle Manager" ganz ungewohnt wohl fühlen... Pressetext

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Rita McBride - Middle Managers / Self-Storage