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Ausstellungseröffnung und Präsentation der Werkmonografie: Sonntag, 14. September, 12 Uhr anschließend um 14 Uhr Ausstellungsrundgang mit Mark von Schlegell

Rita McBride (*1960, Des Moines, Iowa), seit 2003 Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf, zählt international zu den bedeutenden Künstlern ihrer Generation. Ihr bildhauerisches, installatives, performatives und publizistisches Werk brachte in den vergangenen Jahren einen neuen, sehr komplexen Begriff von Skulptur hervor, der die gesellschaftliche Rolle von bildender Kunst erneut zur Diskussion stellt.

Das Museum Abteiberg realisiert die erste Einzelausstellung McBrides in einem deutschen Museum - acht Jahre nach ihrer Ausstellung „Werkshow“ im Jahr 2000 (Kunsthalle Baden-Baden, Neuer Aachener Kunstverein) und der herausragenden Zahl internationaler Ausstellungen in den USA und Europa ein wohl überfälliges Vorhaben, das die Relevanz dieser Künstlerin einer breiteren Öffentlichkeit darstellen wird.

In der Wahrnehmung vieler Betrachter ist Rita McBride Bildhauerin. Doch wenngleich sie seit Beginn ihrer künstlerischen Arbeit viele skulpturale Objekte produziert, geht es in ihrem Werk nicht mehr um das Objekt selbst. Vielmehr geht es um Situationen und Bühnen, die aus ihm entstehen, auch um Performance und Text, Handlung und Fiktion, die um ein Objekt herum bzw. mit ihm geschehen. Betrachtet man diese Gebundenheit der Objekte McBrides, die seit den Anfängen um 1990 immer aufs Neue sichtbar wird, so lässt sich ihr Werk als ein Beitrag zur „relationalen Ästhetik“ lesen, die seinerzeit für die Praxis einer neuen künstlerischen Generation geschrieben wurde, und wenn man die spezifische Relation der Objekte McBrides in wenigen prägnanten Worten fassen will, so handelt sie von Design, Architektur und öffentlichen Räumen. Public Works, zu deutsch öffentliche Arbeiten, ist demnach nicht nur als eine Formulierung für die sichtbar gewordenen, weil aus dem Atelier „veröffentlichten“ Objekte McBrides zu verstehen, sondern muss viel komplexer und in allen möglichen Bezügen dieser beiden Wörter „public“ und „works“ gelesen werden. Alles, was hier präsentiert wird, hat seinen Ursprung irgendwo anders als in der Skulptur: in der Öffentlichkeit, in ihren Räumen, ihrem aktuellen Handeln, ihren Zeichen - der konkrete Begriff hierfür bildet sich in einer aktivierten Formulierungsvariante, die das Adjektiv „public“ zum Subjekt einer Feststellung macht: „(The) public works“, zu deutsch „Die Öffentlichkeit arbeitet“. Oder auch zum Subjekt einer Botschaft, die wiederum aus der Werbebranche stammen könnte: „Öffentlichkeit wirkt“.

In der speziell auf die Architektur des Museums Abteiberg abgestimmten weiträumigen Ausstellung zeigt McBride unter anderem die Objektserien Panels (2000-2002), Manager (2004-2008) und Templates (2006-2008) sowie das Modell und die vielzähligen Darstellungs- und Simulationsmedien ihrer spektakulären Außenskulptur Mae West für den Effnerplatz in München (Entwurf 2003, Realisierung voraussichtlich 2009). In direkter Antwort auf die zitatreiche Architektur des Museums Abteiberg entwarf McBride eine neue Konstellation ihrer Installation National Chain (1997; erstmalig präsentiert 1997 im Witte de With Rotterdam), ein raumgreifendes Rasterdeckengitter aus Aluminiumprofilen, das auf die Körper- bzw. Augenhöhe der Betrachter abgesenkt ist und, so Mark von Schlegell, wie ein „gefrorener metaphorischer See“ erscheint: das Ideal der Minimal Art und die Serialität von Supermarktarchitekturen; das „celebrated modernist grid“ als ein „unendliches System“ der Ästhetik, der Ökonomie und des Kapitalismus der Moderne (Mark von Schlegell, Originalsprache englisch).

Im Wechselausstellungsraum des Museums Abteiberg wird die National Chain nunmehr durch eine neue Werkgruppe von skulpturalen Objekten ergänzt: 7 ungleichmäßige und bruchstückhaft wirkende Objekte mit aufwändig überzogenen Laminaten, deren Formen und Oberflächen ein ruinenartiges, zugleich hochästhetisches Feld unter den Quadratrastern der National Chain erleben lassen, „Das Ende des 20. Jahrhunderts“ (vgl. Installation Joseph Beuys, 1982/83) in einer komplexen Neuinterpretation. Zum Zeitpunkt dieser Pressemitteilung ist McBrides neue Serie der Marker (2008) noch in Produktion; Fotos und weitere Detailinformationen werden in der Pressevorbesichtigung am 11. September veröffentlicht.

Das Museum Abteiberg präsentiert am 14. September 2008 auch die erste große Werkmonografie von McBride – ein umfassendes Kompendium ihrer künstlerischen Biografie, mit mehr als 340 Abbildungen von Objekten, Projekten, Dokumenten und Publikationen, kommentiert durch zahlreichen Werktexte des amerikanischen Autors Mark von Schlegell. in englischer Sprache, herausgegeben vom Museum Abteiberg, erschienen im DuMont-Verlag Köln.

Ergänzend hierzu wird den Ausstellungsbesuchern eine deutschsprachige Broschüre mit übersetzten Texten Mark von Schlegells zu den ausgestellten Werken angeboten.

Biografische Kurzinformationen:

Rita McBride, geboren 1960 in Des Moines, Iowa. Studium am Bard College Annandale-on-Hudson, New York (BA) und am California Institute of the Arts, Valencia, CA (MFA). 1991 Rome Prize Fellowship, American Academy Rome, 1999 DAAD-Stipendium Berlin, 2002 Atelierstipendium der Freien und Hansestadt Hamburg. Sie lehrte u.a. an der Kunstakademie München, der Ecole des Beaux Arts Paris und De Ateliers Amsterdam, ist seit 2003 Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf und lebt in Düsseldorf.

Auswahl Einzelausstellungen: 1997 Arena & National Chain, Witte de With, Rotterdam; 1999 Arena & To Be Announced, Kunstverein München; 2000 Her House with the Upstairs in It, DAAD Galerie Berlin; Werkshow, Staatliche Kunsthalle Baden-Baden / Neuer Aachener Kunstverein, Aachen; Secession Tower, Wiener Secession, Wien; 2001 472 New Positions, De Pont, Tilburg; 2002 Naked Came the Stranger, Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz; Croissance Générale/General Growth, Institut d’Art Contemporain, Villeurbanne; 2004 Exhibition, Sculpture Center, Long Island City, New York; No Fixed Address, Artspeak, Vancouver; 2007 Civic Sculpture in Memoriam, Museum X, Museum Abteiberg, Mönchengladbach; 2008 Tight, Repeating Boredom: Rita McBride and Koenraad Dedobbeleer, FRAC Bourgogne, Djon / Kunsthalle Bern / PMMK, Museum voor moderne Kunst, Ostende;

Auswahl Gruppenausstellungen 1995 Critical Distance: Between Art and Architecture. Neuberger Museum of Art, State University of New York; 1998 Where: Allegories of Site in Contemporary Art, Whitney Museum of American Art at Champion, Stamford, Connecticut; Architecture! Architecture! Architecture! Times Square Gallery, City University of New York; 2000 What If: Art on the Verge of Architecture and Design, Moderna Museet, Stockholm; HausSchau, Deichtorhallen, Hamburg; 2002 Taipei Biennial, Taipei; Building Structures, P.S.1, New York; Artists Imagine Architecture, ICA Boston; 2003 Micro-Utopias, Bienal de Valencia; Living Inside the Grid, New Museum, New York; 2005 Farsites/Sitios Distantes, San Diego Museum of Art / Centro Cultural Tijuana; Artists’ Books Revisited, Printed Matter, New York / Art Metropole, Toronto; The Blake Byrne Collection. Museum of Contemporary Art, Los Angeles; 2006 Glass: Material Matters, Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles; 2007 The World as a Stage, Tate Modern, London / Institute of Contemporary Art, Boston; 2008 One Night Stand, Berlin Bienniale, KW Kunstwerke Berlin; Zidovi na Ulici/Walls in the Street, Musej savramene umetnosti Beograd, Belgrad.

Mark von Schlegell, geboren 1967 in New York, Studium American Studies Yale University, Ph.D. Department of English / Creative Writing, New York University. Autor philosophisch-experimenteller Science Fiction, Venusia (2005) und High Wichita (2006), und zahlreicher Texte über Science Fiction, Kunst und Kunsttheorie, u.a. für Parkett, Artext, Flash Art und Ausstellungskataloge zur Gegenwartskunst. Er lebt zur Zeit als Stipendiat des Atelierprogramms im Kölnischen Kunstverein in Köln.

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