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Vom 26.9.2008–11.1.2009 zeigt das Kunsthaus Zürich den in der Schweiz ersten umfassenden Überblick über das Schaffen der bedeutendsten italienischen Maler des ausgehenden 19. Jahrhunderts: der Divisionisten.

Was George Seurat und Paul Signac für den französischen «Neo-Impressionismus» darstellen, ist Giovanni Segantini für den «Divisionismus»: ein Meister der Farbe, Leuchtkraft und Brillanz. «Divisionismus» nennt man die italienische Spielart der in Paris auch als «Pointillismus» bekannten Nachfolgeströmung des Impressionismus. Die Analyse des Lichts und der Farben begründet die divisionistische Malweise. Segantini und seine Zeitgenossen stehen am Anfang der klassischen Moderne in Italien. Sie bringen Prinzipien der Farbtheorie und der Optik zur Anwendung. Punkte oder Striche, oft in komplementären Kontrasten reiner Primärfarben, fügen sie zu schillernden, licht-durchfluteten Kompositionen.

Die wichtigsten Vertreter der älteren Generation sind neben Giovanni Segantini Giuseppe Pellizza da Volpedo und Gaetano Previati. Zu der zweiten Generation gehören Maler, welche ihre Karriere als Divisionisten beginnen und später im Futurismus zur Reife gelangen: Giacomo Balla, Carlo Carrà und Umberto Boccioni. Im Unterschied zum idyllischen französischen Postimpressionismus versteht sich die italienische Malerei zwischen 1891 und 1910 als politische, progressive Ausdrucksform. Neben aus der Natur entnommenen Motiven wie Umberto Boccionis «Lombardische Landschaft» (1908) und symbolistischen Themen wie «Der Klang des Bachs» (1902) von Emilio Longoni gibt es unter den 80 in der Ausstellung versammelten Gemälden etliche, die das gesellschaftspolitische Engagement der Künstler zum Ausdruck bringen. Angelo Morbelli stellt in «Das Weihnachtsfest der Vergessenen» (1903) den kargen Innenraum eines Obdachlosenasyls und darin vereinzelte Menschen dar, denen es an Wärme, Nahrung und Zuwendung fehlt. Und auch Giacomo Ballas «Der Bauer» (1903), scheint von den Früchten seiner Arbeit nicht unbeschwert leben zu können. Die Landbewohner suchen zu dieser Zeit Arbeit und Zuflucht in der Stadt. Doch neben den Errungenschaften der modernen Technik, für die Giacomo Ballas astralisch leuchtende «Strassenlaterne» (1909) steht, formiert sich ein Proletariat. Die zwei Gesichter der Industrialisierung spüren nicht nur damals die Künstler sondern auch die Besucher der Ausstellung im Kunsthaus. Zunächst mit «Soziale Gegensätze», dem Titel eines Bildes von Emilio Longoni von 1894 konfrontiert, blicken sie wenig später erleichtert auf Segantinis Idyll «Mittag in den Alpen» (1891).

Der Divisionismus spielt auch in der Geschichte der Schweizer Kunst eine Rolle. Vor allem Maler aus der Südschweiz standen in Kontakt mit der modernen Bewegung und setzten dieselben stilistischen Mittel ein: Edoardo Berta, Filippo Franzoni sowie Giovanni Giacometti. Die Ausstellung ist eine Koproduktion des Kunsthaus Zürich und der National Gallery, London. Sie wurde kuratiert von Simonetta Fraquelli, Tobia Bezzola und Christopher Riopelle. Neben Leihgaben aus italienischen Museen, dem Pariser Musée d’Orsay oder dem Museum of Modern Art, New York, sind ein Dutzend selten gezeigte Werke aus Privatbesitz aufgenommen worden. Der Katalog versammelt Essays von Vivien Greene, Giovanna Ginex, Aurora Scotti Tosini und Simonetta Fraquelli. Ein im Eintrittspreis inbegriffener Audioguide informiert die Besucherinnen und Besucher über die divisionistische Maltechnik, liefert bio-grafische Angaben zu einzelnen Künstlern und Hintergründe zu der Entstehung einer ganzen Reihe von Gemälden.

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Rivoluzione!
Italienische Moderne von Segantini bis Balla

Künstler: Giacomo Balla, Umberto Boccioni, Carlo Carrà, Vittore Grubicy, Emilio Longoni, Angelo Morbelli, Plinio Nomellini, Giuseppe Pellizza da Volpedo, Gaetano Previati, Luigi Russolo, Giovanni Segantini, Ettore Sottocornola